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Dienstag, den 22. Dezember 2009

Vor 20 Jahren erstmals entdeckt: der Stasi-Bunker in Machern

Kategorie: Pressemitteilung

Gesonderte Öffnungszeiten zum 20-jährigen Jubiläum Museums im Stasi-Bunker , der ehemaligen Ausweichführungsstelle des MfS

Das Museum im Stasi-Bunker hat am letzten Wochenende im Dezember 2009 am Samstag, den 26.12.2009 geschlossen und am Sonntag, den 27.12.2009 von 11.00 – 16.00 geöffnet. Führungen durch die unterirdische Anlage können an diesem Sonntag bereits 2 Stunden früher als gewöhnlich stattfinden.

Der Bunker ist heute eine der wenigen erhaltenen Anlagen, deren Bausubstanz und Inneneinrichtung noch im Originalzustand besichtigt werden kann. Mit seiner heute fast vollständigen Einrichtung verdeutlicht das Museum die ausufernde Planung der Staatssicherheit. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ als ehemaliger Sitz der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit und das Museum im Stasi-Bunker bei Machern bilden eine bundesweit einmalige Gedenkstättenkombination.

Der Preis für die Führungen durch den Bunker beträgt 3,00 Euro pro Person, ermäßigt 2,00 Euro. Gruppen können ganzjährig Termine für Sonderführungen vereinbaren.

20 Jahre geheimes Objekt der Stasi – 20 Jahre öffentliches Museum: Der ehemalige Stasi-Bunker bei Machern

Aller Geheimhaltung zum Trotz wurde der ehemalige Stasi-Bunker bei Machern im Dezember 1989 - vor genau 20 Jahren - auf Initiative der Bürgerkomitees Leipzig und Wurzen entdeckt. Am 4. Dezember 1989 besetzten Leipziger Bürger im Anschluss an eine Montagsdemonstration die Verwaltungszentralen der Staatssicherheit in der Stadt, darunter auch die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit in der „Runden Ecke“. Noch in der Nacht zum 5. Dezember konstituierte sich dort das Bürgerkomitee Leipzig. Es besetzte in den Folgewochen alle Dienstobjekte des MfS, löste konspirative Objekte auf und stellte die Akten des MfS sicher.

Dass das MfS eine unterirdische Ausweichführungsstelle für den Ernstfall stets funktionsbereit hielt, hatte bis zu diesem Zeitpunkt keiner geahnt. Mit dem neuen Wissen um sämtliche Dienstobjekte der Staatssicherheit und durch das Engagement des Pfarrers der Gemeinde Machern wurde auch die Existenz des Bunkers bekannt. Am 14.12.1989 wurde die Anlage erstmals durch einen Zivilisten, dem Pfarrer, in Begleitung eines Militärstaatsanwalts sowie vier MfS-Offizieren betreten. Der Pfarrer informierte als Vertreter des Bürgerkomitees Wurzen daraufhin die Presse und lud Journalisten für den 10.01.1990 zu einer Besichtigung ein. Versuche der Regierungsseite, das Bürgerkomitee von diesem Vorhaben abzubringen, griffen nicht. Die Pressekonferenz fand unter reger Beteiligung statt.

Am 20.09.1990 beschloss der Kreistag Wurzen den Bunker vom zuständigen staatlichen Komitee für die Auflösung des MfS/AfNS zu übernehmen. Im Juni 1991, anlässlich der 975-Jahr-Feier der Ortschaft Machern, konnten der Bunkerbau und das Gelände erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Über 20.000 Besucher besichtigten in einer Woche den Bunker der Leipziger Stasi. Aufgrund des hohen Besucherzuspruchs und seinem Anliegen der Aufarbeitung der Stasi-Tätigkeit bemühte sich das Bürgerkomitee um eine dauerhafte Öffnung des Bunkers als Museum. Zum „Tag des offenen Denkmals“ am 8.9.1996 wurde das Museum im Stasi-Bunker eröffnet und kann seit dem regelmäßig besichtigt werden.

Konspirative Objekte des Ministeriums für Staatssicherheit für den Ernstfall

Im April 1966 ordnete der Minister für Staatssicherheit(MfS), Erich Mielke, die Errichtung von Bunkeranlagen zum Schutz der Führungsriegen für den „Verteidigungsfall“ an. Im Zuge der Mobilmachungsplanung und in Umsetzung der Mielke’schen Direktive entstand ab 1968 in einem Waldstück am Rand des Naherholungsgebietes Lübschützer Teiche die Ausweichführungsstelle (AFüSt) der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit. Über 20 Jahre bis 1989 stand der Bunker für den Leipziger Stasi-Chef und weitere 100 hauptamtliche Mitarbeiter bereit, um von hier aus die geheimpolizeiliche Tätigkeit weiterführen und im sogenannten Ernstfall den Macht- und Kontrollanspruch des SED-Regimes aufrechtzuerhalten. Die Planungen des MfS weiteten sich dafür bis hin zu Isolierungslager für Oppositionelle aus.

Das 5,2 Hektar umfassende Areal wurde am 7.12.1974 einsatzbereit an den Leiter der Leipziger Bezirksverwaltung, Generalmajor Manfred Hummitzsch übergeben. 5 Meter tief unter der Erde stand alles Notwendige zur Verfügung: im Bunker waren Nachrichtenverbindungen zum Regierungsnetz nach Berlin, Chiffriertechnik und komplette Versorgungssysteme installiert. Für 6 Tage waren die lebensnotwendigen Reserven ausgelegt, um in der als Ferienobjekt des VEB Wasserwirtschaft getarnten Anlage die Fäden in der Hand zu halten.

Im Ernstfall sollten insgesamt zirka ¾ der Mitarbeiterschaft der Leipziger Bezirksverwaltung und die dazugehörigen 11 Kreisdienststellen Ausweichobjekte östlich von Leipzig belegen. Vorgesehen waren vor allem Konsumgaststätten, aber auch ein Internat, ein Ferienlager oder ein Heimatmuseum. Die Anwohner oder Nutzer der Objekte wussten in der Regel nichts von diesen Plänen. Zur Umsetzung der Pläne und Belegung der Ausweichobjekte einschließlich des Bunkers kam es zum Glück nie.