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Donnerstag, den 04. April 2019

Museum im Stasi-Bunker am 30. und 31. März 2019 geöffnet Präsentation der Sonderausstellung „Wir wollen freie Menschen sein!“

Kategorie: Pressemitteilung

Am Samstag und Sonntag, den 30. und 31. März 2019 hat das Museum im Stasi-Bunker bei Machern wieder geöffnet. Von 13.00 bis 16.00 Uhr werden öffentliche Führungen angeboten. Ebenfalls ist die Sonderausstellung „Wir wollen freie Menschen sein!“ zu sehen.

Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. bietet ganzjährig, immer am letzten Wochenende im Monat, öffentliche Führungen durch den Bunker an. Die Führungen finden in regelmäßigen Zeitabständen zwischen 13.00 und 16.00 Uhr statt und beginnen mit einem kurzen Einführungsvortrag. Erwachsene zahlen 5.00 Euro und Ermäßigungsberechtigte 4.00 Euro. Die Besichtigung der Sonderausstellung ist kostenlos.

Vor 30 Jahren im Dezember 1989 wurde die geheime Ausweichführungsstelle der Leipziger Stasi entdeckt

Mitten im Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“, etwa 30 km östlich von Leipzig, befindet sich der ehemalige Stasi-Bunker. Getarnt als Ferienobjekt der Wasserwirtschaft baute sich die Stasi hier ab 1968 heimlich ein Ausweichquartier für den Krisenfall. 1974 war die „Ausweichführungsstelle des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig“ dann einsatzbereit und wurde unter strengster Geheimhaltung bis 1989 funktionsbereit gehalten. Hier sollte der Leipziger Stasi-Chef Manfred Hummitzsch zusammen mit seinem Führungsstab auch im Kriegsfall seine Arbeit fortsetzen können. Der Bunker sollte der Stasi im Ernstfall auch dazu dienen, sämtliche Aktionen zur Niederschlagung einer Volkserhebung zu koordinieren. Dafür war an alles gedacht worden: Luftfilter, Notstromaggregate, Krankenstation, Nachrichtentechnik, Schlafräume, Küche usw. Insgesamt 100 Stasi-Mitarbeiter sollten im Falle eines Atomkriegs für sechs Tage die Funktionsfähigkeit des Apparates sicherstellen. Wie eine Spinne im Netz hätte die Stasi von hier aus Ihre Tätigkeit im Bezirk Leipzig weiterführen können. Diese nach dem 17. Juni 1953 entwickelten Planungen wurden im Herbst ’89 aktiviert, die Liste für die Isolierungslager in Leipzig waren in der Nacht zuvor aktualisiert worden. Allein aufgrund der großen Anzahl mutiger und vor allem friedlich demonstrierender Bürger am 9. Oktober 1989 wurde dieser Plan nicht zur Realität.

Im Dezember 1989 flog das gut gehütete Geheimnis trotzdem auf. Nachdem am 4. Dezember 1989 die Bezirksverwaltung der Leipziger Stasi besetzt worden war, offenbarte sich den Bürgern das wahre Ausmaß des Geheimdienstes. Denn die Stasi unterhielt nicht nur ihre regulären Kreis- und Bezirksdienststellen, sondern nutze auch eine Vielzahl anderer Objekte für ihre Tätigkeit, unter anderem auch den Stasi-Bunker. Die Bevölkerung wurde daher aufgefordert, verdächtige Objekte bei den Bürgerkomitees zu melden. So kam es auf Initiative des Macherner Pfarrers Gottfried Süß schließlich zur Entdeckung des Macherner Bunkers. Zusammen mit mehreren Pressevertretern und Anwohnern erwirkte er eine erste Begehung des geheimen Stasiobjektes. Bereits kurze Zeit später setze sich das Bürgerkomitee Leipzig für den Erhalt dieser Anlage als Gedenkstätte ein. Seit 1996 kann der Bunker als Museum besichtigt werden.

Das Museum im Stasi-Bunker ist heute die einzige erhaltene Ausweichführungsstelle der Stasi mit fast vollständig erhaltener Originaleinrichtung und verdeutlicht die umfangreiche Ernstfallplanung der Staatssicherheit. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ als ehemaliger Sitz der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit und das Museum im Stasi-Bunker bei Machern bilden eine bundesweit einmalige Gedenkstättenkombination. Während in der „Runden Ecke“ der ausufernde bürokratische Apparat dokumentiert wird, gibt der Stasi-Bunker Einblicke in die Tätigkeit der Geheimpolizei in einem möglichen Kriegsfall.

Sonderausstellung „Wir wollen freie Menschen sein!“

Die Ausstellung erfolgt in Kooperation mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und präsentiert wie sich der Protest Berliner Bauarbeiter rasch zum Auslöser republikweiter Massenproteste entwickelte. In mehr als 700 Städten und Gemeinden, darunter auch in Leipzig, Bitterfeld und Umgebung, demonstrierten Menschen, wogegen sich die SED-Diktatur allein durch den Einsatz sowjetischer Truppen und Panzer zu helfen wusste. Für die Ausstellung wurden Bilder, unbekannte Fotos und Dokumente wurden aus 25 Archiven ausgewählt.

Pressemitteilung als PDF-Datei.