Sie sind hier: Runde-Ecke-Leipzig.de / Presse

einzelne Meldung

Dienstag, den 10. März 2009

"Leipzig liest" im Museum in der "Runden Ecke"

Kategorie: Pressemitteilung

20 Jahre, Aufarbeitung und ein Denkmal für Freiheit: Lesungen und Diskussionen am historischen Ort

20 Jahre nach der Friedlichen Revolution sind die DDR und der demokratische Umbruch des Jahres ´89 in der Literatur präsenter denn je und deswegen auch der Themenschwerpunkt der diesjährigen Leipziger Buchmesse. Im Jubiläumsjahr 2009 ist es auch dem Bürgerkomitee Leipzig e.V. als Träger der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker ein besonderes Anliegen, Autoren und deren Publikationen vorzustellen, die sich mit der Friedlichen Revolution beschäftigen, so etwa Ehrhart Neubert, Sylvia Kabus und Stephan Krawczyk. Mit der prominent besetzten Podiumsdiskussion über ein Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig am Samstag, den 14. März um 14.00 Uhr möchte die „Runde Ecke“ den geschichtspolitischen Debatten, die 20 Jahre nach dem demokratischen Umbruch geführt werden, auch im Rahmen der Buchmesse Raum geben.

 

Daneben nimmt die Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Staatssicherheit wie immer einen wichtigen Platz im Programm des Bürgerkomitees ein. In den Büchern von Hubertus Knabe, Christhard Läpple oder Volker Koop, um nur einige Beispiele zu nennen, zeigt sich, wie facettenreich die Auseinandersetzung mit diesem Thema bis heute ist.

 

Nicht zuletzt ist dem Bürgerkomitee auch eine autobiographische beziehungsweise belletristische Auseinandersetzung mit dem Thema wichtig. Mit Julia Schoch wird eine Anwärterin auf den Preis der Leipziger Buchmesse 2009 in der „Runden Ecke“ zu Gast sein und ihr neu erscheinendes Buch „Mit der Geschwindigkeit des Sommers“ vorstellen.

 

Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ stellt während des Literaturfestivals „Leipzig liest“ gemeinsam mit Verlagen in 15 Veranstaltungen ausgewählte Neuerscheinungen aus den Bereichen Belletristik und Sachbuch vor. Gelesen wird in originalen Räumen der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit, die eine besondere Atmosphäre für Autoren und Publikum schaffen.

 

Aus der Bestsellerliste: Julia Schoch „Mit der Geschwindigkeit des Sommers“ für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert

Am 12.03.2009 um 19.00 Uhr wird die für den Preis der Leipziger Buchmesse nominierte Autorin Julia Schoch aus Ihrem Roman „Mit der Geschwindigkeit des Sommers“ lesen, kurz nach der Bekanntgabe des Gewinners. Die bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnete Schriftstellerin erzählt die Geschichte vom Ende der DDR in einer ehemaligen Garnisonsstadt im Nordwesten des Landes zwischen Truppenübungsplätzen und Ostsee im Nirgendwo gelegen. Es ist die jüngere Schwester, die geht, die Ältere bleibt mit Mann, Kind und einem Liebhaber, den beide nur den Soldaten nennen, da er einst in der Garnisonsstadt stationiert war. Der Roman beginnt mit dem Selbstmord der Älteren und der Suche der Jüngeren nach einem Grund dafür.

 

Die so bewegende wie einsichtsvolle Geschichte dieser rätselhaften Frau erzählt Julia Schoch nuanciert und mitreißend aus der Perspektive der jüngeren Schwester: Vor allem die Frauen waren übermütig. Als hätte ihnen nun der Lauf der Geschichte, die Auflösung unseres Staates, ein Argument für ein eigenes Leben gegeben. Meine Schwester aber, die in der Abgeschiedenheit der Kiefernwälder und des Stettiner Haffs von der Freiheit geträumt hatte, hatte noch nichts, das sich zu verlassen lohnte. Nur die Familie, den Ehemann. Aber sie blieb, traf sich wieder mit ihrem alten Liebhaber und gab sich fast schwärmerisch der verlockenden Vorstellung hin, dass in diesem anderen Staat ein anderer Lebenslauf für sie bereitgestanden hätte. Wäre ich aufmerksamer gewesen, hätte ich ihre verhängnisvolle Entscheidung vielleicht rückgängig machen können.

