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Freitag, den 15. März 2013

Mythos Schwedt - der Militärstrafvollzug in der DDR

Kategorie: Pressemitteilung

Am 16. März 2013 diskutieren 12.00 und 16.00 Uhr Betroffene und Autoren über Bedeutung und Geschichte des Strafvollzugs in der DDR

„Ab nach Schwedt!“ war eine Drohung. Selbst die Postleitzahl des brandenburgischen Städtchens „133“ löste unter den Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA) Angst und Schrecken aus. Der Name der kleinen Stadt an der Oder wurde ab 1968 zum Synonym für das einzige Militärgefängnis der DDR. Hier wurden ab 1968 alle Soldaten inhaftiert, die wegen Delikten wie Fahnenflucht, Befehlsverweigerung oder staatsfeindlicher Hetze und Propaganda zu einer Haftstrafe von bis zu zwei Jahren verurteilt worden waren. 1982 entstand daraus die berüchtigte Disziplinareinheit der NVA.

Sowohl der Historiker Dr. Rüdiger Wenzke, der die neuesten Forschungsergebnisse wissenschaftlich darstellt, als auch der ehemalige Militärinhaftierte Klaus Auerswald beschreiben die Organisation des militärischen Strafvollzugs und geben einen Einblick in den Alltag der Gefangenen. Unter der Moderation von Helmuth Frauendorfer kommen die beiden mit einem weiteren ehemaligen Militärinhaftierten, Ingolf Berthold, ins Gespräch. Gezeigt wird, in Kooperation mit der Bundesstiftung Aufarbeitung, ein Ausschnitt des Filmes „Wer dort war schweigt“.

Seit 1952 befand sich in Berndshof am Oderhaff eine Strafvollzugseinrichtung. Berndshof war bis zur Einrichtung von Schwedt 1968 das erste Gefängnis für Militärstrafgefangene. Ab Ende 1964 waren in Berndshof alle Wehrdiensttotalverweigerer inhaftiert, bevor diese 1965 nach Bautzen I verlegt wurden. Der Mitautor Falk Bersch zeigt die wechselvolle Geschichte des Haftortes und veranschaulicht die menschenunwürdigen Zustände, denen die verschiedenen Häftlingsgruppen – viele von ihnen wegen politischer Delikte verurteilt – ausgesetzt waren. Deutlich wird der Versuch des Staates, Häftlinge durch Arbeit und militärischen Drill umzuerziehen. Der wechselvollen Geschichte dieses Haftortes widmet sich die bereits um 12.00 Uhr von Falk Bersch vorgestellte Publikation.

 

Alle Veranstaltungen am Sonnabend, den 16. März 2013 im Überblick.

 

12.00 Uhr:    Buchvorstellung

Falk Bersch, Hans Hermann Dirksen

Strafvollzug Berndshof/Ueckermünde (1952–1972)

Seit 1952 befand sich in Berndshof am Oderhaff eine Strafvollzugseinrichtung. Bis 1968 wurden dort u.?a. Militärstrafgefangene und ab Ende 1964 alle Wehrdiensttotalverweigerer inhaftiert. Der Mitautor Falk Bersch veranschaulicht die menschenunwürdigen Zustände, denen die Häftlinge ausgesetzt waren und verdeutlicht den Versuch des Staates, Häftlinge durch Arbeit und militärischen Drill umzuerziehen.

Moderation: Helmuth Frauendorfer

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

13.00 Uhr:    Buchvorstellung

Anke Dreier, Karsten Laudien

Einführung. Heimerziehung der DDR

Der Mitautor Karsten Laudien stellt Erziehungskonzepte und die realen Lebenswirklichkeiten in den Heimen der DDR von 1949 bis 1990 vor und korrigiert die heute teilweise verharmlosende Darstellung von Theorie und Praxis in DDR-Heimen. Eine wichtige Grundlage für alle, die sich heute mit diesem Thema befassen.

Moderation: Helmuth Frauendorfer

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

14.00 Uhr:     Buchvorstellung und Diskussion

Michael Beleites

Leitbild Schweiz oder Kasachstan? Wie viel DDR steckt in den ostdeutschen Agrarstrukturen?

