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Dienstag, den 29. März 2016

„Kriegserklärung an Europa“ Die Zeitschrift HORCH UND GUCK beleuchtet in ihrer neuesten Ausgabe die Geschichte des Hitler-Stalin-Paktes und seine Bedeutung bis heute

Kategorie: Pressemitteilung

Die neueste Ausgabe von HORCH UND GUCK, der Zeitschrift der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zur Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur, widmet sich ausführlich dem Hitler-Stalin-Pakt. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln werden die Entstehungsgeschichte, Wirkungen und die aktuelle Bedeutung des Bündnisses der Tyrannen untersucht.

Die neue Ausgabe von HORCH UND GUCK, des vom Bürgerkomitee Leipzig e.V. herausgegebenen Magazins zur Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur ist erschienen. Heft 81 widmet sich unter dem Titel „Kriegserklärung an Europa. Der Hitler-Stalin-Pakt und seine Folgen“ ausführlich dem 1939 geschlossenem Bündnis der Diktatoren.

Namhafte Autoren, darunter führende Historiker und bekannte Publizisten wie Susanne Schattenberg, Bogdan Musia?, Gerd Koenen, Jan Lipinsky, Gerald Praschl oder Sven Felix Kellerhoff beleuchten in der aktuellen Ausgabe von HORCH & GUCK Hintergründe, Ursachen und Folgen der von 1939 bis 1941 andauernden mörderischen Übereinkunft der Diktatoren, die den Zweiten Weltkrieg ermöglichte und die alte Staatenwelt Mittel- und Osteuropas zerstörte. Stefan Troebst und Dietmar Müller vom Geisteswissenschaftlichen Zentrums für Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) an der Universität Leipzig kommen in ihrem einleitenden Überblicksartikel zu dem Fazit: „Kein anderer bilateraler Vertrag hat das Schicksal von mehr Staaten, Nationen und Minderheitengruppen in Europa, vornehmlich in Ostmitteleuropa so beeinflusst wie der Hitler-Stalin-Pakt“.

Tatsächlich zeigt ein Blick auf die aktuelle politische Landkarte Europas, dass das Gesicht Europas noch immer gezeichnet ist von den Folgen der Unterjochung durch die Despoten Hitler und Stalin, die Ostmitteleuropa mit einem Federstrich unter sich aufgeteilt hatten. Viele aktuelle Entwicklungen wie beispielsweise der blutige Konflikt in der Ukraine sind, ohne die Bedeutung des Hitler-Stalin-Pakts und der geheimen Zusatzprotokolle zu kennen, kaum zu verstehen. Viele noch heute gültige Staatsgrenzen sind damals willkürlich gezogen worden. Umso wichtiger ist auch heute die Beschäftigung mit diesem Thema.

Die Beiträge zeigen außerdem, wie der Pakt und besonders die geheimen Zusatzprotokolle zu einem zentralen Thema der ostmitteleuropäischen Bürgerrechtsbewegungen wurden und enorme Sprengkraft für die Überwindung der kommunistischen Diktaturen 1989/90 entwickelten. In den Beiträgen geht es zudem um den historischen Blick der östlichen Nachbarn wie Polen und die Ukraine vor dem Hintergrund des neuen Machtstrebens von Russlands Präsident Putin. Der deutsch-polnische Historiker Bogdan Musia? weist fernen darauf hin, dass der Pakt von 1939 „nur der traurige Höhepunkt deutsch-sowjetischer Abkommen“ war, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts von Berlin und Moskau meistens zu Lasten Polens geschlossen wurden. Die Beiträge erhellen darüber hinaus historische Irrtümer, die autoritäre Symbolsprache und das Verschwinden des „Sputnik“ in der DDR. Zudem wird im Pro-und-Contra darüber diskutiert, warum der 23. August, der Tag der Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Paktes, den das europäische Parlament zum Europäischen Gedenktag an die Opfer sowohl des Nationalsozialismus als auch des Kommunismus ausgerufen hat, in Deutschland und Westeuropa so umstritten ist.

