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Freitag, den 08. Juni 2001

Präsentation der Sonderausstellung "Kirchentage in Leipzig 1954 - 1978 - 1989"

Kategorie: Pressemitteilung
Von: Bürgerkomitee Leipzig e.V.

zur Präsentation der Sonderausstellung

"Kirchentage in Leipzig 1954 - 1978 - 1989"

in der Frankfurter Paulskirche

im Rahmen der Wanderausstellung der BStU

08. - 30.06.2001

Drei Kirchentage fanden in der Zeit der deutschen Teilung in Leipzig statt - und jeder von ihnen wurde für die DDR-Regierung zum Politikum. Die Leipziger Protestantentreffen sind ein Spiegel des Machtkampfes der SED gegen die Kirche gewesen.

Gemeinsames Engegement für Aufarbeitung

Die Sonderausstellung "Kirchentage in Leipzig 1954 - 1978 und 1989" zeigt an Einzelbeispielen, wie die SED und ihr Sicherheitsapparat auf die Kirche Einfluss zu nehmen versuchten und teilweise erfolgreich damit waren. Die Exposition ist vom 08.06. bis 30.06.2001 im Rahmen der Wanderausstellung der BStU "Staatssicherheit - Garant der SED-Diktatur" in der rankfurter Paulskirche zu sehen.

Die beiden Ausstellungen ergänzen sich thematisch: Werden in der BStU-Exposition vor allem die Strukturen der Staatssicherheit erläutert, kann der Besucher anhand der Kirchentagsausstellung die Arbeitsweise des MfS an konkreten Beispielen nachvollziehen. Das Bürgerkomitee begrüßt die gemeinsame Präsentation deshalb ausdrücklich. Sie ermöglicht dem B ürgerkomitee außerdem, seine Ausstellung im Rahmen des Kirchentags und zeitlich auch darüber hinaus zu zeigen.

Zeitgeschichte kritisch hinterfragt

Das Bürgerkomitee Leipzig erarbeitete die Ausstellung 1997 anlässlich des ersten gesamtdeutschen Kirchentags nach der Wiedervereinigung, der in den neuen Bundesländern - in Leipzig - stattfand. Dokumente aus kirchlichen und staatlichen Archiven, Fotos und persönlichen Erinnerungen lassen Zeitgeschichte nacherleben. Zu sehen sind Zeugnisse, die die Ambivalenz kirchlichen Lebens in der DDR verdeutlichen. Die Ausstellung hinterfragt auch das Verhältnis der Kirche zu den DDR-Machthabern und beschreibt die Spannungen, die die drei protestantischen Laientreffen in Leipzig begleiteten.

Leipziger Kirchentage als Spiegel gesamtstaatlicher Entwicklungen

Beim letzten gesamtdeutschen Kirchentag 1954 sangen 650.000 Menschen gemeinsam "Lobe den Herrn", während die SED versuchte, sämtliche kirchlichen Veranstaltungen von staatlichen Stellen abhängig zu machen. 11.000 Christen aus dem Westen konnten in diesen Tagen in Leipzig dabei sein, so dass eine Frankfurter Zeitung schrieb: "Vier Tage war Deutschland vereinigt". Der Kirchentag 1978 fand statt, kurz nachdem Honecker den Kirchen ihr eigenes Gestaltungsrecht zuerkannt, gleichzeitig aber in den Schulen den Wehrkundeunterricht eingeführt hatte. Im Juli 1989 hätte der Staat den Kirchentag in Leipzig am liebsten verboten, weil hier der Protest gegen das SED-Regime seit 1988 eskalierte. Da der Sächsische Kirchentagsausschuss nicht den Mut hatte, die oppositionellen Gruppen in den Kirchentag zu integrieren, mussten diese in die Lukaskirche zum "Statt-Kirchentag" ausweichen. Dort liegen wichtige Wurzeln für die Bildung politischer Gruppierungen im Herbst 1989, die mit Ihrem Engagement für Freiheit und Demokratie Leipzig zur Stadt der Friedlichen Revolution machten.

Die Ausstellung, die mit der Präsentation in der Frankfurter Paulskirche bereits zum dritten Mal im Rahmen des Deutschen Evangelischen Kirchentags zu sehen ist, zeichnet den Spannungsbogen von der Hoffnung auf Wiedervereinigung in den 50er Jahren, über die Resignation der 70er Jahre bis hin zur Friedlichen Revolution des Jahres 1989. Wie unter einem Brennglas führt die Exposition am Beispiel der Leipziger Kirchentage vor Augen, wie der leise Staatsterror der DDR in alle Lebens- und Gesellschaftsbereiche hineinwirkte.