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Donnerstag, den 21. April 2016

Ehemalige Zentrale Hinrichtungsstätte der DDR und Museum im Stasi-Bunker am 23. April 2016 geöffnet

Kategorie: Pressemitteilung

Auch in diesem Jahr beteiligt sich die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ an der gemeinsamen Museumsnacht von Halle und Leipzig am 23. April 2016. Die Museumsnacht steht diesmal unter dem Motto „Zauber“. An drei verschiedenen Standorten, der ehemaligen Zentralen Hinrichtungsstätte der DDR in der Südvorstadt, dem Museum in der „Runden Ecke“ in der Innenstadt und dem Museum im Stasi-Bunker in Machern, können sich die Besucher unter anderem über die „Zauberwerkstatt der Stasi“ sowie den „Zauber der Friedlichen Revolution“ informieren und so ihre Erfahrungen und ihr Wissen über die DDR und SED-Diktatur auffrischen und vertiefen.

Vom Zauber des Verrats – IM-Spezialist Müller-Enbergs erläutert, warum so viele Menschen in der SED-Diktatur zu Spitzeln wurden

In der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ können Interessierte zur Museumsnacht an thematischen Rundgängen unter anderem zu den Themen Mitarbeiterwerbung in der Schule, Passkontrolle, operative Personenmaskierung oder auch Telefon- und Postkontrolle teilnehmen. In originalen Räumen der ehemaligen Bezirksverwaltung der Staatssicherheit bietet das Bürgerkomitee Leipzig e.V. zudem den Besuchern umfassende Erläuterungen und zeigt anhand von zahlreichen authentischen Objekten wie die Stasi jeden verfolgte, der eine andere Meinung äußerte, ideologischer Vereinnahmung widerstand oder ins vermeintlich falsche Land reisen wollte: von der allumfassenden Überwachung der Bevölkerung bis zur Werbung von Nachwuchs bereits im Kindesalter.

Ein besonderer Höhepunkt an diesem Abend ist um 18.15 Uhr der Vortrag des IM-Spezialisten Helmut Müller-Enbergs im ehemaligen Stasi-Kinosaal. Er wird den Gästen der Museumsnacht erläutern, warum so viele Menschen dem Zauber des Verrats unterlagen und in der SED-Diktatur zu Spitzeln wurden. Im Anschluss wird der Stasi-Schulungsfilm „Der Revisor“ gezeigt, mit welchem die Stasi ihre hauptamtlichen Mitarbeiter für Ihre Tätigkeit „am Feind“ schulen wollte.

Um 20.30 Uhr erfahren die Besucher im ehemaligen Stasi-Kinosaal mehr über die Zauberwerkstatt der Stasi: Der Sammler und Spezialist für MfS-Technik Detlev Vreisleben berichtet, mit welchen technischen Hilfsmittel die Staatssicherheit Informationen über ihre Bürger erlangte. Um 22.30 Uhr wird Filmmaterial über die Besetzung der Stasi-Zentrale in Leipzig gezeigt, mit der der faule Zauber der SED-Diktatur beendet wurde.

Für den Kriegs- und Krisenfall – Sicherung der Macht, auch im Ausnahmezustand

Da die diesjährige Museumsnacht auf das reguläre Öffnungswochenende fällt, ist die ehemalige Ausweichführungsstelle des Leitungsstabs der Leipziger Stasi-Zentrale, der Stasi-Bunker in Machern, am 23. April 2016 bereits von 13.00 bis 23 Uhr zugänglich. Zu besichtigen sind das etwa 5,2 Hektar große Gesamtgelände mit allen erhaltenen Bauten und Anlagen sowie das 1.500 Quadratmeter umfassende Bunkerinnere. Im Rahmen von Führungen wird unter anderem vermittelt, wie die Versorgungssysteme funktionierten, DDR-weit Nachrichtenkontakte zustande gekommen wären und welche Überlebensstrategien die Staatssicherheit für einen Atomschlag entwickelt hatte. Den heimlichen und ausufernden Planungen der Stasi für den Ernstfall kann man so buchstäblich auf den Grund gehen.

Der Führungsbunker für den Leipziger Stasi-Chef und seinen Stab wurde 1974 fertig gestellt und bis zu seiner Entdeckung im Dezember 1989 ständig funktionsbereit gehalten. Rund um die Uhr sicherten Hunde und unauffällige Wachposten das geheime Objekt, das versteckt inmitten des beliebten Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“ gebaut und als Ferienobjekt getarnt wurde. Mit regelmäßigen Übungen für den Konfliktfall, bis ins Detail ausgearbeiteten Notfallplänen und Dienstanweisungen, versuchte das MfS um jeden Preis und in jeder Lage den Führungsanspruch der SED zu sichern – bis hin zu geplanten Isolierungslagern, in die man im Krisenfall namentlich erfasste Oppositionelle sperren wollte.

