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Dienstag, den 30. April 2013

Museumsnacht in der „Runden Ecke“ – auch Museum im Stasi-Bunker Machern und ehemalige zentrale Hinrichtungsstätte geöffnet

Kategorie: Pressemitteilung

Am 4. Mai 2013 öffnen Hallenser und Leipziger Museen zum fünften Mal ihre Ausstellungen zu nächtlicher Stunde. Dieses Jahr steht die Museumsnacht unter dem Motto „Jagdfieber“. Auch die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ beteiligt sich mit den drei Einrichtungen: die ehemalige zentrale Hinrichtungsstätte in der Südvorstadt Leipzigs, das Museum im Stasi-Bunker in Machern und das Museum in der „Runden Ecke“ in der Leipziger Innenstadt.

 

„Erich Mielke: Ein deutscher Jäger“ – Führungen, Filme, exklusive Jagdobjekte und ein Hörfeature im Museum in der „Runden Ecke“

In originalen Räumen der ehemaligen Bezirksverwaltung der Staatssicherheit bietet das Bürgerkomitee Leipzig e.V. den Besuchern umfassende Erläuterungen und zeigt anhand von zahlreichen authentischen Objekten wie die Stasi jeden verfolgte, der eine andere Meinung äußerte, ideologischer Vereinnahmung widerstand oder ins vermeintlich falsche Land reisen wollte: von der allumfassenden Überwachung der Bevölkerung bis zur Werbung von Nachwuchs bereits im Kindesalter.

Von einem mysteriösen Verkehrsunfall und dessen Nachspiel erzählen um 18.30 und 20.30 Uhr der Dokumentarfilm „Tod dem Verräter: Der Fall Lutz Eigendorf“ (WDR 2000) von Dr. Heribert Schwan und im Anschluss der Berliner Generalstaatsanwalt i. R. Christoph Schaefgen. Er war damals als Staatsanwalt für die Verfolgung der SED- und Stasiverbrechen mit dem Fall des 1983 ums Leben gekommenen Lutz Eigendorf, eines ehemaligen Spielers des BFC Dynamo, betraut, der bei einem Länderspiel in die Bundesrepublik geflohen war.

Dem Jagdfieber frönten die kommunistischen Diktatoren und Minister voller Leidenschaft: Um 22.30 Uhr verweist die Dokumentation „Honecker und Breschnew – Die Jäger. Oder: Politik im Wald“ darauf, wie das eigentlich feudale Jagen eine fast 20 Jahre währende, verhängnisvolle Männerfreundschaft zwischen beiden begründete. Auch Erich Mielke, der Stasi-Minister, stand den beiden in nichts nach. In dem Hörfeature Joachim Walthers „Erich Mielke – ein deutscher Jäger“ von 1995 entlarven die O-Töne des passionierten Jägers, dass er und das SED-Regime auch im Dienst erbarmungslos Jagd auf Oppositionelle, Abweichler oder Verräter machten.

Exklusiv nur zur Museumsnacht sind Jagdobjekte zu sehen, die 1990 in den Diensträumen des Ministers für Staatssicherheit Erich Mielke in Berlin gefunden wurden. Ein Sauspieß und ein Sitzstock gehörten direkt zur Jagdausstattung. Aber auch Schreibtischutensilien wie Briefbeschwerer und Brieföffner mit Jagdmotiven zeigen, welche Bedeutung der Jagd beigemessen wurde. Alle Objekte stammen aus der Sammlung des Stasi-Museums in Berlin und werden als Leihgaben nur in dieser Nacht in Leipzig zu sehen sein.

 

Allerorts Bedrohungen – die Planungen der Stasi für den Ernstfall
Museum im Stasi-Bunker in Machern ist von 17.00 bis 23.00 Uhr geöffnet

In diesem Jahr ist das Museum im Stasi-Bunker wieder bis in die Nacht für Besucher geöffnet. Bereits ab 17.00 Uhr kann das etwa 5,2 Hektar große Gesamtgelände mit allen erhaltenen Bauten und Anlagen, sowie das 1.500 Quadratmeter umfassende Bunkerinnere besichtigt werden. Im Rahmen von Führungen wird unter anderem vermittelt, wie die Versorgungssysteme funktionierten, wie DDR-weit Nachrichtenkontakte zustande gekommen wären und welche Überlebensstrategien die Staatssicherheit für einen Atomschlag entwickelt hatte. Den heimlichen und ausufernden Planungen der Stasi für den Ernstfall kann man nun buchstäblich auf den Grund gehen.

Der Führungsbunker für den Leipziger Stasi-Chef und seinen Stab wurde 1974 fertig gestellt und bis zu seiner Entdeckung im Dezember 1989 ständig funktionsbereit gehalten. Rund um die Uhr sicherten Hunde und unauffällige Wachposten das geheime Objekt, das versteckt inmitten des beliebten Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“ gebaut und als Ferienobjekt getarnt wurde. Mit regelmäßigen Übungen für den Konfliktfall, bis ins Detail ausgearbeiteten Notfallplänen und Dienstanweisungen versuchte das MfS um jeden Preis und in jeder Lage den Führungsanspruch der SED zu sichern – bis hin zu geplanten Isolierungslagern, in die man namentlich erfasste Oppositionelle im Krisenfall sperren wollte.

