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Mittwoch, den 01. Juli 2020

75. Jahrestag der Besetzung Leipzigs durch die Rote Armee – Wiederaufnahme der Filmreihe "Zeitgeschichte auf der Leinwand" im ehemaligen Stasi-Kino der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke"

Kategorie: Pressemitteilung

Auf den Tag genau vor 75 Jahren übernahm die Rote Armee die Besatzung Leipzigs, nachdem am Tag zuvor die US-Armee entsprechend der Beschlüsse von Jalta abgezogen war. Nun begann auch hier der planmäßige Aufbau einer kommunistischen Diktatur. Die von der sowjetischen Führung in Moskau ausgebildeten deutschen KPD-Kader waren maßgeblich an der Neuordnung der Gesellschaft sowie der Formierung eines neuen Verwaltungs-, Überwachungs– und Sicherheitsapparates nach sowjetischem Vorbild beteiligt.

Zum Jahrestag des Besatzungswechsels zeigt die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ im Rahmen der Filmreihe „Zeitgeschichte auf der Leinwand im ehem. Stasi-Kinosaal“ am Donnerstag, den 2. Juli 2020, zwei Dokumentarfilme über Rebellion und Verschleierung in der sowjetischen Besatzungszone. Da aufgrund der Corona-Schutzverordnung nur ein begrenzter Einlass von maximal 50 Personen möglich ist, wird es an diesem Abend zwei Vorstellungen hintereinander geben, die erste um 19.00 und die zweite um 21.00 Uhr. Beim Besuch der Veranstaltungen gelten die allgemeinen Hygiene-Maßnahmen, sowie die Abstandsregelungen von 1,50m für nicht zusammen gehörende Personen. Der Eintritt ist frei.

 

Am Abend des 18. April 1945 erreichten amerikanische Truppen Leipzig und befreiten die Stadt kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. Die Amerikaner bezogen in der „Runden Ecke“ am Innenstadtring Quartier und richteten hier ihr Hauptquartier sowie zeitweilig die Alliierte Militärregierung ein. Trotz widrigster Bedingungen begann sie sofort mit dem Aufbau demokratischer Strukturen.

2. Juli 1945: Leipzig wird rot – Der Beginn der sowjetischen Besatzung

Gemäß den Vereinbarungen von Jalta zogen Anfang Juli sowjetische Truppen in die mitteldeutschen Gebiete ein. Damit endete nach nur 10 Wochen die amerikanische Besatzungszeit in Leipzig. Mit dem Besatzungswechsel am 2. Juli 1945 begann in Leipzig der planmäßige Aufbau einer kommunistischen Diktatur. Der demokratische Neuanfang, der nach dem Ende der NS-Diktatur in Leipzig durch die amerikanische Besatzungsmacht ermöglicht wurde, fand nach nur wenigen Wochen mit der Übergabe Leipzigs an die Rote Armee ein jähes Ende. Die nun eingeführte kommunistische Diktatur dauerte fast 45 Jahre. Die „Runde Ecke“ am Dittrichring wurde durch die sowjetische Militäradministration genutzt. 1950 wurde das Gebäude Sitz der Leipziger Stasi-Zentrale. Erst 1989 mit der Friedlichen Revolution öffnete sich das Tor zu Freiheit und Demokratie wieder.

Die Sonderausstellung „Zwei Mal befreit? Leipzig unter amerikanischer und sowjetischer Besatzung 1945“ thematisiert auch den Besatzungswechsel sowie den beginnenden Aufbau einer Diktatur nach sowjetischem Vorbild. Und ist während der aktuell eingeschränkten Öffnungszeiten der Gedenkstätte Samstag, Sonntag und Montag jeweils von 10.00 bis 18.00 Uhr zu besichtigen.