Die Fahrtberechtigung auf der Eintrittskarte der Museumsnacht gilt nicht bis zum Bahnhof Machern. Eine öffentliche Verkehrsanbindung vom Bahnhof Machern zum Bunker existiert nicht. Das Museum, das sich 20 km östlich von Leipzig befindet, kann am besten mit dem PKW über die B6 erreicht werden. Der Fußweg vom Parkplatz des Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“ zum Museum ist unbeleuchtet. Nach Anbruch der Dunkelheit bitte Taschenlampe und warme Kleidung mitbringen!

Tödliche Verfolgung – Zentrale Hinrichtungsstätte der DDR zur Museumsnacht geöffnet

Zur Museumsnacht besteht wieder die seltene Möglichkeit, die originalen Räume der ehemaligen Zentralen Hinrichtungsstätte der DDR zu besichtigen. Das Bürgerkomitee Leipzig bietet von 18.00 bis 24.00 Uhr laufend Führungen an. Eine Werkausstellung vor Ort vermittelt in komprimierter Form die wichtigsten Fakten. In der ehemaligen Hausmeisterwohnung der damaligen Strafvollzugseinrichtung Alfred-Kästner-Straße in der Leipziger Südvorstadt befand sich von 1960 bis 1981 die zentrale Hinrichtungsstätte der DDR. Hier wurden insgesamt 64 von DDR-Gerichten zum Tode verurteilte Menschen unter strengster Geheimhaltung hingerichtet; bis 1967 mit dem Fallbeil, danach durch „unerwarteten Nahschuss in das Hinterhaupt“.

Die Toten brachte man anschließend zum Leipziger Südfriedhof, dort wurden als namenlose „Anatomieleichen“ verbrannt und anonym verscharrt. Auf den amtlichen Dokumenten wurden Todesursache und Sterbeort gefälscht, um sämtliche Hinweise auf die wahren Todesumstände zu verschleiern. Unabhängig vom eigentlichen Tatvorwurf wurden alle in Leipzig hingerichteten Opfer einer nicht rechtsstaatlichen Justiz, die unter direkter Anleitung der SED bzw. des MfS stand. Oft standen die Urteile schon vor der Gerichtsverhandlung fest. Erst Ende 1987 wurde die Todesstrafe in der DDR abgeschafft.

Die Räume der letzten Hinrichtungsstätte auf deutschem Boden sind bis heute weitgehend authentisch erhalten, die Führung vermittelt einen Eindruck über die damaligen Vollstreckungsabläufe. Das Bürgerkomitee Leipzig e. V setzt sich seit vielen Jahren für den Erhalt dieses justizgeschichtlich bedeutsamen Ortes ein. Momentan kann die denkmalgeschützten Stätte nur zur Museumsnacht und am Tag des Offenen Denkmals besichtigt werden. Das Bürgerkomitee arbeitet jedoch gemeinsam mit dem Sächsischen Staatsministerium der Justiz daran, sie künftig als justizgeschichtlichen Erinnerungsort regelmäßig zugänglich zu machen.

Das gesamte Programm im Einzelnen

Weitere Informationen zum Programm in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ finden sich unter www.runde-ecke-leipzig.de, das komplette Programm der Museumsnacht unter www.museumsnacht-halle-leipzig.de.

Die Museumsnacht im Museum im Stasi-Bunker, 16.00 bis 23.00 Uhr Ständig Führungen durch die original erhaltene unterirdische Anlage. Mobilmachungsplanungen, DDR-weite Nachrichtenkontakte, Vorbereitung auf den Tag „X“ oder die geplante Einrichtung von Isolierungslagern für Oppositionelle: Auch im Ernstfall wollte die Stasi als „Schild und Schwert“ der Partei alles im Griff haben.

Die Museumsnacht in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, 18.00 bis 24.00 Uhr Die Ausstellung in den original erhaltenen Räumen der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit bietet mit ihren zahlreichen Objekten und Dokumenten einen Einblick in Funktion, Arbeitsweise und Geschichte des MfS sowie der Besetzung von 1989.

Sonderführungen und Veranstaltungen:

18.00 – 24.00 Uhr: ständig Führungen: „Vom Kind zum Kader: Mitarbeiterwerbung in der Schule“ Die Stasi wandte sich bei der Werbung um Nachwuchs bereits an Kinder. Die Aussicht auf eine zauberhafte Karriere hatte für sie einen großen Reiz. Das Erlernen des gewünschten Berufes oder Studiums war in der DDR keine Selbstverständlichkeit.

