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Donnerstag, den 24. April 2008

„Stasi - Das Ende der Privatsphäre“

Kategorie: Pressemitteilung

Gedenkstätte Museum in der „Runde Ecke“ lädt am Sonnabend, dem 26. April 2008, ab 18.00 Uhr zur Museumsnacht ein

Privat war so gut wie nichts in der DDR – vom Freizeitsport im Verein über das Familienleben bis hin zum Urlaub sollte möglichst alles im Dienste der sozialistischen Persönlichkeitsbildung stehen. Dem entsprechend hatte auch die Staatssicherheit ein Auge auf alle Lebensbereiche. Ungeniert drang sie in die Privatsphäre der Menschen ein, hörte Telefonate ab, kontrollierte Post, installierte Wanzen, legte Geruchskonserven an. Und wo die Geheimpolizei nicht selbst aktiv war, übernahmen regimeloyale Funktionäre und Amtsträger das Kontrollieren: Die von Hauswarten geführten „Hausbücher“, in die sich Gäste von Bewohnern eintragen mussten, sind eines von zahllosen Beispielen für das Streben nach lückenloser Überwachung.

Das Museum in der „Runden Ecke“ zeigt zur Museumsnacht im Rahmen von ständigen Führungen, dass es mit dem Schutz der Privatsphäre in der DDR nicht weit her war. Gleichzeitig vermittelt es auch, wie sich die Menschen 1989 ihre Rechte auf ein Leben jenseits des staatlichen Zugriffs zurückeroberten.

 

Private Erinnerungsstücke von den Leipziger Montagsdemos 1989/90 für die Sammlung gesucht

Es waren viele tausend Menschen, die 1989 das SED-Regime zu Fall brachten. Nur wenige von Ihnen sind in die Geschichtsbücher eingegangen – die meisten blieben namenlos. Auch viele Ereignisse, die nicht von Fernsehkameras eingefangen oder von Reportern aufgeschrieben wurden, geraten langsam in Vergessenheit.

Das Bürgerkomitee sucht deshalb Exponate, Fotografien und Zeitzeugenberichte von der Friedlichen Revolution in Leipzig und den unmittelbar folgenden Jahren des demokratischen Aufbaus. Existieren noch Transparente, Fotografien, vielleicht auch Instrumente vom Straßenmusikfestival oder Kameras, mit denen bei Demos fotografiert wurde? Oder gibt es Menschen, die 1989 dabei waren dem Bürgerkomitee ihre Geschichte erzählen wollen? Alle, die sich melden, helfen uns damit, Opposition und Widerstand in Leipzig noch plastischer und anschaulicher darzustellen – übrigens auch dann, wenn die Betreffenden nicht in Leipzig gelebt, aber beispielsweise dennoch an den Montagsdemos teilgenommen haben.

Die Zeitzeugnisse suchen wir zunächst für Museumsnacht und außerdem auch für die Sonderausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“. Sie soll 2009 – zum 20. Jahrestag der Friedlichen Revolution – den demokratischen Aufbruch des Jahres 1989 sowie dessen Vorgeschichte und Nachwirkungen dokumentieren.

 

Lange Filmnacht im ehemaligen Stasi-Kinosaal

Parallel zu den Führungen durch die Dauerausstellung laden wir zu einer langen Filmnacht im ehemaligen Stasi-Kinosaal ein, deren besonderes Highlight die Veranstaltung „Sie lebten auch davon, dass sie Verbrechen erfanden- Wie die Stasi das Leben Unschuldiger zerstörte“ ist. Hierbei stellt der Autor Helmuth Frauendorfer, Journalist des ARD-Magazins FAKT, DDR Biografien in Filmen und Geschichten vor.

 

„Der Kopfhörer von Stasi-Hauptmann Wiesler und andere Originale“ - Sonderausstellung mit Film „Das Leben der Anderen“

Sie sorgen für authentische Szenen auf der Theaterbühne oder in Filmen: Requisiten. Ein Mann mit dem Gespür für die richtige Ausstattung des Sets ist Klaus Spielhagen. Er war Requisiteur des Kinoerfolgs „Das Leben der Anderen“. Klaus Spielhagen zeigt und erläutert zur Museumsnacht zusammen mit dem Innenrequisiteur Olaf Kronenthal eine Vielzahl der im Film verwendeten Requisiten aus der Privatsammlung des ebenfalls anwesenden Dr. Wolfgang Dutka. Mit dabei der Kopfhörer von Stasi-Hauptmann Wiesler (Ulrich Mühe) und andere Originale, die einmalig an diesem Abend zu sehen sind.

