9. Oktober 1989: Der Tag der Entscheidung

70.000 Menschen haben die Sicherheitsorgane nichts entgegen zu setzen. Die Demonstration bleibt friedlich - ein Damm ist gebrochen. Foto: Heinz Löster

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Trotz großer Angst vor bewaffneten Auseinandersetzungen demonstrierten am 9. Oktober nach dem Friedensgebet in vier Leipziger Kirchen mehr als 70.000 Bürger mit den Losungen "Keine Gewalt" und "Wir sind das Volk" gegen das SED-Regime. Die bereitstehenden 8.000 bewaffneten Kräfte (Polizisten, Angehörigen der Kampfgruppen und Soldaten der NVA) zogen sich angesichts der demonstrierenden Massen zurück.

Der friedliche Verlauf des 9. Oktober wurde als Sieg über das Regime empfunden. Von nun an breiteten sich die Proteste im ganzen Land aus. Die SED aber bereitete noch wochenlang eine gewaltsame Auflösung der Demonstrationen vor. Gleichzeitig versuchte sie, durch "Dialog"-Veranstaltungen mit den Bürgern in das lange überfällige Gespräch zu kommen, um den Demonstrationen so ein Ende zu setzen.

In den folgenden Wochen wuchs die Zahl der Demonstranten stetig. Am 6. November waren es 400.000 Menschen, die ihren Willen zu demokratischen Veränderungen bekundeten. Auch nach dem Fall der Mauer am 9. November demonstrierten noch immer Hunderttausende.