18.00 – 24.00 Uhr: ständig Führungen: „Vom Schreibtisch zur Kollermaschine – Der Weg der Stasi-Akten“ 40 Jahre lang sammelte die Stasi Unmengen Informationen über die DDR-Bevölkerung. Als die Bürger im Dezember 1989 vor deren Toren standen, hätten sie die Aktenberge gern weggezaubert. Die Kollermaschinen reichten nicht.

18.00 – 24.00 Uhr: ständig Führungen: „Passkontrolle – Die Staatssicherheit an der Grenze“ Auf viele DDR-Bürger übte das zauberhaft wirkende Westdeutschland eine nahezu magische Anziehungskraft aus. Um illegale „Republikfluchten“ aus der DDR zu verhindern, wurden alle Übergänge von als Grenzer getarnten MfS-Offizieren kontrolliert.

18.00 – 24.00 Uhr: ständig Führungen: „Operative Personenmaskierung“ Meister der Verwandlung? Die Abt. VIII des MfS war für Beobachtungen zuständig und nutzte dafür auch Verkleidungen. Durch geschickte Maskierungen waren die Stasioffiziere bei ihren Einsätzen kaum wiederzuerkennen.

18.00 – 24.00 Uhr: ständig Führungen: „Telefon- und Postkontrolle“ Kein DDR-Bürger hatte die Illusion, dass er ungestört telefonieren oder Briefe schreiben könnte. Die einzigen heute noch erhaltenen Geräte zur Post- und Telefonkontrolle des MfS vermitteln ein Bild dieser allgegenwärtigen Überwachung.

18.00 – 24.00 Uhr: Stadtfunksäule vor der Gedenkstätte: „Der Sound des Untergangs“ – Originaltöne aus den letzten Sitzungen des Politbüros 1989 Tumultartige Szenen, verzweifelte Rettungsversuche – die letzten Stunden der Machtzentrale des SED-Regimes vermitteln ein plastisches Bild von der Entzauberung der einst Unantastbaren.

18.15 Uhr: Vortrag im ehemaligen Stasi-Kinosaal: „Vom Zauber des Verrats – Warum Menschen in der SED-Diktatur zu Spitzeln wurden“ Vortrag des IM-Spezialisten Prof. Helmut Müller-Enbergs.

19.30 / 21.30 / 23.00 Uhr: Führungen durch die Sonderausstellung: „Der Zauber der Friedlichen Revolution“ Über Jahrzehnte unterdrückte die SED die Bevölkerung der DDR. Mit den Demonstrationen im Herbst 1989 wurde der Bann endgültig gebrochen. Spannende Exponate, Fotos und Dokumente erzählen von der Friedlichen Revolution und ihrer Vorgeschichte.

19.00 Uhr: Filmvorführung im ehemaligen Stasi-Kinosaal: „Stasi-Schulungsfilm: Der Revisor“ Regelmäßig wurden die hauptamtlichen Mitarbeiter der Stasi für Ihre Tätigkeit „am Feind“ geschult. Die Lehrfilme vermittelten ein Feindbild, zeigten aber auch konkrete Arbeitsweisen der Staatssicherheit.

20.30 Uhr: Präsentation im ehemaligen Stasi-Kinosaal: „Der Operativ-Technische-Sektor“ (OTS) – Die Zauberwerkstatt der Stasi? Der Vortrag des Sammlers und Spezialisten für MfS-Technik Detlev Vreisleben gibt einen Einblick in die Observationstechnik der Stasi.

22.30 Uhr: Filmvorführung im ehemaligen Stasi-Kinosaal: „Ende des faulen Zaubers: Stasibesetzung in Leipzig“ Die friedliche Besetzung der „Runden Ecke“ beendete den faulen Zauber der Stasi. Seltene Originalmitschnitte der Besetzung u.a. mit dem Leipziger Stasi-Chef Manfred Hummitzsch und dem Spitzel Wolfgang Schnur – beide gerade verstorbenen.

Die Museumsnacht in der ehemaligen Zentralen Hinrichtungsstätte der DDR, 18.00 Uhr bis 24.00 Uhr In der Leipziger Südvorstadt befand sich ab 1960 die zentrale Hinrichtungsstätte der DDR. In einem streng abgetrennten Teil der Strafvollzugseinrichtung Alfred-Kästner-Straße wurden alle im Land ausgesprochenen Todesurteile unter absoluter Geheimhaltung vollstreckt. Während der Museumsnacht bietet das Bürgerkomitee Leipzig e. V. den gesamten Abend über Führungen zur Geschichte der Todesstrafe in der DDR durch die authentischen Räume der ehemaligen Hinrichtungsstätte an, die sonst nicht zu besichtigen sind.


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