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Mittwoch, den 29. Juni 2016

01.07.2016, 19.00 Uhr: Buchpräsentation, Film und Podiumsgespräch zum Besatzungswechsel in Leipzig vor 71 Jahren

Kategorie: Pressemitteilung

Am 18. April 1945 befreiten US-amerikanische Truppen Leipzig von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. Nur wenige Wochen später, am 2. Juli 1945, wurde Leipzig gemäß den Vereinbarungen von Jalta an die Rote Armee übergeben. Nach dem Einzug der Sowjetischen Armee etablierten sich auch in Sachsen Strukturen einer neuen nun kommunistischen Diktatur. Anlässlich des Besatzungswechsels lädt die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zu einer Buchpräsentation mit Film und Podiumsgespräch ein.

Am Abend des 18. April 1945 erreichten amerikanische Truppen Leipzig und befreiten die Stadt kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. Die Amerikaner bezogen in der „Runden Ecke“ am Innenstadtring Quartier und richteten hier ihr Hauptquartier sowie zeitweilig die Alliierte Militärregierung ein. Trotz widrigster Bedingungen begann sie sofort mit dem Aufbau demokratischer Strukturen.

Gemäß den Vereinbarungen von Jalta zogen Anfang Juli sowjetische Truppen in die mitteldeutschen Gebiete ein. Damit endete nach nur 10 Wochen die amerikanische Besatzungszeit in Leipzig. Mit dem Besatzungswechsel am 2. Juli 1945 begann in Leipzig der planmäßige Aufbau einer kommunistischen Diktatur. Die von der sowjetischen Führung in Moskau ausgebildeten Kader der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) waren jetzt maßgeblich an der Neuordnung der Gesellschaft sowie der Formierung eines neuen Verwaltungs-, Überwachungs- und Sicherheitsapparates nach sowjetischem Vorbild beteiligt. Der im Moskauer Exil geschulte KPD-Kader Walter Ulbricht hatte die Strategie auf den Punkt gebracht: "Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben."

„Von Stalingrad zur SBZ. Sachsen von 1943 bis 1949“: Podiumsgespräch zum Besatzungswechsel und dem Aufbau der kommunistischen Diktatur unter sowjetischer Besatzung

Der demokratische Neuanfang, der nach dem Ende der NS-Diktatur in Leipzig durch die amerikanische Besatzungsmacht ermöglicht wurde, fand nach nur wenigen Wochen mit der Übergabe Leipzigs an die Rote Armee ein jähes Ende. Die nun eingeführte kommunistische Diktatur dauerte fast 45 Jahre. Die „Runde Ecke“ am Dittrichring wurde durch die sowjetische Militäradministration genutzt. 1950 wurde das Gebäude Sitz der Leipziger Stasi-Zentrale. Erst 1989 mit der Friedlichen Revolution öffnete sich das Tor zu Freiheit und Demokratie wieder.

Nach der Vorstellung des Sammelbandes „Von Stalingrad zur SBZ. Sachsen von 1943 bis 1949“, herausgegeben von Mike Schmeitzner, Clemens Vollnhals und Francesca Weil, diskutieren Stefan Donth und Tilman Pohlmann, Autoren des Buches, unter der Moderation von Clemens Vollnhals über den Besatzungswechsel und den Aufbau der kommunistischen Diktatur unter sowjetischer Besatzung. Die Stimmung dieser einschneidenden Zeit der jüngsten Leipziger Stadtgeschichte vermitteln auch eine Reihe von Film- und Fotoaufnahmen aus amerikanischen Archiven. Der Eintritt ist frei.

Ausstellung „Zwei Mal befreit? Leipzig unter amerikanischer und sowjetischer Besatzung 1945“

Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ eröffnete 2015 aus Anlass des 70. Jahrestages des Kriegsendes die kleine Sonderausstellung „Zwei Mal befreit? Leipzig unter amerikanischer und sowjetischer Besatzung 1945 Anhand einzigartiger und teilweise bisher unbekannter Fotos und Dokumente zeigt diese die Befreiung durch die Amerikaner, den durch sie veranlassten demokratischen Neuanfang sowie den Besatzungswechsel und den Aufbau einer kommunistischen Diktatur unter sowjetischer Vorherrschaft.

In Leipzig war es nach dem Besatzungswechsel das erste Ziel, die bereits unter amerikanischer Besatzung neu aufgebaute Spitze der Leipziger Stadtverwaltung grundlegend umzugestalten. Der erste Leipziger Stadtkommandant Generalleutnant Nikolai Trufanow setzte in enger Abstimmung mit der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) und auf Drängen hochrangiger Vertreter der KPD Bürgermeister Dr. Hans Vierling ab und ernannte den Juristen und ehemaligen sächsischen Ministerpräsidenten Erich Zeigner zum neuen Oberbürgermeister. Die kommunistische Partei (KPD) versuchte, auch alle anderen ihr wichtigen Posten zu besetzen.

Mit der Absetzung von Heinrich Fleißner als Polizeipräsident begann auch die Umgestaltung und Neubesetzung der Polizei im Sinne der KPD und der sowjetischen Besatzungsmacht. Das Hauptaugenmerk lag zwar weiterhin auf der Ergreifung von Kriegsverbrechern sowie nationalsozialistischen Funktions- und Amtsträgern, doch gerieten zunehmend auch vermeintliche und wirkliche Gegner der neuen Diktatur in den Fokus.

Die Ausstellung präsentiert die Vorgeschichte von SED-Diktatur und Staatssicherheit am Leipziger Beispiel und trägt somit zum Verständnis und zur Einordnung der Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ bei. Möglich wurden die umfangreichen Forschungen durch eine entsprechende Projektförderung durch die Bundesbeauftrage für Kultur und Medien. Die Ausstellung kann täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr im Eingangsbereich der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ besucht werden.