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Montag, den 07. Dezember 2009

7. Dezember 2009, 19.00 Uhr: "Wir sind das Volk" - Montagsgespräch mit Akteuren der Friedlichen Revolution im Museum in der „Runden Ecke“ (Kopie 1)

Kategorie: Pressemitteilung

Joachim Gauck, ehemaliger Beauftragter für die Stasi-Unterlagen zu Gast

Eine „Diktatur mit Schrebergärten“ sei die DDR gewesen, „bewohnt von Menschen, denen es nichts ausmachte, dass es so war, von Menschen, die es störte, dass es so war und von Menschen, die etwas planten, und taten, damit es anders wurde.“ Der zwölfte Gast der Veranstaltungsreihe gehörte sicher zur letzteren der von ihm beschriebenen Gruppen. Über seinen Werdegang und sein Engagement während der Friedlichen Revolution und im wiedervereinigten Deutschland wird Joachim Gauck am 7.12.2009, um 19.00 Uhr im Museum in der „Runden Ecke“ erzählen und von den Moderatoren Reinhard Bohse und Tobias Hollitzer dazu befragt werden.

Joachim Gauck wurde 1940 in Rostock geboren. Bereits als elfjähriger hatte er ein traumatisches Erlebnis, das seine Einstellung zur Diktatur prägen sollte: Er musste die Deportation seines Vaters durch die sowjetische Geheimpolizei nach Sibirien miterleben. So war Gauck weder bei den Jungpionieren noch bei der FDJ. Nachdem er keine Zulassung für das Germanistikstudium bekommen hatte, zog es ihn 1958 zur Theologie. Er blieb in Rostock und war als Pastor und Stadtjugendpfarrer tätig.

In den Jahren 1989/90 war Gauck Mitinitiator der kirchlichen und politischen Protestbewegungen in Mecklenburg. Als Mitglied des Neuen Forums in Rostock erhielt er bei den ersten freien Wahlen in der DDR im März 1990 ein Mandat für Bündnis 90. In der Volkskammer war er Vorsitzender des Ausschusses, der sich unter anderem für die Öffnung der Stasi-Akten einsetzte. Wichtige Impulse für ein entsprechendes Gesetz gingen dabei auch von Leipzig aus. Im Oktober 1990 wurde Gauck zum Sonder-beauftragten der Bundesregierung für die personenbezogenen Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR berufen. Bis 2000 leitete er die fest mit seinem Namen verbundene „Gauck-Behörde“. Seit 2003 ist er Vorsitzender der Vereinigung „Gegen Vergessen – Für Demokratie“. Zahlreiche Ehrenauszeichnungen würdigen Gauck für sein außergewöhnliches Engagement für die Aufarbeitung der SED-Diktatur. „Dass die Bewohner der Demokratie Bürger bleiben wollen“, ist Joachim Gauck eines der wichtigsten Anliegen.

So unterschiedlich die Akteure – so unterschiedlich die Resümees

„Wir sind das Volk!“ heißt es nun schon seit einem Jahr jeden ersten Montag im Monat im Museum in der „Runden Ecke“, an dem Akteure der Friedlichen Revolution in sehr persönlichen Gesprächen von ihrem Werdegang und Ihrem Engagement vor und nach 1989 berichten. Dabei kamen zum Teil sehr unterschiedliche Beurteilungen der Ereignisse von 1989 und der heutigen politischen Situation heraus. Diese sehr differenzierte Form der Diskussion soll 2010 deshalb fortgesetzt werden, dieses Mal mit Zeitzeugen, die sich maßgeblich am Demokratisierungsprozess 1990/91 beteiligten.

Bisher waren die Gäste Michael Arnold (Zahnarzt, Dresden), Jochen Läßig (Rechtsanwalt, Leipzig), Petra Lux (Lehrerin für Tai Chi, Leipzig), Edgar Dusdal (Pfarrer, Berlin), Cornelia Matzke (Ärztin, Leipzig), Christoph Wonneberger (Pfarrer, Leipzig) Bernd-Lutz Lange (Kabarettist, Leipzig), im August Walter Christian Steinbach (Präsident der Landesdirektion, Leipzig), Gunter Weißgerber (ehem. MdB, Leipzig), Werner Schulz (MdEP, Brüssel) und Günter Nooke (Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregieruung, Berlin).

Reinhard Bohse, 1989 Mitbegründer des Neuen Forums in Leipzig, und Tobias Hollitzer, Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ moderieren gemeinsam die Reihe. Die Veranstaltung findet jeden ersten Montag im Monat im ehemaligen Stasi-Kinosaal um 19 Uhr im Museum in der „Runden Ecke“ statt, der Eintritt ist frei.

Weitere Gäste der Montagsgespräche werden unter anderem sein: Katrin Hattenhauer (4. Januar 2010) und Freya Klier (1. Februar 2010)

 

Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“

Seit dem 3. Oktober zeigt die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ die Sonderausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“, die vom friedlichen Aufbruch des Jahres 1989 erzählt. Von Leipzig gingen dabei wesentliche Impulse zur Demokratisierung für das ganze Land aus. Gleichzeitig blickt die Schau zurück auf 45 Jahre Opposition und Widerstand in Leipzig und zeichnet die Entwicklungen von Demokratisierung und Wiedervereinigung 1990/91 nach.

Die Resonanz der Besucher, die auch während des Lichtfestes die Gelegenheit hatten, die Ausstellung zu besichtigen, war bisher äußerst positiv. Ein wichtiges Anliegen des Bürgerkomitees, das aus der Friedlichen Revolution selbst hervorging und die Erinnerung daran pflegt, ist es, über die Ereignisse von 1989 aufzuklären und sie sowohl einem Leipziger als auch einem überregionalen Publikum zu präsentieren.

Die Ausstellung ist seit dem 3. Oktober 2009 im ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Führungen für Gruppen wird es auf Absprache geben. Weitere Informationen unter www.runde-ecke-leipzig.de