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Mittwoch, den 27. März 2013

Museum im Stasi-Bunker bei Machern am Osterwochenende geöffnet

Kategorie: Pressemitteilung

Am Samstag, den 30.03.2013 und am Sonntag, den 31.03.2013 finden von 13.00 bis 16.00 ständig Führungen durch das Museum im Stasi-Bunker in Machern statt.

Das Museum im Stasi-Bunker ist heute die einzige der ehemals 15 Ausweichführungsstellen der MfS-Bezirksverwaltungen mit fast vollständig erhaltener Originaleinrichtung und verdeutlicht die ausufernde Ernstfallplanung der Staatssicherheit. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ als ehemaliger Sitz der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit und das Museum im Stasi-Bunker bei Machern bilden eine bundesweit einmalige Gedenkstättenkombination. Während in der „Runden Ecke“ die bürokratische Schreibtischdiktatur dokumentiert wird, gibt der Stasi-Bunker Einblicke in die militärische Seite der Tätigkeit der Geheimpolizei.

Die einstündige Führung durch den Bunker vermittelt den Ablauf der Verlegung in den Bunker und die dort geplanten Aktivitäten. Neben Informationen zur Baugeschichte, den politischen Hintergründen für den Bunkerbau und interessanten Details zur Versorgungs- und Nachrichtentechnik erfahren die Besucher, welche umfangreichen Tätigkeiten die Staatssicherheit für den Ernstfall plante, die bis zur Errichtung von Isolierungslagern für Regimegegner reichten.

Ganzjährig bietet das Bürgerkomitee Leipzig e.V. immer am letzten Wochenende im Monat öffentliche Führungen an. Die Museumsanlage ist dann von 13.00 – 16.00 Uhr geöffnet. Fortlaufend finden Führungen durch den Bunker statt, die durch einen kurzen Einführungsvortrag ergänzt werden. Das Außengelände mit all seinen original erhaltenen Bauten und Anlagen kann mit Hilfe eines Beschilderungssystems selbständig erschlossen werden. Der Preis für die Führungen durch den Bunker beträgt 3,00 Euro pro Person, ermäßigt 2,00 Euro. Gruppen können ganzjährig Termine für Sonderführungen vereinbaren.

Die geheime Ausweichführungsstelle sollte dem Führungsstab der Leipziger Stasi als Hauptquartier dienen

1967 ordnete der Minister für Staatssicherheit (MfS), Erich Mielke, die Errichtung von Bunkeranlagen zum Schutz der Führungsriegen für den „Ernstfall“ an. Im Zuge dieser Mobilmachungsplanungen entstand ab 1968 in einem Waldstück am Rand des Naherholungsgebietes Lübschützer Teiche die Ausweichführungsstelle (AFüSt) des Leiters der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit. Bis 1989 stand die Anlage über 20 Jahre für den Leipziger Stasi-Chef und weitere 100 hauptamtliche Mitarbeiter bereit, um die geheimpolizeiliche Tätigkeit von dort aus weiterzuführen und auch im Fall eines Ausnahmezustandes den Machtanspruch des SED-Regimes aufrechterhalten zu können.

Das 5,2 Hektar umfassende Areal wurde am 7. Dezember 1974 einsatzbereit an den Leiter der Leipziger Bezirksverwaltung, Generalmajor Manfred Hummitzsch übergeben. Fünf Meter tief unter der Erde stand alles Notwendige zur Verfügung: im Bunker waren Nachrichtenverbindungen zum Regierungsnetz nach Berlin, Chiffriertechnik und komplette Versorgungssysteme installiert. Für sechs Tage waren die lebensnotwendigen Reserven ausgelegt, um in der als Ferienobjekt des VEB Wasserwirtschaft getarnten Anlage die Fäden in der Hand zu halten.

Im Ernstfall sollten etwa Dreiviertel der Mitarbeiterschaft der Leipziger Bezirksverwaltung und die dazugehörigen elf Kreisdienststellen Ausweichobjekte östlich von Leipzig belegen. Als solche waren vor allem Konsumgaststätten, aber auch ein Internat, ein Ferienlager oder ein Heimatmuseum vorgesehen. Die Anwohner oder Nutzer der Objekte wussten in der Regel nichts von diesen Plänen.

Der Stasi-Bunker bei Machern ist seit über 16 Jahren ein einzigartiges Museum im Leipziger Land

Zur Umsetzung der Pläne und Belegung der Ausweichobjekte einschließlich des Bunkers kam es zum Glück nie. Die Initiative des Macherner Pfarrers Gottfried Süß führte im Dezember 1989 zur Entdeckung des ehemaligen Stasi-Bunkers. Die gerade erst gebildeten Bürgerkomitees aus Leipzig und Wurzen setzten sich frühzeitig für den Erhalt dieser Anlage als Gedenkstätte ein. 1996 wurde der Bunker dann erstmals als Museum geöffnet und kann seitdem regelmäßig besichtigt werden.

Der Bunker in Machern stellt die einzige fast vollständig original erhaltene Ausweichführungsstelle des MfS auf dem Gebiet der ehemaligen DDR dar, die noch weitgehend authentisch eingerichtet ist; auch das Außengelände ist in seinem ursprünglichen Zustand erhalten.

Am 4. Juli 2012 erst wurde dem Museum im Stasi-Bunker als Teil der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ das Kulturerbesiegel verliehen. Mit dem Siegel erinnert die Europäische Union an wichtige Stätten europäischer Geschichte und Identitäten. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker wurde zusammen mit der Nikolaikirche und dem Leipziger Innenstadtring als eine von zwölf authentischen Stätte des „Eisernen Vorhangs“ in das Kulturerbe aufgenommen.

 

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