Sie sind hier: Runde-Ecke-Leipzig.de

einzelne Meldung

Thursday, den 27. September 2007

Mut zur Tat - Menschen mit dem Willen zur Freiheit

Category: Pressemitteilung

9. Oktober 1989 in Leipzig – Tag der Entscheidung
Am 9. Oktober 1989 herrschte Ausnahmestimmung in Leipzig. Militärfahrzeuge wurden gesehen, und es hatte Mahnungen gegeben, das Stadtzentrum am späten Nachmittag zu meiden. Geschäfte sollten 17.00 Uhr schließen. Es ging das Gerücht um, die Krankenhäuser würden nach Weisung „von oben“ leere Betten organisieren, für genügend Blutplasma sorgen und sich auf die massenhafte Behandlung von Schussverletzungen vorbereiten. Bereits am 6. Oktober hatte das SED-Bezirksorgan Leipziger Volkszeitung in einem Leserbrief erklären lassen, dass man bereit sei, „diese konterrevolutionären Aktionen endgültig und wirksam zu unterbinden. Wenn es sein muß, mit der Waffe in der Hand.“ Das Regime stellte sich auf einen Krieg ein – er sollte gegen die eigene Bevölkerung geführt werden.


Dazu kam es nicht. Der Abend blieb friedlich, weil die Staatsmacht der überwältigenden Menge von 70.000 gewaltlosen Demonstranten nichts entgegen zu setzen hatte. So wurde dieser Tag zum entscheidenden Datum der Friedlichen Revolution. Von Leipzig ausgehend breiteten sich die Proteste in den folgenden Tagen und Wochen wie ein Flächenbrand in der gesamten DDR aus.


Veranstaltungen der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" im Herbst 2007
18 Jahre danach erinnern verschiedene Veranstaltungen und Institutionen in der Stadt unter dem Motto „Herbst `89 – Aufbruch zur Demokratie“ an die damaligen Geschehnisse. Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. beteiligt sich daran mit Buchvorstellungen, Diskussionen, Filmen und einer Ausstellung.


Mittwoch, 3. Oktober 2007, 17.00 Uhr:

Einigkeit und Recht und Freiheit – Festvortrag am Tag der Deutschen Einheit

Die Deutsche Einheit – in engagierter und friedlicher Revolution errungen – ist bereits 17 Jahre Wirklichkeit. Einigkeit und Recht und Freiheit bedürfen jedoch täglichen Engagements in demokratischer Verantwortung. Aus ihrer besonderen Sicht zieht die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, eine Bilanz über 17 Jahre ihres Lebens im Widervereinigten Deutschland. Ihr Festvortrag, zu dem das Bürgerkomitee gemeinsam mit dem Evangelischen Arbeitskreis der CDU einlädt, beginnt am 3. Oktober 2007, 17.00 Uhr, im ehemaligen Stasi-Kinosaal im Museum in der „Runden Ecke“.


Sonnabend, 6. Oktober 2007, 19.00 Uhr:
Die Täter sind unter uns – Von Reue bis heute keine Spur
In den Jahren 1990/91 war der Journalist Roland Jahn mit seiner Kamera den Verantwortlichen des SED-Regimes auf der Spur. Für das ARD-Politmagazin „Kontraste“ befragte er sie nach dem begangenen Unrecht. Kaum einer stellte sich seiner Verantwortung oder äußerte gar Schuldgefühle. Anhand ausgewählter Filmbeiträge zeigt Roland Jahn am 6. Oktober ab 19 Uhr im ehemaligen Stasi-Kinosaal die Reaktionen der einstigen Führungskader. Dass sich an diesen bis heute kaum etwas geändert hat, bilanziert Hubertus Knabe, der Leiter der Gedenkstätte Berlin Hohenschönhausen, in seinem neuen Buch. Es wird während der Diskussion, die der Journalist Helmuth Frauendorfer moderiert, vorgestellt. Zum Abschluss läuft der Film „Alltag einer Behörde. Das Ministerium für Staatssicherheit“, eine Dokumentation, für die Christian Klemke und Jan Lorenzen hochrangige Stasi-Mitarbeiter nach ihrer früheren Tätigkeit befragt haben.


Sonntag, 7. Oktober 2007, 19.00 Uhr:
Der Tag, der Deutschland veränderte – Essayistisches über den 9. Oktober
Der Schriftsteller Martin Jankowski hat in seinem Buch „Der Tag, der Deutschland veränderte. 9. Oktober 1989“ den heutigen Wissensstand über das historische Datum zusammengetragen. Er erklärt, warum dieser Tag zum Wendepunkt der deutschen Geschichte wurde, und legt damit einen Essay über die Genese der Friedlichen Revolution und über die Voraussetzungen der deutschen Widervereinigung vor. Gemeinsam mit der Evangelischen Verlagsanstalt und dem Sächsischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen präsentiert das Bürgerkomitee die Publikation am 7. Oktober 2007 erstmals der Öffentlichkeit. Beginn ist 19.00 Uhr.
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung eröffnet die Veranstaltung mit einem Grußwort. Anschließend diskutiert der Autor Martin Jankowski mit Tobias Hollitzer, dem Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ und mit Christian Führer, dem Pfarrer der Nikolaikirche, über den 9. Oktober, seine Vorgeschichte und Hintergründe sowie seine Bedeutung für die gesamtdeutsche Erinnerungskultur. Das Gespräch moderiert Michael Beleites, der Sächsische Landesbeauftragte für die Stasi-
Unterlagen.


Dienstag, 9. Oktober 2007, 14.00 Uhr:
„Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ – Rundgang zu den Schauplätzen des Jahres 1989
Während des ganzen Jahres 1989 hielten eine Vielzahl öffentlicher Aktionen von Bürgerrechtsgruppen die SED und vor allem die Staatssicherheit in Atem. Dazu gehörten die Demonstration für Meinungs- und Pressefreiheit im Januar, der
Pleißepilgerweg und das Straßenmusikfestival im Juni und die entscheidende Massendemonstration am 9. Oktober. Der Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ erinnert am 9. Oktober 2007an markanten Punkten der Leipziger Innenstadt an die historische Entwicklung des Jahres 1989. Zeitgeschichte wird am Ort des Geschehens erzählt. Der Rundgang beginnt 14.00 Uhr an der Nikolaikirche.


Sonderausstellung:
„Wir sind ein Volk“ – Künstlerisches zur Deutschen Einheit
Der „Tag der Einheit“ ist einer der wichtigsten Tage der deutschen Geschichte, denn er beendete die über vier Jahrzehnte währende Spaltung des Landes. „Ein Volk“ wollten die Menschen endlich wieder sein und dass sie es geschafft haben, ihren
Willen mit friedlichen Mitteln durchzusetzen, ist umso erstaunlicher, wenn man die verhärtete Position der Staatsmacht bedenkt.
Aus diesem Grund hat die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur wieder Studenten gebeten, sich Gedanken zu diesem Thema zu machen. Die eingesandten Arbeiten würdigen die Deutsche Einheit sowohl in ihrer nationalen als auch in ihrer internationalen Bedeutung und sind ein Spiegelbild des kritischen Umgangs junger Künstler mit dem Vereinigungsprozess. Ausgewählte Arbeiten Werke wurden zu einer Plakatausstellung zusammengestellt, die vom 3. bis 31. Oktober 2007 im ehemaligen Stasi-Kinosaal in der „Runden Ecke“ zu sehen sein wird. Täglich zwischen 14.00 und 17.00 Uhr kann man die Vielfarbigkeit der heutigen Auseinandersetzungen mit der deutschen Einheit in Augenschein nehmen.