  

Ehemalige Hinrichtungsstätte in der Alfred-Kästner-Straße (Eingang Arndtstraße) geöffnet

Zur Museumsnacht besteht die seltene Möglichkeit, die originalen Räume der ehemaligen zentralen Hinrichtungsstätte der DDR zu besichtigen. Das Bürgerkomitee bietet hier ständig Führungen an. Eine Werkausstellung vor Ort vermittelt in komprimierter Form die wichtigsten Fakten zu gesetzlichen Grundlagen, zur Verhängung und zur Vollstreckung der Todesstrafe in Leipzig.

 

 

PROGRAMM

Museum in der „Runden Ecke“ - Ausstellungsräume:

Ab 18 Uhr ständige Führungen durch die Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ in der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit mit den Schwerpunkten:

 

„Der Blick durchs Schlüsselloch“

Konspirative Wohnungsdurchsuchung

 

„Der Lauscher an der Wand“

Wanzen und Telefonüberwachung

 

„Der gestohlene Geruch“

Der Geruchsprobenspeicher der Stasi

 

„Zerstörte Seelen“

Die Zersetzungsmethoden der Stasi

 

„Der falsche Freund“

Berichte Inoffizieller Mitarbeiter

 

„Mieter kontrollieren Mieter“

Das Hausbuch in der DDR

 

„Vom Wohnzimmer auf den Ring“

Fotos und Transparente der Friedlichen Revolution 1989 in Leipzig aus Privatbesitz

 

 

Saalbau - 1.Etage:

Sonderausstellung mit Film

„Der Kopfhörer von Stasi-Hauptmann Wiesler (Ulrich Mühe) und andere Originale“

 

begleitende Filmausschnitte von

„Das Leben der Anderen“

Der „Oskar“- Film von Florian Henckel von Donnersmarck 2005

 

 

Saalbau - ehemaliger Stasi-Kinosaal:

Lange Filmnacht

 

18.00 Uhr: „Rabeneltern“

Ein Film des WDR 2006 (30 Min.)

Die begleitende Dokumentation zum Fernsehfilm „Die Mauer – Berlin ’61“

Eltern kämpfen um ihr in der DDR zwangsadoptiertes Kind

 

18.40 Uhr: „Geraubte Kinder – Zwangsadoptionen in der DDR“

Ein Film des WDR 2002 (45 Min.)

Erschütternde Fälle von staatlich organisiertem Kindesraub .

 

19.30 Uhr: „Revisor“

Ein Stasi-Schulungsfilm (30 Min.)

Die konspirative Durchsuchung der Wohnung eines Leipziger Schriftstellers durch die Stasi

 

20.00 Uhr: „Eva“

Ein Stasi-Schulungsfilm (Ausschnitt 10 Min.)

Heimlich von der Stasi durchgeführtes und gefilmtes Verhör im Wohnzimmer des Opfers

 

20.15 Uhr: „Die Honeckers privat“

MDR 2007 (45 Min.), aus der Serie „Das Politbüro Privat“

Politischer Aufstieg - Private Entfremdung, Einblicke in den privilegierten als auch isolierten Alltag des Ehepaares an der Macht

Ein Film von Thomas Grimm und Ed Stuhler

 

21.00 Uhr: „Sie lebten auch davon, dass sie Verbrechen erfanden“

Wie die Stasi das Leben Unschuldiger zerstörte

Der Autor der Filme Helmuth Frauendorfer, MDR/ ARD-Magazin FAKT, stellt DDR-Biografien in Filmen und Geschichten vor.

 

22.00 Uhr: „Die andere Frau“ – Zwei Frauen vertrauen einem Stasi-Romeo

WDR 2003 (90 Min.)

Ein Film von Margarethe von Trotta

 

23.30 Uhr: „Huren unter Honecker“

MDR 1994 (30 Min.)

Überwachung der Gäste in DDR-Hotels

 

 

Ehemalige Hinrichtungsstätte:

Ständige Führungen

Die ehemalige zentrale Hinrichtungsstätte der DDR in der Alfred-Kästner-Straße (Zugang Arndtstraße 48) ist ebenfalls von 18.00 bis 24.00 Uhr geöffnet. Dort finden ständig Führungen zum Thema „Todesstrafe in der DDR – Hinrichtungen in Leipzig“ statt. Außerdem ist eine gleichnamige Ausstellung zu sehen.