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Donnerstag, den 22. April 2010

2. Leipziger und Hallenser Museumsnacht unter dem Motto "Schöne Nachbarin"

Kategorie: Pressemitteilung

Schöne Nachbarn: Freunde oder Feinde – ständige Erläuterungen in der Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“

In originalen Räumen der ehemaligen Bezirksverwaltung der Staatssicherheit bietet das Bürgerkomitee Leipzig e.V. den Besuchern ständige Erläuterungen und stellt das Motto der „schönen Nachbarin“ in Frage. Was, wenn der Nachbar ein Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi war und seine Umgebung bespitzelte? Was waren die Motive eines „IM“ und welchen Nachbarn konnte man trauen? Auch hinter des Nachbars Heim konnte sich die Stasi verbergen. Allein im Bezirk Leipzig gab es mehr als 600 so genannte Konspirative Objekte, in denen sich Führungsoffiziere des MfS mit ihren Inoffiziellen Mitarbeitern trafen. Näheres erfahren die Besucher auch über die Kontrollen auf den Transitstrecken zwischen DDR und Bundesrepublik. Hier wurde nahezu jeder Kontakt zum Nachbarstaat überwacht.

Wie Nachbarn eins wurden: stündlich Führungen durch die Sonderausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ und Filmvorführungen

Auch im Kinosaal der ehemaligen Bezirksverwaltung der Staatssicherheit wird es ein umfangreiches Programm zur Museumsnacht geben. Die Sonderausstellung zeigt die Entwicklung der Opposition im Jahr 1989, die Montagsdemonstrationen, die Entstehung der Runden Tische bis hin zur Deutschen Einheit. Zahlreiche Objekte, bewegte Bilder, einmalige Fotos und Dokumente bringen die damalige Stimmung näher. Ab 18.00 Uhr wird es stündlich Führungen durch die Sonderausstellung geben.

Außerdem sind zwei Filme zu sehen: Um 19.00 Uhr zeigt die Gedenkstätte den MfS-Lehrfilm IM „Eva“, in dem ein Spitzel mit perfiden Methoden davon abgehalten werden soll, seine Tätigkeit zu beenden. Um 23.30 Uhr wird es dann in dem Film „Die Legende von Paul und Paula“ um liebende Nachbarn gehen. Der systemkritische Kultfilm aus den 1970er Jahren bildet den Ausklang der 2. Leipziger und Hallenser Museumsnacht.

Museum im Stasi-Bunker von 13.00 bis 19.00 Uhr geöffnet

Die Ausweichführungsstelle ist heute – 20 Jahre nach ihrer Enttarnung – für Besucher komplett zugänglich. Zu besichtigen sind das 5,2 Hektar große, denkmalgeschützte Gesamtgelände mit allen erhaltenen Bauten und Anlagen, sowie das 1.500 Quadratmeter umfassende Bunkerinnere. Im Rahmen von Führungen wird unter anderem veranschaulicht, wie die Versorgungssysteme funktionierten, wie DDR-weit Nachrichtenkontakte zustande gekommen wären und welche Überlebensstrategien sich die Staatssicherheit für einen Atomschlag entwickelt hatte. Der Rundgang vermittelt wie das MfS auch im Ernstfall die SED-Diktatur sichern wollte – bis hin zur geplanten Einrichtung von Isolierungslagern für Oppositionelle. Den ausufernden Planungen der Stasi für den Ernstfall kann man nun im Sinne des Wortes auf den Grund gehen. Achtung: Die Fahrtberechtigung auf der Eintrittskarte gilt nicht für die Tarifzone zum Bahnhof Machern. Anfahrt mit dem Auto über B6.

Ehemalige Hinrichtungsstätte in der Alfred-Kästner-Straße (Eingang Arndtstraße 48) geöffnet

Zur Museumsnacht besteht die seltene Möglichkeit, die originalen Räume der ehemaligen zentralen Hinrichtungsstätte der DDR zu besichtigen. Das Bürgerkomitee bietet hier ständig Führungen an. Eine Werkausstellung vor Ort vermittelt in komprimierter Form die wichtigsten Fakten zu gesetzlichen Grundlagen, zur Verhängung und zur Vollstreckung der Todesstrafe in Leipzig. Hier wurden ab 1960 alle in der DDR gefällten Todesurteile vollstreckt – 64 Menschen verloren nach heutigen Erkenntnissen ihr Leben. In der Zeit von 18.00 – 1.00 Uhr finden ständig Führungen statt. Die ehemalige Hinrichtungsstätte ist Besuchern außer zur Museumsnacht nur zum Tag des Offenen Denkmals zugänglich.