Auf dem Lande gibt es die deutsche Einheit noch nicht. Michael Beleites zeigt in seiner schonungslosen Analyse der ostdeutschen Agrarpolitik für den Zeitraum vor und nach 1989 die durch die Zwangskollektivierung in der DDR noch heute wirkenden Unterschiede gegenüber der Agrarstruktur im Westen Deutschlands auf. Anschließend diskutieren mit dem Autor der Historiker Jens Schöne, der Projektkoordinator der BStU Abteilung Bildung und Forschung Christian Booß und Janusz Hradetzky vom Bündnis Junge Landwirtschaft.

Moderation: Michael Weichert

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

16.00 Uhr:    Buchvorstellung und Diskussion

Rüdiger Wenzke

Ab nach Schwedt! Die Geschichte des DDR-Militärstrafvollzugs

zusammen mit

Klaus Auerswald

…sonst kommst du nach Schwedt!

„Ab nach Schwedt!“ war eine Drohung, die unter den Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA) Angst und Schrecken auslöste. Der Name der kleinen Stadt an der Oder wurde ab 1968 zum Synonym für das einzige Militärgefängnis der DDR. 1982 entstand daraus die berüchtigte Disziplinareinheit der NVA.

Rüdiger Wenzke und Klaus Auerswald beschreiben die Geschichte des „Armeeknastes“ sowie die Organisation des militärischen Strafvollzugs und geben einen Einblick in den Alltag der Gefangenen aus unterschiedlichen Perspektiven. Anschließend kommen sie mit dem ehemaligen Inhaftierten Ingolf Berthold ins Gespräch.

Moderation: Helmuth Frauendorfer

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

18.00 Uhr:     Buchvorstellung und Diskussion

Florian Kessler

Mut Bürger. Die Kunst des neuen Demonstrierens

In seinem Erstlingswerk beleuchtet der promovierte freie Journalist das seit 2008 erwachte Bürgerengagement und animiert, politische Anliegen selbst auf die Straße zu tragen. Ob sich ein Bezug zwischen 1989/90 und dem neuen Mut-Bürgertum der letzten Jahre herstellen lässt, diskutieren der Autor und der 1989 aktive Montagsdemonstrant und Mitbegründer des Neuen Forums in Leipzig Reinhard Bohse.

Moderation: Steffen Kraft

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

19.00 Uhr: Buchvorstellung

Bernd Müller-Kaller

Höllenqualen. Von der Teufelsinsel im Weißen Meer 1929 bis Bautzen 1989

Der Autor führt den roten Faden von den Anfängen der kommunistischen Gewaltherrschaft in der Sowjetunion über deren Ausdehnung in der Nachkriegszeit auf die Sowjetische Besatzungszone bis hin zur Staatssicherheit in der DDR. Es werden herausragende Haftschicksale von Menschen im Räderwerk des Verfolgungs- und Repressionssystems kommunistischer Geheimdienste gezeigt.

Moderation: Helmuth Frauendorfer

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ in der Ausstellung

 

20.00 Uhr:    Buchvorstellung und Diskussion

Ludwig Mehlhorn (Hg.) (†)

In der Wahrheit leben. Aus der Geschichte von Widerstand und Opposition in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts

Wie lebt man ein eigenes, gegen die Ideologie eines totalitären Staates gerichtetes Leben? Wer entscheidet sich wie und wann für widerständiges Verhalten? Der verstorbene Oppositionelle Ludwig Mehlhorn zog seine Ideen zu widerständigem Verhalten aus seiner Beschäftigung mit dem Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Das anschließende Gespräch über seine Ideen und Verdienste für die Stiftung Kreisau zwischen Katarzyna Madon-Mitzner vom Zentrum Karta Warschau, einer Vertreterin der Kreisau Initiative Berlin, Annemarie Cordes, und Ilko-Sascha Kowalczuk von der BStU, dreht sich um das Vermächtnis des Widerstandes und dessen Bedeutung für eine europäische Zukunft.

Moderation: Gerhard Gnauck

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

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