Die Fahrtberechtigung auf der Eintrittskarte der Museumsnacht gilt nicht bis zum Bahnhof Machern. Eine öffentliche Verkehrsanbindung vom Bahnhof Machern zum Bunker existiert nicht. Das Museum, das sich 20 km östlich von Leipzig befindet, kann am besten mit dem PKW über die B6 erreicht werden. Der Fußweg vom Parkplatz des Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“ zum Museum ist unbeleuchtet. Bitte Taschenlampe mitbringen!

 

Tödliche Verfolgung –
Ehemalige zentrale Hinrichtungsstätte der DDR zur Museumsnacht geöffnet

Zur Museumsnacht besteht die seltene Möglichkeit, die originalen Räume der ehemaligen zentralen Hinrichtungsstätte der DDR zu besichtigen. Das Bürgerkomitee bietet hier ständig Führungen an. Eine Werkausstellung vor Ort vermittelt in komprimierter Form die wichtigsten Fakten. In der ehemaligen Hausmeisterwohnung der damaligen Strafvollzugseinrichtung Alfred-Kästner-Straße in der Leipziger Südvorstadt befand sich von 1960 bis 1981 die zentrale Hinrichtungsstätte der DDR. Hier wurden insgesamt 64 von DDR-Gerichten zum Tode verurteilte Menschen unter strengster Geheimhaltung hingerichtet; bis 1967 mit dem Fallbeil, danach durch „unerwarteten Nahschuss in das Hinterhaupt“.

Die Leichen wurden anschließend zum Leipziger Südfriedhof gebracht, dort als namenlose „Anatomieleichen“ verbrannt und anonym in Massengräbern verscharrt. Auf den amtlichen Dokumenten wurden Todesursache und Sterbeort gefälscht, um sämtliche Hinweise auf die wahren Todesumstände zu verschleiern. Unabhängig vom eigentlichen Tatvorwurf wurden alle in Leipzig Hingerichteten Opfer einer nicht rechtsstaatlichen Justiz, die unter direkter Anleitung der SED bzw. des MfS stand. Oft standen die Urteile schon vor der Gerichtsverhandlung fest. Ende 1987 wurde die Todesstrafe in der DDR abgeschafft.

Die Räume der letzten Hinrichtungsstätte auf deutschem Boden sind bis heute weitgehend authentisch erhalten und vermitteln so einen Eindruck über die damaligen Vollstreckungsabläufe. Das Bürgerkomitee Leipzig e. V setzt sich seit vielen Jahren für den Erhalt dieses justizgeschichtlich bedeutsamen Ortes ein. Momentan ist die denkmalgeschützten Stätte nur an wenigen Tagen zu besichtigen. Das Bürgerkomitee arbeitet jedoch gemeinsam mit dem Sächsischen Staatsministerium der Justiz daran, sie künftig als justizgeschichtlichen Erinnerungsort regelmäßig zugänglich zu machen. In der Zeit von 18.00 – 1.00 Uhr finden ständig Führungen statt. Die ehemalige Hinrichtungsstätte ist Besuchern außer zur Museumsnacht nur zum Tag des Offenen Denkmals zugänglich.

 

Das gesamte Programm der drei Einrichtungen des Bürgerkomitee Leipzig e.V. finden Sie im Einzelnen unter Termine/Museumsnacht 2013 oder in unserem Kalendarium:

Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“

Dittrichring 24, 04109 Leipzig
Von 18.00 bis 1.00 Uhr: Führungen, Filme, exklusive Jagdobjekte und ein Hörfeature im Museum in der „Runden Ecke“

Ehemalige zentrale Hinrichtungsstätte der DDR

Arndtstraße 48, 04275 Leipzig
18:00–1:00: Führungen zur Geschichte der Todesstrafe in der DDR
Todesurteile wurden in der DDR wegen Mordes, NS-Verbrechen und verschiedener Straftaten im Bereich Staats-/Wirtschaftsverbrechen ausgesprochen; oft waren die Tatvorwürfe manipuliert. Bis 1987 kamen aktuellen Erkenntnissen zufolge 64 Menschen zu Tode.

Museum im Stasi-Bunker bei Machern

Lübschützer Teiche, Flurstück 439, 04827 Machern
17:00 – 23:00 Uhr: Führungen durch die original erhaltene unterirdische Bunkeranlage
Mobilmachungsplanungen, DDR-weite Nachrichtenkontakte, Vorbereitung auf den Tag „X“ oder die geplante Einrichtung von Isolierungslagern für Oppositionelle: Auch im Ernstfall wollte die Stasi als „Schild und Schwert“ der Partei alles im Griff haben.

 

Das komplette Programm der 5. Museumsnacht Halle/Leipzig steht unter www.museumsnacht-halle-leipzig.de.

 

Pressemitteilung als pdf.