In Leipzig fanden die Hinrichtungen zunächst mittels Guillotine statt. Ab 1968 wurden sie per unerwartetem Nahschuss ins Hinterhaupt vollzogen. Anwesend war jeweils nur ein kleiner Kreis eingeweihter Personen. Die Leichname brachte man zur Einäscherung ins Krematorium auf dem Leipziger Südfriedhof, wo sie anonym als „Anatomieleichen“ verzeichnet und beigesetzt wurden.

Todesurteile konnten in der DDR wegen Mordes, NS-Verbrechen sowie verschiedener Straftaten im Bereich Staatsverbrechen / Wirtschaftsverbrechen / Wirtschaftsspionage ausgesprochen werden; oft waren die Tatvorwürfe aber manipuliert. Die Frage nach der Schuld der Hingerichteten relativiert sich angesichts der Tatsache, dass sie Opfer von nicht rechtsstaatlichen Verfahren wurden, in denen das Urteil praktisch von Anfang an feststand. Selbst die Totenscheine wurden gefälscht und verschleierten die wahre Ursache und den Ort des Ablebens. Abgeschafft wurde die Todesstrafe in der DDR erst 1987.

Da die denkmalgeschützte Stätte momentan nur an wenigen Tagen zu besichtigen ist, arbeitet das Bürgerkomitee gemeinsam mit dem Sächsischen Staatsministerium der Justiz daran, sie künftig als justizgeschichtlichen Erinnerungsort regelmäßig zugänglich zu machen.

 

Programm im Überblick

 

13.00 – 19.00 Uhr

Museum im Stasi-Bunker – Verborgener Nachbar

Die ehemalige Ausweichführungsstelle in Machern lädt im Rahmen der Museumsnacht zu Führungen ein.

 

18.00 / 19.00 / 20.00 / 21.00 / 22.00 / 23.00 / 24.00 Uhr

Führungen – Wie Nachbarn eins werden: Von der Friedlichen Revolution zur Deutschen Einheit

Die Sonderausstellung zeigt die Entwicklung der Opposition im Jahr 1989, die Montagsdemonstrationen, die Entstehung der Runden Tische bis hin zur Deutschen Einheit.

 

19.00 Uhr

Filmvorführung – Schöne Nachbarin!: IM „Eva“

Dieser Lehrfilm für Stasi-Mitarbeiter zeigt mit welchen perfiden Methoden IM „Eva“ von Ihrer Überzeugung, den Spitzeldienst zu beenden, abgebracht wird.

 

18:00 – 1:00 Uhr

Mein Nachbar: Ein IM?

Die Existenz Inoffizieller Mitarbeiter war bekannt, deren Identität jedoch streng geheim. Auch Kollegen oder Nachbarn konnten Spitzel sein.

 

18:00 – 1:00 Uhr

Schöne Nachbarinnen: Deutsch-deutsche Beziehungen unter Stasi-Kontrolle

Gerade auf den Transitstrecken durchkreuzte die Stasi deutsch-deutsche Beziehungen. Nahezu jeder Kontakt zum Nachbarstaat wurde überwacht.

 

18:00 – 1:00 Uhr

Des Nachbars Heim: „Konspirative Wohnungen“ als Orte der Bespitzelung

Die Führungsoffiziere trafen sich mit den Inoffiziellen Mitarbeitern in Konspirativen Wohnungen und Objekten. Auch „Wanzen“ und andere Technik wurde dort oft installiert.

 

23.30 Uhr

Filmvorführung – Liebende Nachbarn: „Die Legende von Paul und Paula“

Der systemkritische Film erfreute sich zu DDR-Zeiten großer Beliebtheit und zeichnet ein authentisches Bild der 1970er Jahre. Die Museumsnacht klingt im Museum in der „Runden Ecke“ mit einer dramatischen Liebesgeschichte aus.

 

18.00 – 1.00 Uhr

Ehemalige Hinrichtungsstätte

Die ehemalige zentrale Hinrichtungsstätte der DDR in der Alfred-Kästner-Straße (Zugang Arndtstraße 48) ist ebenfalls von 18.00 bis 1.00 Uhr geöffnet. Dort finden ständig Führungen zum Thema „Todesstrafe in der DDR – Hinrichtungen in Leipzig“ statt. Außerdem ist eine gleichnamige Ausstellung zu sehen.