Ein besonderes Kennzeichen von HORCH UND GUCK ist, dass die Aufsätze mit zahlreichen Fotos und Dokumenten illustriert werden. Rund 130 zum Teil farbige Abbildungen, darunter zahlreiche zeitgenössische Karikaturen, selten gezeigte Fotos und bisher wenig bekannte Dokumente ergänzen die Beiträge. So verdeutlichen Fotos geheimer Treffen von Geheimdienstmitarbeitern, einer gemeinsamen Siegesparade sowie freundschaftlicher deutsch-sowjetischer Soldatentreffen im besetzten Polen (beispielsweise unter einem Stalinportrait), wie eng die Zusammenarbeit tatsächlich war. Kopien von Originaldokumenten bieten den Lesern die Möglichkeit den Wortlaut der Abkommen nachzulesen.

HORCH UND GUCK bietet einen Überblick zu den verschiedenen Aspekten des Themas und regt zur vertiefenden Beschäftigung an. Das Heft eignet sich als Einstieg in die Problematik gleichermaßen für Schüler, Studenten und den historisch Interessierten. Es ist darüber hinaus aber auch für Experten attraktiv.

HORCH UND GUCK ist aber wie gewohnt auch Forum für weitere aktuelle Aufarbeitungsthemen und -debatten. So erinnert Jörg Morré, Direktor des Deutsch-Russischen Museums in Berlin an das System der sowjetischen Speziallager in Ostdeutschland. Der bekannte Zeithistoriker Manfred Wilke hinterfragt kritisch die Legende von der „demokratischen Bodenreform“, die vor 70 Jahren im brandenburgischen Städtchen Kyritz begründet wurde und dort bis heute kontrovers erinnert wird. Außerdem wird in der Rubrik Orte der Erinnerung die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof in Torgau vorgestellt, wo die SED systematisch Menschenrechtverletzungen an Kindern und Jugendlichen begehen ließ. Ein Serviceteil mit Literaturempfehlungen und Rezensionen runden das Heft ab.

„HORCH UND GUCK“ – Zeitschrift der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“

Die Aufarbeitungszeitschrift „HORCH UND GUCK“ wurde in Berlin gegründet und mehr als 20 Jahre vom Berliner Bürgerkomitee „15. Januar“ e.V. herausgegeben. Im Jahr 2014 ging die Projektträgerschaft an das Bürgerkomitee Leipzige.V. über. Zu dessen Zielen gehört die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Funktionsweise der SED-Diktatur und ein Waschhalten der Erinnerung an das Unrechtsregime der DDR. Das Leipziger Bürgerkomitee Leipzig will HORCH UND GUCK als wichtiges Zeitschriftenangebot für DDR-Geschichte und kritische Aufarbeitung der SED-Diktatur weiterführen. Im Dezember 2014 erschien die erste in Leipzig entstandene Ausgabe mit dem Schwerpunktthema „Wieviel SED steckt in der Linkspartei?“.

Das Erscheinen des Magazins wurde in den zurückliegenden Jahren durch die Förderung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur möglich. Nachdem die Bundesstiftung bedauerlicherweise die Förderung eingestellt hat, war die finanzielle Basis für die Erarbeitung weiterer Hefte zunächst nicht gegeben. Glücklicherweise konnte mit Hilfe einer alternativen Zwischenfinanzierung das Erscheinen von drei weiteren Ausgaben von HORCH UND GUCK gesichert werden. Heft 81 entstand nun in Kooperation mit dem Sächsischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen. Der Landesbeauftragte Lutz Rathenow sagte: „HORCH & GUCK ist zu einer Traditionszeitschrift geworden. Solch ein regelmäßiges Forum zur Geschichtserhellung ist heute wichtiger denn je, weil es auch Anregungen für die Gegenwartsbewältigung bietet. Auch das ist ein Beitrag zur Diktatur-Prävention. Ich wünsche dem Projekt viel Erfolg und dem neuen Heft die verdiente Aufmerksamkeit.“

Das nächste Heft wird als Doppelausgabe (82/83) erscheinen und sich schwerpunktmäßig dem Thema „25 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ widmen. Dies wird mit einer Projektförderung durch den Freistaat Sachsen ermöglicht. Textangebote oder Anregungen für konkrete Beitragsthemen nimmt die Redaktion dankbar entgegen.

Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.horch-und-guck.info

Hinweis für die Redaktionen: Ein Rezensionsexemplar der aktuellen Ausgabe ist zu bestellen unter mail@runde-ecke-leipzig.de.


Dateien:
pm_441_HuG-Heft-81.pdf146 K