 

 

Aufarbeitung 20 Jahre danach: Hubertus Knabe und Ehrhart Neubert

 

Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. möchte in seinen Veranstaltungen auch immer wieder einer zu starken Bagatellisierung der Diktatur entgegenwirken und die Aufarbeitung SED-Regimes voranbringen. Mit Hubertus Knabe und Ehrhart Neubert sind zwei auf dem Gebiet profilierte Wissenschaftler in der Gedenkstätte zu Gast und werden aus Ihren Neuerscheinungen lesen:

Hubertus Knabe, Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen, stellt am Freitag, den 13.03.2009, um 19.30 Uhr sein neues Sachbuch „Honeckers Erben- Die Wahrheit über die LINKE“ vor, in dem er beschreibt, wie geschickt es ehemalige Parteifunktionäre schafften, die diskreditierte Parteidiktatur zu retten und die Misere der letzten 40 Jahre anderen in die Schuhe zu schieben. Noch heute sind gut die Hälfte der LINKE Mitgliedschaft alte SED-Genossen, darunter zahllose Stasi-Mitarbeiter. Rechtzeitig zur Bundestagswahl leuchtet Knabe hinter die Kulissen einer Partei, die die Öffentlichkeit wie keine andere über ihr wahres Innenleben zu täuschen versteht und nicht zuletzt deshalb auf eine völlig unkritische Haltung der bundesdeutschen Medien trifft.

 

Mit seinem im letzten Herbst erschienenen Buch „Unsere Revolution. Die Geschichte der Jahre 1989/90“, das der Autor Ehrhart Neubert am Samstag, den 14.03.2009 um 18.30 vorstellt, ist es erstmals einem Mithandelnden am Runden Tisch gelungen, eine Gesamtdarstellung der Ereignisse der Friedlichen Revolution zu schreiben. Als Bürgerrechtler damals und Wissenschaftler heute vermag er das vielschichtige Geschehen nicht nur aus erster Hand zu erzählen, sondern es auch zu deuten und zu strukturieren. So kann er zeigen, wie der eine historische Augenblick möglich wurde, in dem sich die deutsche Revolution von unten entfalten und eine buchstäblich betonierte Herrschaft stürzen konnte.

 

 

Der Weg zum Denkmal für Freiheit und Einheit – Buchvorstellung und Diskussion am 14.03.2009 um 14.00 Uhr

 

Das von Andreas Apelt herausgegeben Buch „Der Weg zum Denkmal für Freiheit und Einheit“ bildet den Ausgangspunkt zur prominent besetzten Podiumsdiskussion in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft e.V., in der über ein verbindendes Denkmal in Leipzig und Berlin diskutiert wird. Die Friedliche Revolution 1989/90 gehört zu den großen Daten deutscher Nationalgeschichte. Der Bundestag hat deshalb beschlossen, in Berlin ein Freiheits- und Einheitsdenkmal zu errichten. Nach langen Kontroversen wird nun auch in Leipzig ein Denkmal errichtet, das vor allem daran erinnert, dass in Leipzig die Montagsdemonstrationen ihren Anfang nahmen und am 9. Oktober 1989 der SED-Staat vor dem Mut von 70.000 friedlichen Demonstranten kapitulieren musste. Nach den Demonstrationen in Plauen, Dresden und anderen Städten war das Ende der SED-Diktatur nicht mehr aufzuhalten. Während in Berlin der Gestaltungswettbewerb läuft, soll die Ausschreibung für das Leipziger Denkmal am 9. Oktober dieses Jahres beginnen. Bis spätestens 2014, dem 25. Jahrestag der Friedlichen Revolution soll das Denkmal eingeweiht sein.

Die Veranstaltung beginnt mit einer Begrüßung durch Tobias Hollitzer, Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, danach wird Andreas Apelt, Bevollmächtigter des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft e.V. eine Einführung zum Thema geben. Anschließend diskutieren: Georg Girardet, Beigeordneter für Kultur der Stadt Leipzig, Günter Nooke, Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik Gunter Weißgerber, MdB Johannes Beermann, Chef der Staatskanzlei und Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Sachsen, Moderation: Sven Felix Kellerhoff, Die Welt

Anschließend findet eine Diskussion mit dem Publikum statt. Das Schlusswort hat Gunther Hatzsch, MdL, Vizepräsident des Sächsischen Landtages und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft e.V.

