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Montag, den 07. September 2009

7. September 2009, 19.00 Uhr: "Wir sind das Volk!" - Montagsgespräch mit Gunter Weißgerber

Kategorie: Pressemitteilung

„Ostdeutschland ist auf gutem Wege, so wie auch der Prozess des "Zusammenwachsens" der Deutschen“. Die Bilanz, die der Politiker Gunter Weißgerber 20 Jahre nach der Friedlichen Revolution zieht, ist äußerst positiv. Daneben wird der neunte Gast der Montagsgespräche und Verfechter eines Freiheits- und Einheitsdenkmals in Leipzig jedoch nicht müde, sich für die Aufarbeitung der SED-Diktatur einzusetzen. Zwischen den letzten Landtagswahlen und der kommenden Bundestagswahl, für die er nicht mehr kandidiert, wird Gunter Weißgerber außerdem eine politische Einschätzung aktueller Ereignisse geben

1955 in Mildenau/Erzgebirge geboren, war er bereits in seiner Jugend eher sozialdemokratisch denn sozialistisch eingestellt. Die Person Willy Brandts und seine Politik machte ihm die Sozialdemokratie „sympathisch“. Dem SED-Regime konnte er dagegen nie viel abgewinnen. Er verweigerte den Wehrdienst mit der Waffe und arbeitete als Bausoldat, bevor er in Freiberg Bohringenieurwesen studieren konnte. Seine Meinung heute über die DDR: „Nur Mauer, Stacheldraht, Staatssicherheit und die Rote Armee im Rücken gaben der SED-Herrschaft und ihrer Zwangswirtschaft Überlebenschancen. Die Diktatur bestimmte weitgehend die Chancen für die Lebensentwürfe ihrer Insassen, verbiegen konnte sie nur eine Minderheit der von ihr beherrschten Menschen.“

1989 wurde Weißgerber, der damals im Braunkohlewerk Borna bei Leipzig arbeitete, politisch aktiv. Nachdem er zunächst das Neue Forum unterstützt hatte, wurde er Gründungsmitglied der SDP (Sozialdemokratischen Partei in der DDR) Leipzig. Von November 1989 bis März 1990 trat er, der zuvor parteilos gewesen war, als Redner der neu gegründeten Partei bei den Leipziger Montagsdemonstrationen auf.

Weißgerber war Mitglied der ersten und einzigen frei gewählten Volkskammer der DDR und wurde am 3. Oktober 1990 Mitglied des 12. Deutschen Bundestages. Bei den ersten gesamtdeutschen Wahlen war er der Spitzenkandidat der Sachsen-SPD und zog wieder in den Bundestag ein. Auch bei den späteren Wahlen wurde sein Mandat immer wieder bestätigt. In der Demokratie sind heute für ihn „Engagement und die Fähigkeit zur Mehrheitsfindung gefragt. Kaiser, Könige, Führer oder Generalsekretäre haben nicht zu bestimmen, wie die Menschen leben sollen bzw. wie ihr Lebensentwurf auszusehen hat.“ Jedoch macht Gunter Weißgerber auch klar: „Demokratie ist nur das Prinzip der gewaltlosen Meinungsbildung und Entscheidungsfindung in Freiheit. Sie ist nicht das Versprechen auf Gerechtigkeit oder Lebensstandard.“

Veranstaltungsreihe wird 2010 fortgesetzt

Seit Beginn des Jahres 2009, dem Auftakt des Jubiläumsjahres hat sich die Reihe „Wir sind das Volk!“ – Montagsgespräche in der „Runden Ecke“ zu einer gut besuchten und geschätzten Veranstaltungsreihe entwickelt, die immer wieder . Im Mittelpunkt standen bisher Einzelpersonen, die sich in besonderer Weise an der Friedlichen Revolution beteiligten, einen gleichermaßen außergewöhnlichen wie auch exemplarischen Lebensweg hatten und haben und nicht zuletzt mit Leipzig verbunden sind.

Das Besondere der Reihe ist, dass die eingeladenen Persönlichkeiten die Möglichkeit bekommen, erstmals so gründlich über ihr Leben vor der Friedlichen Revolution und ihre Teilnahme an derselben zu berichten. Ebenfalls thematisiert wird die jeweilige Biographie in den zurückliegenden 20 Jahren seit 1989.

Bisher waren die Gäste Michael Arnold (Zahnarzt, Dresden), Jochen Läßig (Rechtsanwalt, Leipzig), Petra Lux (Lehrerin für Tai Chi, Leipzig), Edgar Dusdal (Parrer, Berlin), Cornelia Matzke (Ärztin, Leipzig), Christoph Wonneberger (Pfarrer, Leipzig) Bernd-Lutz Lange (Kabarettist, Leipzig), im August Walter Christian Steinbach (Präsident der Landesdirektion, Leipzig).

Reinhard Bohse, 1989 Mitbegründer des Neuen Forums in Leipzig, und Tobias Hollitzer, Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ moderieren gemeinsam die Reihe. Die Veranstaltung findet jeden ersten Montag im Monat im ehemaligen Stasi-Kinosaal um 19 Uhr im Museum in der „Runden Ecke“ statt, der Eintritt ist frei.

Weitere Gäste der Montagsgespräche werden unter anderem sein: Werner Schulz (5. Oktober), Günter Nooke (2. November) und Joachim Gauck (7. Dezember)