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Donnerstag, den 01. Juli 2010

05.07.2010, 19.00 Uhr: "Wir sind das Volk!" - Montagsgespräch mit Helmut du Mênil

Kategorie: Pressemitteilung

Der ehemalige Leiter der Leipziger Treuhandfiliale Helmut du Mênil erzählt von seinem frühen Widerstand gegen die Diktatur

„Die DDR war ein Unrechtsstaat. Menschenrecht und Menschenwürde wurde systematisch missachtet.“ So urteilt der 81-jährige Helmut du Mênil über die SED-Diktatur heute, gegen die er von Anfang an kämpfte. 1950 beteiligte er sich im studentischen Widerstand in Leipzig rund um seinen Kommilitonen Herbert Belter und kehrte nach seiner Flucht im selben Jahr erst 1990 wieder nach Leipzig zurück, diesmal als Chef der Leipziger Treuhandfiliale. Damit bringt der 19. Gast der Montagsgespräche in der „Runden Ecke“ zum ersten Mal die Perspektive des frühen Widerstands gegen das SED-Regime innerhalb der Reihe ein und stellt sich den Fragen der Moderatoren Reinhard Bohse und Tobias Hollitzer.

1929 in Zittau geboren, studierte du Mênil Volkswirtschaft in Leipzig und lernte dort Herbert Belter kennen, um den sich die nach ihm benannte studentische Widerstandsgruppe formierte. Gemeinsam setzten sie sich aktiv gegen die neue SED-Diktatur, die zu jener Zeit maßgeblich vom sowjetischen Stalinismus geprägt war, ein. Über Helmut du Mênils Kontakte zum RIAS gaben sie Informationen über die Verhältnisse an der Universität Leipzig an den Westberliner Radiosender weiter und verteilten im Vorfeld der Volkskammerwahl im Oktober 1950 Flugblätter gegen die Einheitsliste der SED in der Leipziger Innenstadt. Ein Teil der Widerstandsgruppe wurde daraufhin verhaftet und von einem sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Haft, Herbert Belter sogar zum Tode verurteilt und in Moskau hingerichtet. Du Mênil, sein engster Vertrauter, konnte unmittelbar nach seiner Verhaftung nach West-Berlin fliehen.

In der Bundesrepublik schlug Helmut du Mênil eine Bankkarriere ein, bis er 1990 wieder nach Leipzig zurückkehrte: Als Chef der Treuhand-Filiale war er wesentlich an der wirtschaftlichen Umgestaltung der ehemaligen DDR mit den überwiegend staatseigenen Betrieben beteiligt. Bis 1998 leitete er die Leipziger Filiale  der Nachfolgegesellschaft der Treuhand BVS und lebt heute in Süddeutschland und in der Schweiz. „Dass die Vorgänge von 1989 zu einer Öffnung des Eisernen Vorhangs geführt haben“, darüber freut sich du Mênil besonders, schließlich habe die Wiedervereinigung Menschen aus Ost und West zusammengeführt. Heute gelte es deshalb besonders die freiheitliche Grundordnung dauerhaft aufrechtzuerhalten.

Moderation:
Reinhard Bohse
(Mitbegründer des Neuen Forums in Leipzig 1989) und Tobias Hollitzer (Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“)

Der Eintritt ist frei

Montagsgespräche werden bis Ende 2010 fortgesetzt

Zum Doppeljubiläum von Friedlicher Revolution und Deutscher Einheit lädt das Bürgerkomitee seit Januar 2009 zu einer Gesprächsreihe mit Zeitzeugen ein. In diesem Jahr stehen vor allem Einzelpersonen im Mittelpunkt, die sich in besonderer Weise am demokratischen Aufbau seit 1990 beteiligten, einen gleichermaßen außergewöhnlichen wie auch exemplarischen Lebensweg hatten und haben und nicht zuletzt mit Leipzig verbunden sind.

Die nächsten Gäste der Montagsgespräche sind der Vorstandsvorsitzende der Verbundnetz Gas AG Ewald Holst (2. August) und der Leipziger Bürgerrechtler und Umweltaktivist Roland Quester (6. September).

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