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Freitag, den 08. Oktober 2010

Eröffnung ständige Ausstellung "Orte der Friedlichen Revolution"

Kategorie: Pressemitteilung

Am 9. Oktober 2010, 12.00 Uhr, übergibt das Bürgerkomitee die erste Stele auf dem Augustusplatz

Am Samstag, den 9. Oktober 2010, um 12.00 Uhr wird die ständige Ausstellung im Stadtraum „Orte der Friedlichen Revolution“ mit der Enthüllung der ersten Stele auf dem Leipziger Augustusplatz gegenüber der Hauptpost feierlich eröffnet.

Zur Einweihung sprechen:

Markus Meckel (Vorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)

Johann-Adolf Cohausz (sächsischer Regierungssprecher und Staatssekretär)

Burkhard Jung (Oberbürgermeister der Stadt Leipzig)

Nach einer inhaltlichen Einführung in das Projekt von Tobias Hollitzer (Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“) wird die erste Stele der Öffentlichkeit übergeben. Im Anschluss lädt die Gedenkstätte bei einem Glas Sekt zum Gespräch ein.

Die Stele steht an dem Ort, an dem sich vor 21 Jahren, am 9. Oktober 1989, 70.000 DDR-Bürger trotz massiver Drohungen des SED-Regimes versammelten um friedlich auf dem Leipziger Ring zu demonstrieren. Angesichts dieser Masse mussten sich die bereitstehenden 8.000 bewaffneten Kräfte zurückziehen. An diesem Tag entschied sich in Leipzig, ob die Revolution eine blutige oder eine friedliche werden würde. Mit der Friedlichen Revolution errangen die Menschen im ganzen Land die Freiheit und schufen gleichzeitig wichtige Voraussetzungen für die deutsche Wiedervereinigung sowie den europäischen Einigungsprozess.

In Leipzig werden 20 Stelen an Originalschauplätzen über die Friedliche Revolution informieren

Das Projekt markiert 20 „Orte der Friedlichen Revolution“ im Leipziger Stadtraum, an denen Aktionen stattfanden, die zum Sturz der SED-Diktatur und zum demokratischen Umbruch beitrugen: von der Demonstration für Bürger- und Menschenrechte im Januar 1989 über die Aufdeckung der Wahlfälschung im Mai 1989 bis zur entscheidenden Montagsdemonstration am 9. Oktober, der Besetzung der Leipziger Stasi-Zentrale oder der ersten freien Volkskammerwahl am 18. März 1990.

Mit der Errichtung thematischer Stelen werden die Topographie und die zeitliche Entwicklung der Friedlichen Revolution erlebbar. Sie sollen an die Kraft der demokratischen Idee erinnern, die den Bürgern zur Selbstbefreiung von der Diktatur verhalf, und zeigen, dass sich Zivilcourage und Einsatz für einen freiheitlichen und demokratischen Staat lohnen. Die Leipziger und die Besucher der Stadt werden so mit einem wichtigen Kapitel der deutschen Geschichte konfrontiert und die besondere Rolle Leipzigs als Stadt der Friedlichen Revolution für den demokratischen Aufbruch 1989 eindrucksvoll präsentiert. Die Standorte zeigen die Besonderheit, Vielschichtigkeit und Einmaligkeit des Gesamtereignisses Friedliche Revolution in Leipzig.

Bereits 2004 informierte das Bürgerkomitee mit temporären Stelen über die Ereignisse von 1989. Dies wurde von den Bürgern und Gästen der Stadt mit großem Interesse aufgenommen. Im März 2007 beschloss die Ratsversammlung auf Ihrer 33. Sitzung den Antrag „Leipzig und ’89: Erinnern, Bewahren und für die Zukunft nutzbar machen“ einstimmig. Darin hieß es unter anderem: „An geeigneten Orten sollten dauerhafte Stelen an die DDR-Diktatur und an die friedliche Veränderung vom Herbst 1989 erinnern.“

Das Bürgerkomitee griff diese Idee auf, entwickelte ein Konzept und warb Fördermittel ein. Nach einer beschränkten Ausschreibung im Jahr 2009 wählte ein Gremium, bestehend aus Vertretern der Stadtverwaltung, den Fraktionen des Stadtrates sowie weiteren Fachleuten einen Entwurf aus. Die Wahl fiel auf das Leipziger Büro „Studio KW“ und den von Klaus Hübner eingereichten Gestaltungsvorschlag.

Die Gestaltung der Stelen symbolisiert Diktatur und deren friedliche Überwindung

Die Stelen werden aus Streckmetall gefertigt. Durch die Materialwahl erscheinen die 3 Meter hohen Stelen nicht als geschlossene Fläche, sondern nehmen sich in ihrer durchbrochenen Struktur im Stadtbild zurück. Außerdem besteht ein historischer Bezug zum Material – Streckmetall wurde in der DDR für Grenzsicherungsanlagen eingesetzt. Die Mauer war eine zentrale Voraussetzung für die SED-Diktatur und wurde mit der Friedlichen Revolution beseitigt. Auf jeder Stele informieren grafisch gestaltete Informationsflächen über das jeweilige Ereignis der Friedlichen Revolution und ihrer Vorgeschichte. Die Idee der Informationstafeln ist angelehnt an Formen der Erinnerungskultur, wie man sie nach einschneidenden Erlebnissen an vielen Orten des Geschehens findet: Menschen hängen Zettel, Schildchen und anderes an Zäune, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. So etwa auch während der Friedlichen Revolution, als Leipziger Bürger auf diese Art und Weise für die Freilassung von politischen Gefangenen demonstrierten.

Die Umsetzung des Projektes wird möglich durch die finanzielle Unterstützung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, des Freistaates Sachsen aus dem Programm „20 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ sowie der Stadt Leipzig. Die Arbeit des Bürgerkomitee Leipzig e.V. wird unterstützt durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten (StSG) und den Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM).

Bis zum Ende des Jahres 2010 wird das Projekt in enger Abstimmung mit der Stadt Leipzig realisiert.

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