Sie sind hier: Runde-Ecke-Leipzig.de / Presse

einzelne Meldung

Montag, den 13. Juni 2016

Roland Jahn besucht am ersten Tag nach seiner Wiederwahl zum Stasiakten-Beauftragten Leipzig, die Stadt der Friedlichen Revolution

Kategorie: Pressemitteilung

Am Donnerstag, den 9. Juni 2016, wurde Roland Jahn für weitere 5 Jahre in das Amt des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen gewählt. An seinem ersten Tag als neuer Amtsinhaber besuchte er gemeinsam mit dem Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ in Leipzig. Bei seinem Rundgang durch die Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ würdigte Roland Jahn die Bedeutung des authentischen Ortes und die Arbeit der vom Bürgerkomitee Leipzig e.V. getragenen Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“.

Nach seiner Wahl als Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen für eine zweite Amtszeit am Donnerstag, dem 09.06.2016, im Deutschen Bundestag besuchte Roland Jahn bereits am darauffolgenden Tag die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ in Leipzig sowie nachfolgend das Leipziger Stasi-Aktenarchiv. Bei diesem Besuch wurde er von Oberbürgermeister Burkhard Jung und Gedenkstättenleiter Tobias Hollitzer begleitet. Bei der Begrüßung gratulierte ihm Tobias Hollitzer im Namen des Leipziger Bürgerkomitees zu seiner Wiederwahl und zeigte sich erfreut über das klare Votum des Bundestages für eine aktive Weiterführung der Aufarbeitung.

Bei seinem Rundgang durch die Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“, zeigte er sich beeindruckt über den weitgehend original erhaltenen Ort sowie die Vielzahl der musealen Objekte aus dem gesamten Arbeitsspektrum der SED-Geheimpolizei: „In ihrer Gesamtheit ist die Leipziger Sammlung einmalig“. Ebenso betonte er die Bedeutung des authentischen Ortes und des Geländes der ehemaligen Leipziger Stasi-Zentrale für die künftige Aufarbeitung. Die Ausstellungen der Gedenkstätte und die Akten des Stasi-Archivs vereinen gleichermaßen die Aspekte „Repression, Revolution und Aufklärung an einem Ort“ sagte Roland Jahn. Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen kennt die vom Bürgerkomitee Leipzig getragene Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ seit Jahren und würdigte mit seinem ersten Besuch nach der Wiederwahl die Arbeit des Bürgerkomitees.

Erfahrung von Diktatur und Friedlicher Revolution können die Demokratie heute stärken

Gedenkstätten an authentischen Orten der Machtausübung wie hier in der ehemaligen Leipziger Stasi-Zentrale sind eminent wichtig sowohl für die Zeitzeugengeneration als auch für die Nachgeborenen oder diejenigen, die die Diktatur nicht selbst erlebt haben. Die Inhalte der Akten können in Ausstellungen an solchen Orten in besonders eindrücklicher und glaubwürdiger Form vermittelt werden. Daher sind solche Orte zu erhalten und weiterzuentwickeln sowie die zivilgesellschaftlichen Initiativen entsprechend zu fördern. Darin waren sich Roland Jahn und der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung einig, liegt doch beiden in besonderem Maße am Herzen, die 1989/90 errungene Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu erhalten und diese Werte auch den künftigen Generationen zu vermitteln.

Burkhard Jung betonte, dass er in diesem geschichtsträchtigen Ort, der durch die Arbeit der Gedenkstätte weit über Leipzig hinaus bekannt ist, große Potentiale für die Vermittlung dieser Werte sieht und ihn daher weiterentwickeln will. Gerade in Zeiten der aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzung sowie einer immer offener zu Tage tretenden Ablehnung der bestehenden demokratischen Strukturen und rechtstaatlichen Grundlagen in immer breiteren Teilen unserer Gesellschaft ist die Vermittlung demokratischer Werte aus der Erfahrung von Diktatur und Friedlicher Revolution besonders wichtig, meinte auch Tobias Hollitzer.

