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Thursday, den 09. January 2020

Eröffnung des denkmalgerecht sanierten Kommandantenwohnhauses als Besucherzentrum des Museums im Stasi-Bunker am 10.01.2020, 15.00 Uhr

Category: Pressemitteilung

Anlässlich des 30. Jahrestages der ersten öffentlichen Begehung der Ausweichführungsstelle des Leipziger Stasi-Chefs lädt das Bürgerkomitee Leipzig am Freitag, den 10. Januar 2020, um 15.00 Uhr zur Eröffnung des denkmalgerecht sanierten, ehemaligen Kommandantenwohnhauses als Besucherzentrum des Museums im Stasi-Bunker in Machern ein.

Das ehemalige Kommandantenwohnhaus wurde in einem mehrjährigen Projekt von außen denkmalgerecht saniert und im Inneren, unter Bewahrung der noch vorhandenen historischen Substanz, modern umgestaltet, sodass es künftig – direkt am Eingangsbereich des Areals gelegen – als Besucherzentrum dienen kann. Außerdem stehen nun entsprechende Flächen für eine künftige Dauerausstellung zu den Kriesen- und Kriegsplanungen der SED-Geheimpolizei zur Verfügung. Im Anschluss an die Eröffnung, in Gegenwart des Landrates des Landkreises Leipzig Henry Graichen, wird zu einem kleinen Sektempfang und zu geführten Rundgängen durch den weitgehend original erhaltenen Bunker und das Außengelände eingeladen.

Vor 30 Jahren wurde die geheime Ausweichführungsstelle des Leipziger Stasi-Chefs in Machern erstmalig von der Öffentlichkeit betreten.

Auf den Tag genau vor 30 Jahren, am 10. Januar 1990, wurde der ehemalige Stasi-Bunker bei Machern erstmals durch die Öffentlichkeit betreten. Nachdem am 4. Dezember 1989 die Bezirksverwaltung der Staatssicherheit in der „Runden Ecke“ in Leipzig von Montagdemonstranten besetzt worden war, bildete sich noch in derselben Nacht das Bürgerkomitee Leipzig e. V., das in den Folgewochen alle Stasi-Objekte im Bezirk besetzte, konspirative Objekte auflöste und die laufende Vernichtung der Stasi-Akten verhinderte. Auf Initiative der Bürgerkomitees Leipzig und Wurzen und durch das besondere Engagement des Pfarrers der Gemeinde Machern Gottfried Süß wurde so auch die Ausweichführungsstelle des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig, der Stasi-Bunker bei Machern, entdeckt.

Seit fast 25 Jahren ist die Stasi-Bunkeranlage ein Museum – Nun wurde auch das Kommandantenwohnhaus gerettet.

Zum Tag des offenen Denkmals 1996 öffnete der Bunker erstmals als Museum. Das über 5 ha große Gelände war durch das Bürgerkomitee Leipzig e.V. 1993 vom Landkreis gepachtet, erhalten und museal erschlossen worden. Die Bunkeranlage und das Außengelände ist als Teil der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ seit dem regelmäßig im Rahmen von geführten Rundgängen zugänglich.

Einzig das Grundstück um das ehemalige Wohnhaus des Bunkerkommandanten war davon ausgenommen. Das Haus, in dem der für die technische Sicherstellung der Bunkeranlage zuständige Stasi-Offizier bis Anfang 1990 wohnte, verfiel zusehends und ein Erhalt des Gebäudes wurde immer unsicherer.

Das Bürgerkomitee setzte sich für den Erhalt der unter Denkmalschutz stehenden Bunkeranlage mit allen dazugehörenden Gebäuden ein. Jedoch waren dem Verein auf Grund der Eigentumsverhältnisse bei der Bewahrung des Wohnhauses lange Zeit die Hände gebunden. Das Gebäude verfiel zusehends und ein Erhalt wurde immer unsicherer. Erst nach jahrelangen Verhandlungen konnte das Grundstück mit Haus an den Landkreis Leipzig übertragen und in den bestehenden Pachtvertrag mit dem Bürgerkomitee Leipzig e.V. aufgenommen werden.

Nun wurde es möglich für die Umsetzung bereits entwickelter Sanierungs- und Nutzungskonzepte Fördermittel zu beantragen um das teilzerstörte Gebäude doch noch zu retten und in den zurückliegenden Jahren denkmalgerecht als Besucherzentrum für das Museum im Stasi-Bunker zu sanieren. Dank der finanziellen Unterstützung seitens des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst (SMWK), der Stiftung Sächsische Gedenkstätten (StSG), dem Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM), des Sächsischen Landesamtes für Denkmalpflege und des Kulturraumes Leipziger Raum konnte das Projekt „Denkmalgerechte Sanierung des ehemaligen Kommandantenwohnhauses als Besucherzentrum des Museums im Stasi-Bunker“ nun erfolgreich realisiert werden.

Eröffnung des sanierten Kommandantenwohnhauses als Besucherzentrum des Museums im Stasi-Bunker am 10. Januar 2020, 15.00 Uhr

Am 10. Januar 2020, wird das Haus, das vorerst zwei Sonderausstellungen über die Friedliche Revolution im Hebst´89 präsentiert, als Besucherzentrum eröffnet. Um 15.00 Uhr werden nach einer Begrüßung und kurzen Einführung durch den Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker, Tobias Hollitzer, der Landrat Henry Graichen, der Abteilungsleiter Kunst des Sächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, Thomas Früh, die im Landkreis direkt gewählte Bundestagsabgeordnte Katharina Landgraf, sowie Stefan Riesel von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten Grußworte halten. Anschließend lädt der Verein zu einem kleinen Sektempfang und zu geführten Rundgängen durch den weitgehend original erhaltenen Bunker und das Außengelände ein.

Das Museum im Stasi-Bunker Machern ist Teil der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“

Mitten im Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“, etwa 30 km östlich von Leipzig, befindet sich der ehemalige Stasi-Bunker. Getarnt als Ferienobjekt der Wasserwirtschaft baute sich die Stasi hier ab 1968 heimlich ein Ausweichquartier für den Krisenfall. 1974 war die „Ausweichführungsstelle des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig“ dann einsatzbereit und wurde unter strengster Geheimhaltung bis 1989 funktionsbereit gehalten. Hier sollte der Leipziger Stasi-Chef Manfred Hummitzsch zusammen mit seinem Führungsstab auch im Kriegsfall seine Arbeit fortsetzen können.

Der Bunker sollte der Stasi im Ernstfall auch dazu dienen, sämtliche Aktionen zur Niederschlagung einer Volkserhebung zu koordinieren. Dafür war an alles gedacht worden: Luftfilter, Notstromaggregate, Krankenstation, Nachrichtentechnik, Schlafräume, Küche usw. Insgesamt 100 Stasi-Mitarbeiter sollten auch im Falle eines Atomschlages für sechs Tage die Funktionsfähigkeit des Apparates sicherstellen. Wie eine Spinne im Netz hätte die Stasi von hier aus Ihre Tätigkeit als „Schild und Schwert“ der SED-Diktatur im Bezirk Leipzig weiterführen können. Diese nach dem 17. Juni 1953 entwickelten Planungen wurden im Herbst ’89 aktiviert, die Liste für die Isolierungslager in Leipzig waren in der Nacht zuvor aktualisiert worden. Allein aufgrund der großen Anzahl mutiger und vor allem friedlich demonstrierender Bürger am 9. Oktober 1989 wurde dieser Plan keine Realität.

Das Museum im Stasi-Bunker ist heute die einzige erhaltene Ausweichführungsstelle der Stasi mit fast vollständiger originaler Einrichtung und verdeutlicht die umfangreiche Ernstfallplanung der Staatssicherheit. Einen solchen typengleichen Stasi-Bunker gab es in allen 15 früheren DR-Bezirken. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ als ehemaliger Sitz der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit und das Museum im Stasi-Bunker bei Machern bilden eine bundesweit einmalige Gedenkstättenkombination. Während in der „Runden Ecke“ der ausufernde bürokratische Apparat dokumentiert wird, gibt der Stasi-Bunker Einblicke in die Tätigkeit der SED-Geheimpolizei in einem möglichen Kriegsfall

Veranstaltungsort: Museum im Stasi-Bunker, Naherholungsgebiet Lübschützer Teiche, Flurstück 439, 04827 Machern.