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Dienstag, den 05. November 2013

Vortrag und Gespräch: „So kann es nicht weitergehen!“ – Zur Neugründung der ostdeutschen Sozialdemokratie in Leipzig

Kategorie: Pressemitteilung

Im 150 Jubiläumsjahr der Gründung der Sozialdemokratie in Leipzig berichten Zeitzeugen von der Neugründung einer eigenständigen sozialdemokratischen Partei in der DDR im Herbst 1989. 24 Jahre nach der Friedlichen Revolution diskutieren sie in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ über Motivation und die Wirkung ihres Einsatzes für die Sozialdemokratie.

Im Sommer und Herbst 1989 traten die Widersprüche in der DDR-Gesellschaft wie nie zuvor offen zutage. Immer mehr Menschen kehrten der SED-Diktatur den Rücken und stellten einen Ausreiseantrag oder flüchteten in die Bundesrepublik. In dieser Krisensituation entschieden sich aber auch Viele bewusst zum Bleiben und forderten nachdrücklich Reformen in der verkrusteten Gesellschaft ein. Während die Staats- und Parteiführung stur mit alten Losungen reagierte, traten verschiedene Oppositionelle und Bürgerrechtler der SED mit programmatischen Aufrufen entschieden entgegen und forderten demokratische Bürger- und Menschenrechte sowie eine schonungslose Analyse des politischen, ökonomischen und ökologischen Zustand des Landes. Innerhalb kurzer Zeit solidarisierten sich Unzählige mit diesen Zielen und es entstand eine breite Bürgerrechtsbewegung, die die SED-Diktatur herausforderte. Aufgrund seiner basisdemokratischen Ausrichtung und programmatischen Offenheit stieß das „Neue Forum“ auf eine äußerst große Resonanz und stand zunächst oft synonym für die verschiedenen Gruppierungen.

Keine Gruppierung aber griff das Machtmonopol und die Legitimation der SED so direkt an, wie die am 7. Oktober 1989 in Schwante bei Berlin gegründete Sozialdemokratischen Partei in der DDR (SDP). Im Gegensatz zu vielen anderen Initiativen setzte die SDP von Anfang an auf eine parteipolitisch orientierte Programmatik und eine feste Organisationsstruktur. Bewusst führten die Initiatoren damit die Legende von den 1946 angeblich aus freien Stücken zur SED vereinigten Arbeiterparteien ad absurdum. Die SDP und die anderen neuen politischen Gruppen entfalteten innerhalb kurzer Zeit eine enorme Breitenwirkung. Sie waren Hoffnung sowie Sprachrohr und wurden zur Triebkraft für die Friedliche Revolution.

Am 7. November 1989 fand in der Reformierten Kirche die Gründungsveranstaltung des SDP-Kreisverbandes Leipzig statt. Die Staatssicherheit überwachte im Auftrag der SED auch diese neuen Gruppen. So erstellte die Leipziger Stasi-Bezirksverwaltung noch Ende November 1989 – wenige Tage vor deren Besetzung – einen Bericht, der auch potentielle IM auflistete. Um die Rolle der Stadt Leipzig für die Friedliche Revolution und als Wiege der deutschen Sozialdemokratie zu würdigen, hielten die ostdeutschen Sozialdemokraten im Februar 1990 ihren ersten Parteitag in Leipzig ab. Auch den 150. Jahrestag ihrer Gründung beging die gesamtdeutsche SPD feierlich im Mai 2013 in Leipzig. Anlässlich des 24. Jahrestages der Gründung der Leipziger SDP laden wir zum Podiumsgespräch mit den Zeitzeugen Andreas Bertram, Axel Dyck, Andreas Schurig und Gunter Weißgerber ein.

Begrüßung und Moderation:
Tobias Hollitzer, Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“

Einführungsvortrag:
Dr. Mike Schmeitzner, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der TU Dresden

Eintritt frei. Die Veranstaltung findet im ehemaligen Stasi-Kinosaal statt.

 

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