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Donnerstag, den 30. April 2009

4. Mai 2009: Montagsgespräch im Museum in der "Runden Ecke"

Kategorie: Pressemitteilung

Diesmal zu Gast bei der fünften Veranstaltung der Gesprächsreihe: Cornelia Matzke, Medizinerin und Begründerin der Fraueninitiative innerhalb des Neuen Forums

„Über diese unendlich befreiende Erfahrung der plötzlich möglichen freien Rede“ sei sie heute noch froh, so Cornelia Matzke über die Errungenschaften des demokratischen Umbruchs von 1989. In der fünften Veranstaltung der Reihe „Wir sind das Volk! – Montagsgespräche in der „Runden Ecke“, zu dem das Bürgerkomitee am 4. Mai 2009 einlädt, wird die ehemalige Bürgerrechtlerin und Landtagsabgeordnete, die heute als Ärztin tätig ist, von Reinhard Bohse und Tobias Hollitzer über die Ereignisse vor, während und nach 1989 befragt. Über die SED-Diktatur selbst urteilt die 1961 geborene Leipzigerin eindeutig und hart: „Die DDR war ein Zerrbild, eine Farce eines Staates im Auftrag der ArbeiterInnen, denn es ging vor allem um die Beherrschung derselben.“

 

Die „Doppelbödigkeit“ des Systems lernte sie bereits als Kind zwischen Christenlehre zuhause und Pionierorganisation in der Schule kennen und bildete sich früh ein kritisches Urteil über die SED-Diktatur. Während des Medizinstudiums an der Universität Leipzig engagierte sie sich in der Umweltgruppe des Jugendpfarramtes und inszenierte Stücke in der Leipziger Spielgemeinde. Als junge Ärztin hatte sie den Mut, aus dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund auszutreten und wurde bei der Auflösung des Straßenmusikfestivals im Juni 1989 „zugeführt“. Dennoch beteiligte sich Cornelia Matzke auch weiterhin an oppositionellen Aktionen, so etwa an der Demonstration am Ende des Kirchentages im Juli 1989 für die Opfer auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking.

 

Während der Friedlichen Revolution im Herbst 1989, die sie als Befreiung empfand, trat Cornelia Matzke dem Neuen Forum bei und war dort Mitbegründerin einer Fraueninitiative, die sich klar für die politischen und sozialen Belange von Frauen einsetzte. Von 1990 bis 1994 saß sie als Abgeordnete für den Unabhängigen Frauenverband von Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag. Über ihr Engagement damals zeigt sie sich euphorisch: „Politik war Gestaltung! Wie neu, wie anders. Ich war so glücklich, das erfahren zu dürfen und mitmachen zu können, mittendrin“. Heute sieht sie die Demokratie aufgrund der fortschreitenden Spaltung zwischen arm und reich wieder als bedroht an. Jedoch ist sie erleichtert über die Endlichkeit der DDR-Diktatur, dass „trotz aller Kontrolle nie alles kontrollierbar ist und Diktaturen schließlich durch die Macht der Hoffnung auf Änderung untergehen.“ Bis heute engagiert sich Cornelia Matzke politisch, ist jedoch wieder als Ärztin in Leipzig tätig.

 

An jedem ersten Montag im Monat lädt das Bürgerkomitee einen Akteur der Ereignisse von 1989 ein

20 Jahre nach der Friedlichen Revolution lädt das Bürgerkomitee Leipzig e.V. zu einer Gesprächsreihe mit Zeitzeugen ein. Im Mittelpunkt der „Montagsgespräche“, die jeweils um 19.00 Uhr beginnen, stehen Einzelpersonen, die sich in besonderer Weise an der Friedlichen Revolution beteiligten, einen gleichermaßen außergewöhnlichen wie auch exemplarischen Lebensweg hatten und haben und nicht zuletzt mit Leipzig verbunden sind.

 

Das Besondere der Reihe ist, dass die eingeladenen Persönlichkeiten die Möglichkeit bekommen, erstmals so gründlich über ihr Leben vor der Friedlichen Revolution und ihre Teilnahme an derselben zu berichten. Ebenfalls thematisiert werden soll die jeweilige Biographie in den zurückliegenden 20 Jahren seit 1989. Die Moderatoren Reinhard Bohse und Tobias Hollitzer lassen die Gesprächspartner ausführlich erzählen. So soll jeweils ein Resümee der Vorgänge vor und nach 1989 gezogen werden, verknüpft mit der Beurteilung der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung bis heute. Im Mittelpunkt des Gesprächs steht also die Person, nicht ein bestimmtes historisches Ereignis.

 

Weitere Gäste der Montagsgespräche werden unter anderem sein: Christoph Wonneberger (1. Juni), Bernd Lutz-Lange (6. Juli), Walter-Christian Steinbach (3. August) und Gunter Weißgerber (7. September) Die Reihe findet jeden ersten Montag im Monat im ehemaligen Stasi-Kinosaal um 19 Uhr im Museum in der „Runden Ecke“ statt, der Eintritt ist frei.