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Dienstag, den 30. Dezember 2014

Am 27. und 28. Dezember 2014: Museum im Stasi-Bunker geöffnet Letztmalig mit Sonderausstellung „Orte der Friedlichen Revolution“

Kategorie: Pressemitteilung

Zwischen Weihnachten und Neujahr lädt das Bürgerkomitee Leipzig e.V. am Samstag und Sonntag, den 27. und 28. Dezember 2014, von 13.00 bis 16.00 Uhr zur Besichtigung des Museums im Stasi-Bunker in Machern ein. Die Sonderausstellung „Orte der Friedlichen Revolution“ ist an diesem Wochenende letztmalig zu sehen.

Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. bietet ganzjährig, immer am letzten Wochenende im Monat öffentliche Führungen durch den Bunker an. In diesem Jahr kann er nur noch am 27. und 28. Dezember 2014 von 13.00 – 16.00 Uhr besichtigt werden. Erwachsene zahlen 4.00 Euro und Ermäßigungsberechtigte 3.00 Euro. Zu Beginn der Führung durch das unterirdische Bauwerk erhalten die Besucher in einem kurzen Einführungsvortrag erste Informationen zur Geschichte des Bunkers und über die Ernstfallplanung des MfS. Das Außengelände mit allen original erhaltenen Bauten und Anlagen kann mit Hilfe eines Beschilderungssystems selbständig erschlossen werden. Gruppen können darüber hinaus ganzjährig Termine für Sonderführungen vereinbaren.

Sonderschau „Orte der Friedlichen Revolution“ letztmals zu besichtigen

Die Sonderausstellung „Orte der Friedlichen Revolution“ führt die Besucher des Stasi-Bunkers an 20 Originalschauplätze des demokratischen Aufbruchs 1989/90 in Leipzig, an denen bedeutende Aktionen stattfanden, die zum Sturz der SED-Diktatur beitrugen. Die Besonderheit, Vielschichtigkeit und Einmaligkeit des Gesamtereignisses Friedliche Revolution wird anhand von Fotos sowie kurzen Texten vermittelt. Die thematischen Tafeln erinnern an die Kraft der demokratischen Idee, die den Bürgern zur Selbstbefreiung von der Diktatur verhalf. Nicht nur bekannte Ereignisse, wie die Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989, die Besetzung der Stasi-Zentrale oder die erste freie Volkskammerwahl am 18. März 1990, werden präsentiert. Auch über kleinere, aber deshalb nicht unbedeutendere Aktionen der Opposition wird informiert. Hierzu zählen der Pleißepilgerweg oder das Straßenmusikfestival. Der Statt-Kirchentag, der Leipzig für drei Tage zum Zentrum der Opposition werden ließ, wird ebenso gezeigt, wie die Formierung der Opposition am Beispiel des Neuen Forums. Am 27. und 28. Dezember 2014 haben die Besucher des Museums im Stasi-Bunker zum letzten Mal die Möglichkeit, die Ausstellung zu besichtigen.

Vor 25 Jahren im Dezember 1989 wurde die geheime Ausweichführungsstelle der Leipziger Stasi entdeckt

Mitten im Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“, etwa 30 km östlich von Leipzig, befindet sich der ehemalige Stasi-Bunker. Getarnt als Ferienobjekt der Wasserwirtschaft baute sich die Stasi hier ab 1968 heimlich ein Ausweichquartier für den Krisenfall. 1974 war die „Ausweichführungsstelle des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig“ dann einsatzbereit und wurde unter strengster Geheimhaltung bis 1989 funktionsbereit gehalten. Hier sollte der Leipziger Stasi-Chef Manfred Hummitzsch zusammen mit seinem Führungsstab auch im Kriegsfall seine Arbeit fortsetzen können. Der Bunker sollte der Stasi im Ernstfall auch dazu dienen, sämtliche Aktionen zur Niederschlagung einer Volkserhebung zu koordinieren. Dafür war an alles gedacht worden: Luftfilter, Notstromaggregate, Krankenstation, Nachrichtentechnik, Schlafräume, Küche usw. Insgesamt 100 Stasi-Mitarbeiter sollten im Falle eines Atomkriegs für sechs Tage die Funktionsfähigkeit des Apparates sicherstellen. Wie eine Spinne im Netz hätte die Stasi von hier aus Ihre Tätigkeit im Bezirk Leipzig weiterführen können. Diese nach dem 17. Juni 1953 entwickelten Planungen wurden im Herbst ’89 aktiviert, die Liste für die Isolierungslager in Leipzig waren in der Nacht zuvor aktualisiert worden. Allein aufgrund der großen Anzahl mutiger und vor allem friedlich demonstrierender Bürger am 9. Oktober 1989 wurde dieser Plan nicht zur Realität.

 

Im Dezember 1989 flog das gut gehütete Geheimnis trotzdem auf. Nachdem am 4. Dezember 1989 die Bezirksverwaltung der Leipziger Stasi besetzt wurde, offenbarte sich den Bürgern das wahre Ausmaß des Geheimdienstes. Denn die Stasi unterhielt nicht nur ihre regulären Kreis- und Bezirksdienststellen, sondern nutze auch eine Vielzahl anderer Objekte für ihre Tätigkeit, unter anderem auch den Stasi-Bunker. Die Bevölkerung wurde daher aufgefordert, verdächtige Objekte bei den Bürgerkomitees zu melden. So kam es auf Initiative des Macherner Pfarrers Gottfried Süß schließlich zur Entdeckung des Macherner Bunkers. Zusammen mit mehreren Pressevertretern und Anwohnern erwirkte er eine erste Begehung des geheimen Stasiobjektes. Bereits kurze Zeit später setze sich das Bürgerkomitee Leipzig für den Erhalt dieser Anlage als Gedenkstätte ein. Seit 1996 kann der Bunker als Museum besichtigt werden.

Das Museum im Stasi-Bunker ist heute die einzige erhaltene Ausweichführungsstelle der Stasi mit fast vollständig erhaltener Originaleinrichtung und verdeutlicht die umfangreiche Ernstfallplanung der Staatssicherheit. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ als ehemaliger Sitz der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit und das Museum im Stasi-Bunker bei Machern bilden eine bundesweit einmalige Gedenkstättenkombination. Während in der „Runden Ecke“ der ausufernde bürokratische Apparat dokumentiert wird, gibt der Stasi-Bunker Einblicke in die Tätigkeit der Geheimpolizei in einem möglichen Kriegsfall.

 

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