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Mittwoch, den 25. Juli 2001

Stasi-Bunker fünf Jahre nach Eröffnung vollständig zu besichtigen - Jetzt doppelte Öffnungszeiten

Kategorie: Pressemitteilung
Von: Bürgerkomitee Leipzig e.V.

Fünf Jahre nach Beginn der regelmäßigen Öffnung verdoppelt das Museum im Stasi-Bunker Machern seine Öffnungszeiten. Es ist künftig jeden letzten Sonnabend und Sonntag im Monat, jeweils von 13.00 bis 16.00 Uhr zu besichtigen. Es h andelt sich um die ehemalige Ausweichführungsstelle (AFüSt) des Leiters der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit. Das frühere MfS-Objekt ist heute als einziger Stasi-Bunker auf dem Gebiet der ehemaligen DDR fast 100-prozentig original erhalten. Er ist ein Teil der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke". Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. sieht seine Aufgabe darin, die für die Bundesrepublik einmalige Kombination aus Bezirksverwaltung und Ausweichführungsstelle zu erhalten und für Besichtigungen zu öffnen.

Vom Stasi-Stützpunkt zum Museum am authentischen Ort

Seit 1996 ist das Bunkergelände für die Öffentlichkeit zugänglich. Einwohner Wurzens und Mitglieder des Bürgerkomitees Leipzig hatten die AFüSt des Leiters der Leipziger Stasi-Zentrale schon im Dezember 1989 entdeckt und sich seither um deren Erhalt bemüht. Bevor der Verein die gesamte Anlage jedoch 1993 pachten und 1995 einen Denkmalstatus erwirken konnte, hatten Einbrecher den Bunker gründlich geplündert und teilweise zerstört. So begann das Bürgerkomitee, die originalen Einrichtungsgegenstände wieder aufzuspüren und nach Machern zurückzubringen, beziehungsweise identische Objekte zu beschaffen.

Das gesamte Gelände der 1969 bis 1972 errichteten AFüSt, das inzwischen durch Hinweistafeln erschlossen wurde, ist heute einschließlich des original eingerichteten Bunkers wieder zugänglich. Erst vor mehreren Wochen wurde der letzte, bisher noch nicht fertig gestellte Raum für Besucher geöffnet. Diese können nun auf 1435 Quadratmetern untertage nachvollziehen, wie im so genannten Spannungs- und Mobilmachungsfall 120 Stasi-Offiziere aus der "Runden Ecke" und zwei Mitarbeiter des KGB im Bunker eingerückt wären, um von dort aus ihre Tätigkeit fortzusetzen. Zu erfahren ist unter anderem, wie die Versorgungssysteme funktionierten, wie DDR-weit Nachrichtenkontakte zustande gekommen wären und welche Überlebensstrategien sich die Staatssicherheit für einen Atomschlag entwickelt hatte. So war die Ausweichführungsstelle ein heimlich geschaffener Komplex, durch den sich die Führungsrige des MfS ihren Machtanspruch auch im Fall eines Ausnahmezustands zu erhalten gedachte.

Warteschlangen sollen kürzer werden

Durchschnittlich 450 Besucher wollten im vergangenen Jahr an einem Tag das Museum besichtigen und mussten dafür bis zu zwei Stunden Schlange stehen. Die verlängerten Öffnungszeiten sollen die Wartezeiten nun deutlich verkürzen. Sonderführungen für Gruppen sind auf Anfrage auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten möglich.

Den Museumsbetrieb gewährleisten etwa 60 ehrenamtliche Helfer aus dem Raum Leipzig und dem Muldentalkreis. Sie leiten Führungen, beschaffen Einrichtungsgegenstände wieder, sorgen dafür, dass die originale Bausubstanz erhalten bleibt und pflegen das 5,2 Hektar große Gesamtgelände der ehemaligen Ausweichführungsstelle. Bisher kamen dabei pro Jahr 5.500 ehrenamtliche Arbeitsstunden.