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Donnerstag, den 16. Juni 2016

Gedenkveranstaltung mit Bürgerrechtler Markus Meckel und Zeitzeugen des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953

Kategorie: Pressemitteilung

Anlässlich des 63. Jahrestags des Volksaufstandes lädt das Bürgerkomitee Leipzig e.V. in Kooperation mit der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) und anderer Verfolgtenverbände am 17. Juni 2016, 16.00 Uhr, zu einer Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung ein. In diesem Jahr hält der Bürgerrechtler, Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. sowie Vorsitzender des Stiftungsrates der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Markus Meckel die Gedenkrede.

Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung und Schweigeminute

Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. lädt in Kooperation mit der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) und anderer Verfolgtenverbände am 17. Juni 2016, um 16.00 Uhr, anlässlich des 63. Jahrestages des Volksaufstandes an der Gedenktafel in der Straße des 17. Juni zum Gedenken an die Opfer des 17. Juni 1953 ein.

Nach einem Grußwort des Leiters der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ Tobias Hollitzer, wird Markus Meckel, DDR-Bürgerrechtler und Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. sowie Vorsitzender des Stiftungsrates der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur die Gedenkrede halten. Brigitte Dienst, Angehörige eines der Todesopfer vom 17. Juni 1953 in Leipzig sowie Horst Krüger, ein Zeitzeuge des 17. Juni 1953, werden anschließend schildern, wie sie diesen Tag vor 63 Jahren erlebt haben. Musikalisch umrahmt wird die Kranzniederlegung von den Leipziger Blechbläsersolisten.

Bewusste Erinnerung an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 und seine Opfer ist notwendig

Seit 1945 gab es Widerstand gegen die Errichtung einer kommunistischen Diktatur im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands, der einen ersten Höhepunkt in den Protesten vor 63 Jahren fand. Vom 16. bis 21. Juni 1953 kam es in fast 700 Städten und Gemeinden der damaligen DDR zu Demonstrationen und Streiks von insgesamt mehr als einer Million Menschen. In Leipzig legten am 17. Juni insgesamt 27.000 Arbeiter und Angestellte in über 80 Betrieben die Arbeit nieder. Am Nachmittag demonstrierten bereits übe 40.000 Menschen auf verschiedenen Routen durch Leipzig. Schon damals waren „Deutsche Einheit“ und „Freie Wahlen“ zentrale Forderungen des friedlichen Protestes. So zeigte sich in diesem ersten antidiktatorischen Aufstand im kommunistischen Machtbereich das Streben der Menschen in der DDR nach Demokratie und Freiheit, das schließlich am militärischen Eingreifen der sowjetischen Besatzungsmacht scheiterte.

Mit dem Einsatz von Schusswaffen und der Verhängung des Ausnahmezustandes wurden alle Hoffnungen auf Veränderungen zerstört. Neun Tote und mindestens 95 Verletzte waren allein im Bezirk Leipzig zu beklagen. Unmittelbar nach dem Aufstand setzte eine große Verhaftungswelle ein. Von den durch Stasi und Volkspolizei in Leipzig fast 1.000 Verhafteten wurden in den Folgemonaten über 100 Personen – teils in Schauprozessen – zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, einer auch zum Tode.

Ein bewusstes Erinnern an den Volksaufstand und seine Opfer war in der DDR nicht möglich. Während die Bundesrepublik den 17. Juni zum gesetzlichen Feiertag und später zum nationalen Gedenktag erklärte, wurde er vom SED-Regime bis zum Schluss als „faschistischer“ bzw. „konterrevolutionärer Putschversuch“ diffamiert. Seit der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wurde der Nationalfeiertag auf dieses Datum gelegt. Der 17. Juni scheint jenseits runder Jubiläen zunehmend in den Hintergrund und damit in Vergessenheit zu geraten. Dies darf nicht passieren! Denn gerade dieser friedliche Aufstand für Freiheit und Demokratie gegen die kommunistische Diktatur zeigt eindrücklich, wie wichtig unsere heutige Demokratie ist und dass wir uns für deren Erhalt immer wieder einsetzen müssen.

Würdiger Gedenkort an die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft auf dem Leipziger Südfriedhof Leipzig ist längst überfällig

In Leipzig befindet sich seit 1994 auf dem Südfriedhof ein Gedenkort für die Opfer der Gewaltherrschaft von 1945 bis 1989, auf dem auf kleinen Granitplatten auch die Namen der Toten des 17. Juni 1953 verzeichnet sind. Der Gedenkort liegt völlig unscheinbar am äußersten Rand. Gleichzeitig findet sich an zentraler Stelle auf demselben Friedhof noch heute der ehemalige sozialistische Ehrenhain, in dem an SED-Funktionäre erinnert wird, darunter auch die ersten beiden Stasi-Chefs von Leipzig. Die Etablierung eines Gedenkortes für ein bewusstes und würdiges Erinnern an die Toten des 17. Juni 1953 ist gerade in Leipzig, der Stadt der Friedlichen Revolution, mehr als überfällig.