Wiederaufnahme der Corona-bedingt ausgesetzten Filmreihe „Zeitgeschichte auf der Leinwand im ehem. Stasi-Kinosaal“ am 2. Juli 2020

Seit September 2019 lädt das Bürgerkomitee Leipzig e.V. zu der neuen Filmreihe „Zeitgeschichte auf der Leinwand im ehem. Stasi-Kinosaal“ ein. In authentischen Räumen der früheren Stasi-Bezirksverwaltung werden dabei Dokumentar- und Spielfilme vorgeführt, die sich mit der kommunistischen Diktatur in SBZ und DDR und deren Beseitigung während der Friedlichen Revolution sowie der Aufarbeitung beschäftigen. Dieses Angebot kann Dank der Förderung des Freistaates Sachsen aus dem Programm „Revolution und Demokratie“ auch 2020 fortsetzt werden.

Dieses neue Angebot der politischen Bildung soll dazu beitragen, die Erinnerung an das Unrechtsregime der DDR wach zu halten, für die mit der Friedlichen Revolution wiedererrungenen Werte –Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit – zu sensibilisieren sowie den Tendenzen der Ostalgie entgegenzuwirken. Zugleich können die Filmvorführungen dazu beitragen, die Wahrnehmung des einst einschüchternden Ortes der Diktatur zu verändern. Während der Friedlichen Revolution wurde die „Runde Ecke“ zum symbolischen Ort der siegreichen Bürgerrechtsbewegung über die SED-Diktatur und ist heute ein Ort der Aufklärung und Vermittlung über diese Diktatur sowie deren Überwindung.

Nach der Corona-bedingten Pause zeigt die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ am Jahrestag des Besatzerwechsels Dokumentarfilme über den Widerstand gegen die neue Diktatur bzw. dem Umgang mit Nazis in der DDR.

Vier Schüler gegen Stalin “ (2012, 44 Min) Im Frühjahr 1949 gründete der 11.Klässler Joachim Näther gemeinsam mit seinen Mitschülern Ulf Uhlig, Gerhard Schmale und Jörn-Ulrich Brödel eine Widerstandsgruppe. Anders als ihre Eltern im Dritten Reich wollen die vier Abiturienten keine Mitläufer sein. Sie wollen sich einmischen, politisch sein und nicht tatenlos dem Aufbau einer neuen Diktatur zusehen.

Zum 70. Geburtstag von Josef Stalin wollen die vier Schüler aus Altenburg mithilfe eines selbstgebauten Radiosenders die Menschen in der gerade gegründeten DDR darüber aufklären, dass Stalin ein Massenmörder und Diktator ist. Im März 1950 kommt ihnen die Stasi auf die Spur. Sie werden verhaftet und von einem sowjetischen Militärtribunal (SMT) wegen "Konter-revolutionärer Verbrechen gegen die Sowjetunion" verurteilt. Drei von ihnen erhalten 25 Jahre Zuchthaus, einer muss mit seinem Leben bezahlen. Der Film wird in Kooperation mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gezeigt.

„Nazi-Karrieren in der DDR“ (2017, 44 Min)" Die Nazis waren doch alle im Westen" - dies war und ist häufig die landläufige Meinung über nationalsozialistische Täter und Mitläufer nach dem Zweiten Weltkrieg. Sind aber tatsächlich alle Nazis, die sich in der SBZ und der DDR aufhielten, bestraft worden? Oder gab es auch in den Biografien manches Ostdeutschen braune Schatten? Eine Sonderabteilung der Stasi, untergebracht in einer Villa in Berlin-Hohenschönhausen, beherbergte das sogenannte "Nazi-Archiv" -über zehn Kilometer Aktenregale mit Material für den Propagandakampf gegen den Westen, aber auch mit Informationen über die eigenen Alt-Nazis.

Der Film von Christian Schulz und Claudia Gründer wirft einen kritischen Blick auf den "einzigen antifaschistischen deutschen Staat" und auf dessen tatsächlichen Umgang mit Alt-Nazis, NSDAP-Mitgliedern, Mitläufern und Kriegsverbrechern, kurz: mit dem braunen Erbe der DDR.

Veranstaltungsort: ehem. Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“. Eintritt frei.

 

Die Filmreihe wird gefördert durch den Freistaat Sachsen aus dem Programm: