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Donnerstag, den 21. März 2019

Notwendigkeit von Gedenkorten für Opfer kommunistischer Diktaturen weltweit – Lesungen und Gespräche am Freitag, den 22. März 2019, im Rahmen von "Leipzig liest" im Museum in der "Runden Ecke"

Kategorie: Pressemitteilung

In 35 Ländern erinnern Gedenkorte an geschehenes Unrecht und ihre Opfer, so auch seit fast 30 Jahren in Deutschland. Welcher Aufwand mit der Entstehung von Gedenkorten verbunden ist und welche Bedeutung die Orte für die Vermittlungs- und Bildungsarbeit im Kontext internationaler Erfahrungen haben, diskutieren Anna Kaminsky von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Roland Jahn als Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen und weitere Experten am Freitag um 20.00 Uhr.

Die anderen 5 Veranstaltungen am Freitag, den 22. März 2019, während der Leipziger Buchmesse 2019 befassen sich u.a. mit Honeckers Zuchthaus und politischer Gefangenschaft sowie studentischem Protest und der Rolle der West-Journalisten in der DDR. Der Eintritt zu den Lesungen in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ist frei.

30 Jahre Aufarbeitung der SED-Diktatur in Deutschland und im Vergleich weltweit

Die SED-Diktatur in der DDR wird oftmals verharmlost und marginalisiert. Auch in Schulen lernt die junge Generation kaum etwas darüber. Umso wichtiger ist es, an die kommunistische Diktatur und ihre Opfer, an Opposition und Widerstand sowie an die Überwindung des Unrechtsregimes zu erinnern. Neben der DDR gab es aber noch zahlreiche weitere Länder, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter kommunistischen Diktaturen zu leiden hatten. Nach ihrem Zusammenbruch in den Staaten Mittel- und Osteuropas, aber auch in Afrika, Asien, Australien und Amerika entstanden mit Gedenkstätten, Museen, Denkmälern, Mahnmalen, Sakralbauten und Skulpturenparks vielgestaltige Erinnerungsformen. Die Auseinandersetzung mit dem Unrecht und dem Funktionieren der Diktatur wird in den jeweiligen Gesellschaften teils sehr kontrovers diskutiert.

Der neue Band „Museen und Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer der kommunistischen Diktatur“, den Dr. Anna Kaminsky von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur am Freitag, den 22. März 2019, um 20.00 Uhr vorstellt, zeigt eine Auswahl von 119 Erinnerungsorten in 35 Ländern. Neben einem Überblick über die Geschichte der jeweiligen Gewaltverbrechen beleuchten die einzelnen Beiträge die Entstehung der Gedenkzeichen und dokumentieren die Bemühungen, das Erinnern an die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft ins öffentliche Bewusstsein zurückzuholen.

Im anschließenden Podiumsgespräch unter Moderation von Sven Felix Kellerhoff, Geschichtsredakteur der „Welt“, mit Herausgeberin Dr. Anna Kaminsky sowie Roland Jahn, dem Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Siegfried Reiprich, dem Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Prof. Dr. Etienne Francois von der FU Berlin, der das Buch „Deutsche Erinnerungsorte“ verfasst hat, und Tobias Hollitzer, dem Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, geht es insbesondere um Erinnerungsorte und ihre Bedeutung für die Vermittlungs- und Bildungsarbeit.

Weitere Veranstaltungen mit Historikern, Pressevertretern und Zeitzeugen am Freitag

Mit kommunistischen Diktaturen befasst sich auch die Buchvorstellung um 18.00 Uhr. Der Band „Staatssozialismus im Vergleich. Staatspartei – Sozialpolitik – Opposition“ vergleicht drei Bereiche, die für Bestand und Stabilität kommunistischer Diktaturen wichtig waren. Namhafte Historiker des Dresdner Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung haben hierzu die DDR und weitere Ostblockländer in den Blick genommen, von denen sie einige Beispiele auch bei der Buchvorstellung vortragen. Ein Beispiel für Opposition ist auch die Buchvorstellung von Jochen Voit und Gabriele Stötzer um 19.00 Uhr. Mit „Rädelsführer. Studentischer Protest in der DDR 1976“ zeigen sie eine spannend illustrierte Chronik über die aufkeimende Jugendbewegung am Vorabend der Biermann-Ausbürgerung. Die Künstlerin gehörte damals zu den Studenten, die danach exmatrikuliert worden sind. Zum Ende der DDR trugen auch West-Journalisten bei, so wie Peter Pragal, der um 12.00 Uhr sein Buch „Störenfriede: West-Journalisten in der DDR“ vorstellt.

Weitere Zeitzeugen kommen um 16.00 Uhr ins Gespräch, wenn Ariane Zabel vom Landesverband Sachsen der Vereinigung der Opfer des Stalinismus den neuen Band „‘Die bitterste Zeit unseres Lebens‘ - Erinnerungen an politische Gefangenschaft“ vorstellt und dabei mit den Zeitzeugen Ingeburg Kopp und Roland Steinbach über die Erfahrungen im sowjetischen Speziallager und im GULag spricht.

Begegnungen am authentischen Ort: Veranstaltungen im Stasi-Kinosaal und in ehemaligen Büros

Veranstaltungsort ist überwiegend der ehemalige Stasi-Kinosaal, in dem auch die Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ gezeigt wird. Der Saal ist ein original erhaltenes Relikt der SED-Diktatur und damit ein Stück Zeitgeschichte. In dem repräsentativen Saal fanden vielfältige Veranstaltungen der Staatssicherheit statt, darunter offizielle Feiern anlässlich wichtiger Jahrestage, Schulungen und Dienstbesprechungen. Anlässlich des 40. Jahrestags der DDR ließ die Bezirksverwaltung den Kinosaal komplett renovieren und eine neue Bestuhlung anschaffen. Der Kinosaal steht heute unter Denkmalschutz und wird als authentischer Ort von der Gedenkstätte für Geschichtsvermittlung, politische Bildung und aktuelle Debatten genutzt.

Die Veranstaltung um 19.00 Uhr findet in der Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ statt. Auch hier erleben die Besucher eine Zeitzeugenlesung am authentischen Ort, denn hier befanden sich bis zur Besetzung der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung Leipzig Büro- und Arbeitsräume der Stasi-Offiziere.

Das gesamte Programm finden Sie nachstehend oder online auf der Museums-Website. Dort kann das Programm auch als PDF-Datei heruntergeladen werden: www.runde-ecke-leipzig.de. Der Eintritt zu allen Lesungen ist frei.

Die gesamte Veranstaltungsreihe entstand in Zusammenarbeit mit Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur bzw. der Stasi-Unterlagen, Forschungseinrichtungen, Opferverbänden, Gedenkstätten sowie Verlagen und findet in Kooperation mit dem Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur statt.

Alle Veranstaltungen am Freitag, den 22. März 2019, im Überblick:

12.00 Uhr: BUCHVORSTELLUNG UND GESPRÄCH
Peter Pragal
Störenfriede: West-Journalisten in der DDR
Korrespondenten wie der Autor trugen mit ihrer Berichterstattung zum Ende der SED-Diktatur bei.
Moderation: Reinhard Bohse (Bürgerkomitee Leipzig e.V.)
Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

14.00 Uhr: BUCHVORSTELLUNG UND GESPRÄCH
Tobias Wunschik
Honeckers Zuchthaus. Brandenburg-Görden und der politische Strafvollzug der DDR 1949-1989
Disziplin, Willkür und Arbeit in DDR-Gefängnissen – eine Studie zu den Aspekten der Haft in der SED-Diktatur.
Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

14.00 Uhr FÜHRUNG
Stadtrundgang: „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“
Stadtrundgang zu den Brennpunkten des Jahres 1989.
Treffpunkt: Hauptportal Nikolaikirche

15.00 Uhr FÜHRUNG
Öffentliche Führung durch die Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“
Die Ausstellung informiert am originalen Ort über Geschichte, Struktur und Arbeitsweise des MfS.
Treffpunkt: Museum in der „Runden Ecke“, Eingang

16.00 Uhr: BUCHVORSTELLUNG UND ZEITZEUGENGESPRÄCH
Ariane Zabel
„Die bitterste Zeit unseres Lebens.“ - Erinnerungen an politische Gefangenschaft
Nur mit starkem Willen überlebten sie die sowjetischen Speziallager und den GULag. Zur Buchpräsentation werden die porträtierten Zeitzeugen, Ingeburg Kopp und Roland Steinbach, persönlich mit der Autorin Ariane Zabel über ihre Erfahrungen sprechen.
Moderation: Frank Nemetz (Landesverband Sachsen der Vereinigung der Opfer des Stalinismus)
Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

18.00 Uhr: BUCHVORSTELLUNG UND GESPRÄCH
Uwe Backes, Günther Heydemann, Clemens Vollnhals (Hg.)
Staatssozialismus im Vergleich. Staatspartei – Sozialpolitik – Opposition
Drei für Bestand und Stabilität kommunistischer Diktaturen wichtige Bereiche wurden für die DDR und die Ostblockländer analysiert.
Einleitend wird Herausgeber Prof. Dr. Uwe Backes den Sammelband kurz vorstellen. Danach werden die Mitautoren über zwei Fälle referieren: Prof. Wolfgang Höpken über den Sonderfall Jugoslawien und Tytus Jaskulowski über das politische System Polens.
Moderation: Clemens Vollnhals (Hannah-Arendt-Institut der TU Dresden)
Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

19.00 Uhr: BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH
Jochen Voit, Gabriele Stötzer
Rädelsführer. Studentischer Protest in der DDR 1976
Eine spannend illustrierte Chronik über die aufkeimende Jugendbewegung am Vorabend der Biermann-Ausbürgerung und ihre Unterdrückung.
Moderation: Lutz Rathenow (Sächsischer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)
Ort: Museum in der „Runden Ecke“ in der Ausstellung

20.00 Uhr: BUCHVORSTELLUNG UND PODIUMSDISKUSSION
Anna Kaminsky (Hg.)
Museen und Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer der kommunistischen Diktatur
In 35 Ländern erinnern Gedenkorte an geschehenes Unrecht und ihre Opfer. Ein Gespräch über ihre Bedeutung für die Vermittlungs- und Bildungsarbeit.
Nach der Vorstellung des Bandes folgt ein Podiumsgespräch mit der Herausgeberin Dr. Anna Kaminsky, Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Roland Jahn, dem Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Siegfried Reiprich, dem Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Prof. Dr. Etienne Francois von der Freien Universität Berlin, der das Buch „Deutsche Erinnerungsorte“ verfasst hat, und Tobias Hollitzer, dem Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“.
Moderation: Sven-Felix Kellerhoff (Geschichtsredakteur der Tageszeitung „Die Welt“)
Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

Die Pressemitteilung als PDF-Datei.