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Mittwoch, den 18. Dezember 2013

28. & 29.12.2013: Museum im Stasi-Bunker zwischen den Jahren geöffnet // Letztmalig mit Sonderausstellung und Filmpräsentation

Kategorie: Pressemitteilung

Zwischen Weihnachten und Neujahr lädt das Bürgerkomitee Leipzig e.V. am Samstag und Sonntag, den 28. und 29. Dezember 2013, von 13.00 bis 16.00 Uhr zur Besichtigung des Stasi-Bunkers in Machern ein. Zum letzten Mal sind die Sonderausstellung zum DDR-weiten Volksaufstand am 17. Juni 1953 und der Dokumentarfilm „Die Direktive 1/67“ zu sehen.

Bunker in Machern war geheime „Ausweichführungsstelle“ des Leipziger Stasi-Chefs

Die ehemalige Ausweichführungsstelle (AFüSt) der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit entstand 1968 in einem Waldstück am Rand des Naherholungsgebietes Lübschützer Teiche. Wie die Leipziger Staatssicherheit auch bei inneren Konflikten oder Kriegen weiterarbeiten wollte, ist bei einem Rundgang durch den fast vollständig original erhaltenen Bunker zu erfahren. Im Spannungs- und Mobilmachungsfall hätte der Leipziger Stasi-Chef mit seinem Stab, insgesamt etwa 100 hauptamtliche Mitarbeiter sowie Verbindungsoffiziere des sowjetischen Geheimdienstes KGB, seinen Dienstsitz aus der Bezirksverwaltung in der „Runden Ecke“ in den Bunker nach Machern verlagert.

Während der eineinhalbstündigen Führung durch das unterirdische Museum erläutern Mitarbeiter interessante Details zur Baugeschichte sowie die ausgeklügelte Versorgungs- und Nachrichtentechnik und die politischen Hintergründe, die mit dem Bunkerbau einhergingen. Das Außengelände mit all seinen original erhaltenen Bauten und Anlagen kann mit Hilfe eines Beschilderungssystems selbständig erschlossen werden.

Die öffentlichen Führungen an diesem Wochenende finden laufend statt. Gruppen können sich auch außerhalb der Öffnungszeiten anmelden. Das Bürgerkomitee bietet auch im nächsten Jahr wieder ganzjährig immer am letzten Wochenende im Monat jeweils von 13.00 bis 16.00 Uhr öffentliche Führungen an. Weitere Informationen unter: www.runde-ecke-leipzig.de.

Ausstellung zum Volksaufstand am 17. Juni 1953 und Filmvorführung zu geplanten Isolierungslagern in der DDR im Museum im Stasi-Bunker

Seit Sommer 2013 sind der Dokumentarfilm „Die Direktive 1/67: Die Isolierungslager in der DDR“ und die von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur entwickelte Ausstellung „Wir wollen freie Menschen sein! Der DDR-Volksaufstand vom 17. Juni 1953“ im Museum im Stasi-Bunker zu sehen. Am 28. und 29. Dezember 2013 bietet sich für Gäste die letzte Möglichkeit, Ausstellung und Film zu besichtigen.

Der soziale Protest von Berliner Bauarbeitern gegen eine Arbeitszeitverlängerung bei gleichbleibendem Lohn entwickelte sich am 17. Juni 1953 rasch zur politischen Manifestation. In mehr als 700 Städten und Gemeinden der gesamten DDR, gingen Bürger für Freiheit, Demokratie und die deutsche Einheit auf die Straße, wogegen sich die SED-Diktatur allein durch den Einsatz sowjetischer Truppen und Panzer zu helfen wusste. Die Ausstellung erzählt die Geschichte dieses Aufstandes und will bundesweit an die mutigen Frauen und Männer erinnern, die damals für ihre Ziele eingetreten sind.

Nach dem Volksaufstand am 17. Juni 1953 entstand im Zuge der verschärften Sicherheitsvorkehrungen der Staatssicherheit als „Schild und Schwert der Partei“ die Direktive 1/67. Um jeden Preis wollte das DDR-Regime verhindern, erneut einem ähnlichen Aufstand wie 1953 gegenüber zu stehen. Der Dokumentarfilm berichtet über den sogenannten Vorbeugekomplex, mit dem die Kontrolle über die Bevölkerung der DDR auch im Ausnahmefall aufrechterhalten werden sollte. Mit Hilfe eines Kennziffernsystems wurde zwischen Verhaftung, Internierung, Isolierung und Überwachung von „feindlich-negativen“ Personen unterschieden. So waren 1988 in den durch die Stasi regelmäßig aktualisierten Listen 3.000 „feindlich-negative“ Bürger der DDR zur Festnahme registriert, weitere 11.000 sollten in Isolierungslager gesperrt und mehr als 70.000 Menschen besonders überwacht werden.

Die Direktive 1/67 enthielt ebenso die Anweisung zur Schaffung von Ausweichführungsstellen für die Mitarbeiter der Staatssicherheit – wie z. B. den Bunker in Machern. Der Bunker sollte der Stasi im Ernstfall auch dazu dienen, sämtliche Aktionen zur Niederschlagung einer Volkserhebung zu koordinieren. Diese nach dem 17. Juni 1953 entwickelten Planungen wurden im Herbst ’89 aktiviert, die Liste für die Isolierungslager in Leipzig waren in der Nacht zuvor aktualisiert worden. Allein aufgrund der großen Anzahl mutiger und vor allem friedlich demonstrierender Bürger am 9. Oktober 1989 wurde dieser Plan
nicht zur Realität.

Die damaligen 70.000 Demonstranten überwanden Ihre Angst und stellten sich mit den Rufen „Wir sind das Volk!“ und „Keine Gewalt!“ der SED-Diktatur entgegen. Der 9. Oktober 1989 war der Wendepunkt auf dem Weg zu einer ersten gelungenen und gewaltfreien Revolution, von der entscheidende Impulse für Demokratie und Freiheit ausgingen. Während der Aufstand im Juni 1953 mit Waffengewalt niedergeschlagen wurde, führte erst im Herbst 1989 eine wirklich Friedliche Revolution zum Sturz der SED-Diktatur.

 

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