 

 

Alle Veranstaltungen im Überblick

 

Donnerstag, 12.03.2009, 11.00 Uhr

Schulmuseum (Hrsg.)

Kinder in Uniform

In mehreren Interviews, geführt mit ehemaligen Vertretern von HJ und FDJ, geht der Band der Frage nach, was es für den Einzelnen bedeutet hat, Mitglied einer Einheitsjugend zu sein.

gelesen von: Eva Langkabel

in Kooperation mit dem Schulmuseum

 

Donnerstag, 12.03.2009, 15.00 Uhr

Mike Schmeitzner

Doppelt verfolgt. Das widerständige Leben des Arno Wend

Hier analysiert ein Historiker die wenig bekannte Lebensgeschichte des Sozialdemokraten Arno Wend, der sowohl unter den Nationalsozialisten als auch in der Sowjetischen Besatzungszone verfolgt wurde und dessen politische Haltung weder durch KZ noch durch GULag-Haft gebrochen werden konnte.

 

Donnerstag, 12.03.2009, 17.00 Uhr

Sylvia Kabus

1989: Psychogramme einer deutschen Stadt

In verschiedenen Essays geht die Autorin verschiedenen Milieus im Leipzig der 1980er Jahre auf den Grund und beschreibt sehr genau deren Rolle im Jahr der Friedlichen Revolution.

Moderation: Tobias Hollitzer

 

Donnerstag, 12.03.2009, 19.00 Uhr

Julia Schoch

Mit der Geschwindigkeit des Sommers

Der Roman beginnt mit einem Selbstmord: Fast 20 Jahre nach dem Mauerfall nimmt sich eine Frau das Leben. Fassungslos versucht deren Schwester ihrer tragischen Lebensgeschichte, die nach dem Untergang der DDR keine glückliche Wendung nahm, auf die Spur zu kommen und Gründe für ihr Handeln zu finden.

 

Donnerstag, 12.03.2009, 19.00 Uhr, Ausstellung

Klaus Behling/Jan Eik

Lautloser Terror. Kriminalität in der Stasi

Versteckte Terroristen, vertauschte Kinder, veruntreute Gelder – die Tragweite der Stasi-Verbrechen in fast vierzig Jahren DDR ist unerschöpflich. Viele beeinträchtigen das Leben Betroffener noch heute. Die Autoren breiten detailreich Fall für Fall vor dem Leser aus und zeigen wie skrupellos die Stasi, an sich schon kriminell, ihre Macht missbrauchte.

Moderation: Christian Booß

 

Donnerstag, 12.03.2009, 20.30 Uhr, Ausstellung

Susanne Schädlich

Immer wieder Dezember

In einer Familiengeschichte erzählt die Tochter des DDR-Schriftstellers Hans-Joachim Schädlich eindringlich von ihrem Leben in der DDR, der Ausreise und vor allem ihrem Onkel, der die gesamte Familie über Jahrzehnte als „IM Schäfer“ bespitzelte.

Moderation: Helmuth Frauendorfer

 

Freitag, 13.03.2009, 11.00 Uhr

Schülerveranstaltung

Ines Veith

Leben und Alltag der DDR-Flüchtlinge.

Die Autorin stellt ihr neues Heft mit Materialien für den Schulunterricht vor und diskutiert mit Schülern über das Thema.

Gedacht ist die Veranstaltung vor allem für Schulen und interessierte Pädagogen

Moderation: Helmuth Frauendorfer

 

Freitag, 13.03.2009, 15.00 Uhr

Salomea Genin

Ich folgte den falschen Göttern. Eine australische Jüdin in der DDR

Die Autorin beschreibt sehr eindrücklich ihre Lebensgeschichte, wie sie Anfang der 1960er Jahre als überzeugte Kommunistin von der Stasi angeworben wurde und wie sie zwanzig Jahre später erkennen musste, eine Diktatur gestützt zu haben.

Moderation: Helmuth Frauendorfer.

