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Freitag, den 02. Oktober 2009

Eröffnung der Sonderausstellung "Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution"

Kategorie: Pressemitteilung

Als Auftakt zur Erinnerung an den Herbst ´89 findet die Vernissage am 2. Oktober 2009 im ehemaligen Stasi-Kinosaal statt

Ein historisches Datum hat das Bürgerkomitee für die Eröffnung der Sonderausstellung ausgewählt: Am Montag, den 2. Oktober 1989 demonstrierten 20.000 Menschen friedlich auf dem Leipziger Ring und wagten sich erstmals auch am Furcht einflößenden Gebäude der Bezirksverwaltung der Staatssicherheit vorbei. Damit hatte die „Runde Ecke“ am Dittrichring nach fast 40 Jahren erstmals ihren Schrecken verloren. In der darauf folgenden Woche, am 9. Oktober, der als „Tag der Entscheidung“ in die jüngere deutsche Geschichte eingegangen ist, waren es bereits 70.000 Menschen, die friedlich für Freiheit und Menschenrechte demonstrierten.

 

Dieser Tag war der Wendepunkt auf dem Weg zu einer wirklich Friedlichen Revolution, bei der entscheidende Impulse für Demokratie und Freiheit von Leipzig ausgingen, ohne die der Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung nicht denkbar gewesen wären. Die Demokratie wurde im Osten Deutschlands 1989/90 von den Bürgern selbst errungen und in gesellschaftlicher Selbstvergewisserung ein zweites Mal bestätigt. Die Ausstellung reiht sich damit in das Doppeljubiläum 2009 ein: 60 Jahre Grundgesetz und 20 Jahre Deutsche Einheit können alle Bürger der Bundesrepublik als Meilensteine der deutschen Geschichte feiern. Der 20. Jahrestag bietet die Chance, die positiven Traditionen der Friedlichen Revolution angemessen in der gesamtdeutschen Geschichte zu verankern und wieder stärker für die Werte von Freiheit und Demokratie zu sensibilisieren.

 

Die Ausstellung wird wegen ihres engen stadtgeschichtlichen Bezugs zahlreiche Einwohner der Stadt ansprechen, wegen der nationalen und internationalen Bedeutung des Leipziger Herbstes ´89 für die Entwicklung in der gesamten DDR aber gleichzeitig auch sachsen- und bundesweit wahrgenommen werden. Wegen der herausragenden Rolle, die Leipzig innerhalb der Friedlichen Revolution eingenommen hat, insbesondere wegen des als „Tag der Entscheidung“ in die jüngste deutsche Geschichte eingegangenen 9. Oktobers, wird der Jubiläumsausstellung eine große überregionale Bedeutung zukommen.

 

Die Schau zeigt vom 3. Oktober 2009 bis 30. April 2010 einmalige Objekte und Dokumente aus dem Umbruchsjahr 1989

Die Sonderausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ erzählt vom demokratischen Aufbruch des Jahres 1989 und blickt gleichzeitig zurück auf 40 Jahre Opposition und Widerstand und die deutsche Teilung. Anlässlich des 20. Jahrestages der Friedlichen Revolution erinnert sie außerdem an die zahlreichen Aktionen der Leipziger Opposition, ohne die so große Montagsdemonstrationen nicht möglich gewesen wären. Bereits in den 1980er Jahren engagierten sich Oppositionsgruppen, da die Kirche einen gewissen Schutz vor der Willkür des SED-Regimes bot, besonders im kirchlichen Umfeld für Umweltschutz, Menschenrechte und Demokratie. Als es 1988 jedoch zu Konflikten zwischen Kirchenleitung und Teilen dieser Basisgruppen kam, traten diese verstärkt in den öffentlichen Raum.

 

Ausgehend von 45 Jahren Opposition und Widerstand zeichnet die Ausstellung mit originalen Flugblättern, Demofotos und Plakaten die Entwicklung der Opposition nach und orientiert sich an den konkreten Aktionen des politischen Widerstandes in Leipzig im Jahr 1989: Die Montagsdemonstrationen zur Leipziger Frühjahrs- und Herbstmesse, die Kommunalwahlen vom 7.Mai, das Straßenmusikfestival am 10. Juni, die entscheidende Montagsdemonstration am 9. Oktober und nicht zuletzt die Besetzung der Leipziger Stasi-Zentrale am 4. Dezember 1989 seien hier nur als Schlaglichter genannt. Die Gründung des Neuen Forums, das Entstehen der Runden Tische und schließlich die ersten freien Wahlen im Frühjahr 1990 bilden den Abschluss der Schau. Eingebettet sind die Ereignisse von 1989 zudem in den Zusammenbruch der kommunistischen Regime in Ost-Mitteleuropa.

 

Im Zuge von ausführlichen Recherchen konnten dabei einmalige Objekte und Dokumente gehoben und zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden. Dazu gehört unter anderem ein Teil der abmontierten Fußgängerbrücke am Leipziger Ring, an der 1989 während der Montagsdemonstrationen Tausende Demonstranten vorbei und darüber liefen und von der einige der eindrucksvollsten Fotos der Friedlichen Revolution entstanden. Weiterhin wird erstmals der bekannte Aufruf zur Besonnenheit der so genannten Leipziger Sechs, der am 9. Oktober 1989 von Kurt Masur verlesen wurde als Dokument zu sehen sein sowie das Flugblatt zur Gewaltlosigkeit, das kurz vor der entscheidenden Montagsdemonstration unter der Ägide des oppositionellen Pfarrers Christoph Wonneberger gedruckt und verteilt wurde. Das Fragment einer symbolisch aus Pappe zerstörten Mauer von einer Protestaktion am 13.08.1989 in Budapest, bei der sich ungarische Bürger mit den DDR-Flüchtlingen solidarisierten ist ebenfalls erstmalig zu sehen und steht beispielhaft für eine Einbettung des friedlichen Umbruchs in einen europäischen Kontext.

 

Die Ausstellung stellt die oppositionellen und bürgerschaftlichen Aktionen des Jahres 1989 in den Mittelpunkt, ergänzt durch eine Vielzahl von Dokumenten aus Partei- und Staatsarchiven, die vielfältig die letztlich vergeblichen Versuche belegen, die SED-Diktatur zu erhalten.

 

Die verschiedenen Exponate und Dokumente konnte nicht zuletzt mit Unterstützung der zahlreichen Zeitzeugen von 1989 zusammengestellt werden, die neben Museen, Archiven und Forschungseinrichtungen der Gedenkstätte ihr Material als Leihgaben oder Schenkungen zur Verfügung stellten. Damit präsentiert das Bürgerkomitee Leipzig e. V., das direkt aus der Friedlichen Revolution hervorging und heute das Museum in der „Runden Ecke“ betreibt, 20 Jahre später eine der wichtigsten Epochen der jüngeren deutschen Geschichte und lädt Besucher aus ganz Deutschland zu spannenden neuen Entdeckungen ein.

 

Umgesetzt werden konnte das Projekt dank der Unterstützung des Beauftragten der Bunderegierung für Kultur und Medien, der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen, des sächsischen Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR und der Verbundnetz Gas AG.

Mit folgenden Institutionen ging die Gedenkstätte außerdem Kooperationen ein: Archiv Bürgerbewegung Leipzig, Robert-Havemann-Gesellschaft: Archiv der DDR-Opposition, Deutsches Rundfunkarchiv, Sächsisches Staatsarchiv, Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, der ARD und des Zweiten Deutschen Fernsehens.

 

Weitere Informationen zum Begleitprogramm sowie zu den ständigen Angeboten der Gedenkstätte unter: www.runde-ecke-leipzig.de