Die Stasi-Aktenarchive sollen Dienstleister für eine dezentrale Aufarbeitung sein

Die öffentlichen und parlamentarischen Debatten im Vorfeld der anstehenden Wahl waren von der Auseinandersetzung um die Zukunft der Stasi-Akten und damit auch der sie verwaltenden Stasi-Aktenbehörde geprägt. Entgegen dem Votum der Expertenkommission, die sich für eine sofortige Überführung ins Bundesarchiv und einer Auflösung der BStU ausgesprochen hatte, soll der Bundesbeauftragte nach einem Beschluss des Deutschen Bundestages den Transformationsprozess nun aus der Behörde heraus in die Wege leiten.

Mit seinem Besuch in Leipzig signalisierte der Bundesbeauftragte deutlich, wie wichtig ihm die zivilgesellschaftlich getragene dezentrale Aufarbeitungs- und Gedenkstättenlandschaft ist. Das Stasi-Aktenarchiv sieht er als Dienstleister, das die Akten verwaltet, erschließt und zur Verfügung stellt. Mit diesen Unterlagen und Informationen wird sowohl eine persönliche Aufarbeitung ermöglicht, als auch die gesellschaftliche Auseinandersetzung, bspw. durch Wissenschaftler oder Gedenkstätten. Derartige funktionierende Strukturen wie hier in Leipzig gälte es zu stärken, damit alle Beteiligten ihre jeweiligen Kernaufgaben effektiv wahrnehmen können.

Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ist ein zentraler authentischer Ort und Teil des Europäischen Kulturerbes „Eiserner Vorhang“

Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ist neben weiteren Institutionen ein zentraler authentischer Ort von bundesweiter und internationaler Bedeutung, der gleichermaßen für die über 40jährige SED-Diktatur sowie die Unterdrückung durch die Staatssicherheit steht, wie für die Selbstbefreiung von dieser Diktatur durch die Friedliche Revolution. 2015 nutzten insgesamt fast 125.000 Menschen die Angebote der Gedenkstätte, die seit Jahren zu den vier bestbesuchten Museen der Stadt Leipzig (neben dem Völkerschlachtdenkmal, dem Zeitgeschichtlichen Forum und dem Museum der bildenden Künste) zählt.

Seit 2012 gehört die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker zum Europäischen Kulturerbe „Eiserner Vorhang“. Die Gedenkstätte wurde zusammen mit der Nikolaikirche und dem Leipziger Innenstadtring als eine von zwölf authentischen Stätten des „Eisernen Vorhangs“ in das Kulturerbe aufgenommen. In diesem Netzwerk ist Leipzig, das sich immer auch als „Stadt der Friedlichen Revolution“ versteht, der einzige der ausgewählten Orte, der nicht an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze liegt um die zentrale Bedeutung der Friedlichen Revolution als Voraussetzung für den Fall des „Eisernen Vorhangs“ zu manifestieren.

Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ hat im August 2015 ihr 25jähriges Jubiläum gefeiert. Die Dauerausstellung „STASI – Macht und Banalität“ wird seit 1990 weitgehend unverändert gezeigt. Bei den aktuellen Überlegungen für eine Mittelfristige Entwicklungskonzeption ist deutlich geworden, dass die historische Ausstellung für sich bereits ein museales Objekt geworden ist, dass in authentischer Form die schon unmittelbar während der Friedlichen Revolution begonnene Aufarbeitung der SED-Diktatur dokumentiert und untrennbar mit diesem Ort verbunden ist. Die notwendigen Erweiterungen und Vertiefungen der derzeitigen Ausstellung sollen daher ergänzend unter Einbeziehung weiterer noch vorhandener authentischer Räumlichkeiten stattfinden.


Dateien:
pm_447besuch_jahn.pdf141 K