 

 

Freitag, 13.03.2009, 17.30 Uhr

Stephan Krawczyk

Das Wendedankfest

Der bekannte Liedermacher, ehemalige Chansonstar der DDR und spätere „Stardissident“ spielt zum 20. Jahrestag der Friedlichen Revolution alte und neue Lieder gespickt mit autobiographischen Texten über Ost und West.

 

Freitag, 13.03.2009, 19.30 Uhr

Hubertus Knabe

Honeckers Erben. Die Wahrheit über DIE LINKE

In seinem Buch deckt der Autor die Machenschaften der alten SED-Kader auf und wie diese auch heute noch in der Politik mitbestimmen. Rechtzeitig zur Bundestagswahl leuchtet Knabe hinter die Kulissen einer Partei, die die Öffentlichkeit wie keine andere über ihr wahres Innenleben zu täuschen versteht und nicht zuletzt deshalb auf eine völlig unkritische Haltung der bundesdeutschen Medien trifft.

 

 

Samstag, 14.03.2009, 14.00 Uhr

Andreas Apelt (Hg.)

Der Weg zum Denkmal für Freiheit und Einheit

Die Friedliche Revolution 1989/90 gehört zu den großen Daten deutscher Nationalgeschichte. Der Bundestag hat deshalb beschlossen, in Berlin ein Freiheits- und Einheitsdenkmal zu errichten. Nach langen Kontroversen soll nun auch ein solches wegen der Bedeutung des 9.Oktober in Leipzig entstehen.

Einführung: Andreas Apelt

Moderation: Sven Felix Kellerhoff (Die Welt)

Teilnehmer: Gunter Weißgerber (MdB), Georg Girardet (Bürgermeister Leipzig), Günter Nooke (Auswärtiges Amt) Johannes Beermann (Staatsminister, sächsische Staatskanzlei)

 

Samstag, 14.03.2009, 16.30 Uhr

Volker Koop

Besetzt. Sowjetische Besatzungspolitik in Deutschland

Der Autor beleuchtet im vierten und letzten Band seiner viel beachteten Reihe die Jahre der sowjetischen Herrschaft und zeigt, welch katastrophale Folgen die Durchsetzung der kommunistischen Ideologie hatte.

 

Samstag, 14.03.2009, 18.30 Uhr

Ehrhart Neubert

Unsere Revolution. Die Geschichte der Jahre 1989/90

Eine dramatische Geschichte vom Widerstand gegen Mauern, von der Gewalt des Wandels, von mutigen Männern und Frauen – und vom Glück der Geschichte, das ausnahmsweise mit den Schwachen war. Sehr genau und mit vielen Quellen belegt, ist dem Autor erstmals eine Gesamtdarstellung der Ereignisse gelungen.

Moderation: Tobias Hollitzer, Leiter der Gedenkstätte mit dem Museum in der „Runden Ecke“

 

Samstag, 14.03.2009, 20.30 Uhr

Christhard Läpple

Verrat verjährt nicht. Lebensgeschichten aus einem geteilten Land

Sieben Menschen, sieben Schicksale: Mit großer Offenheit erzählt der Autor die Lebensgeschichten der Inoffiziellen Mitarbeiter der Stasi. Er liefert keine „sensationellen Enthüllungen“, sondern verlässt die Oberfläche, vermeidet schrille Schlagzeilen und verzichtet auf altbekannte Stellungnahmen. Die Geschichten öffnen einen unverstellten Blick auf die Stasi-Herrschaft und ihre totale Durchdringung der Gesellschaft.

Moderation: Reinhard Bohse

 

Sonntag, 15.03.2009, 11.00 Uhr

Matinée-Lesung

Steffi Böttger (Hrsg.)

Hans und Wolfgang Natonek

Briefwechsel 1946 – 1962

Zwei Lebensläufe ganz besonderer Art: Auf der einen Seite Hans Natonek, vielgerühmter Journalist und von den Nazis ins amerikanische Exil getrieben. Auf der anderen Seite sein Sohn Wolfgang, der in Deutschland zurückblieb, 1948 in Leipzig wegen seines demokratischen Engagements als Vorsitzender des Studentenrates von den Sowjets zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurde und erst nach acht Jahren wieder frei kam.

Vortrag: Steffi Böttger, gelesen von: Bernhard Biller, Klavier: Konstanze Hollitzer