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mercredi, den 11. mars 2020

„Leipzig liest“ dennoch in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ – Buchpremieren und Lesungen am 12. März 2020

Categorie: Pressemitteilung

Zum Start der mehrtägigen Lesereihe „Leipzig liest“ wird anlässlich des 30jährigen Jubiläums der Deutschen Einheit eine Zusammenstellung verschiedenster Texte zum „Wunder der Freiheit und Einheit“ präsentiert. Eine Neuerscheinung beschäftigt sich im Anschluss mit der bisher eher im Hintergrund stehenden aber seinerzeit sehr wichtigen Oppositionsgruppe „Frauen für den Frieden“ in Berlin. Am Ende des Tages steht eine sehr eindrückliche Fluchtgeschichte im Mittelpunkt: Wenige Monate nach dem Mauerbau fliehen zwei junge Männer versteckt im 14 C kalten Wasser im Tender der Dampflok eines Interzonenzuges in den Westen.

Wie immer werden die Buchvorstellungen über DDR-Biographien, Widerstand und Opposition von einer Diskussionsrunden und Gesprächen mit dem Publikum umrahmt. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

Im Rahmen des Programms zu „Leipzig liest“ finden am Donnerstag, den 12. März 2020 insgesamt drei Veranstaltungen in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ statt, die sich mit der Aufarbeitung der SED-Diktatur und deren Auswirkungen bis heute auseinanderzusetzen. Die weiteren ursprünglich geplant gewesenen Lesungen und Buchvorstellungen müssen leider wegen Absage der Autoren oder Verlage ausfallen. Neben den Lesungen lädt die Gedenkstätte auch wieder zu verschiedenen Führungen und Rundgängen ein.

Harald Bretschneider, Bernd Oettinghaus (Hg.): „Das Wunder der Freiheit und Einheit“ (16.00 Uhr)

Zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit präsentiert Harald Bretschneider mit seinem Buch „Das Wunder der Freiheit und Einheit“ über 50 Zeitzeugen, die über das Ende des SED-Regimes und den schwierigen Neuanfang nach der Wende berichten. Der 3. Oktober 1989: Honecker schließt die letzte offene Grenze der DDR – zur ?SSR. Die Welt hält den Atem an. Es folgen 38 bewegende Tage, bis sich die Mauer öffnet. Harald Bretschneider, Urheber des Symbols der DDR-Friedensbewegung "Schwerter zu Pflugscharen", präsentiert in seinem Buch über 50 Zeitzeugenberichte, darunter von Hans-Dietrich Genscher, Joachim Gauck, Christine Lieberknecht, Christian Führer und Uwe Holmer. Der Leser erlebt die Ereignisse des Herbstes 89 so unmittelbar aus der Sicht der damaligen Akteure. Der Herausgeber stellt das Buch gemeinsam mit Herbert Wagner vor.

Moderation: Tobias Hollitzer (Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“)

Almut Ilsen / Ruth Leiserowitz (Hg.): „Seid doch laut!“ (18.00 Uhr)

Ab 1982 unterwarf die SED-Führung im Ernstfall auch Frauen der allgemeinen Wehrpflicht. Dagegen formierte sich eine Oppositionsgruppe, die bis 1989 für Veränderung kämpfte. Endlich, nach über 30 Jahren, erzählen 17 ehemalige Friedensfrauen die Geschichte der Oppositionsgruppe „Frauen für den Frieden“. Sie entstand, nachdem im Herbst 1982 sieben Ostberliner Frauen – Bärbel Bohley, Irena Kukutz, Katja Havemann, Karin Teichert, Bettina Rathenow, Almut Ilsen und Ulrike Poppe – eine Eingabe gegen das neue Wehrdienstgesetz der DDR formulierten. Circa 130 Frauen unterschrieben die Eingabe. Vier Wochen später stand die Stasi vor ihren Türen. Die beiden herausgeberinen stellen das Buch vor und berichten aus ihrer Arbeit in der Opposition gegen die SED-Diktatur.

Moderation: Jens Schöne (Stellv. Berliner Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)

Peter Richter: „Im Loktender in die Freiheit“ (20.00 Uhr)

Peter Richter beschreibt seine Kindheit und Jugend in der SED-Diktatur im Vogtland bis zu seiner spektakulären Flucht. 1941 in Leipzig geboren und in Plauen im Vogtland aufgewachsen, absolvierte Richter gezwungenermaßen seinen Dienst bei der NVA um anschließend Maschinenbau in Chemnitz zu studieren. Bereits früh lehnte er das DDR-System mit seinen Repressionen ab und besuchte vor dem Mauerbau regelmäßig als Oberschüler die Bundesrepublik und Westberlin.

Mit seinem Freund Karl Mayer, einem Lokführer-Anwärter bei der Reichsbahn, planen sie die gemeinsame Flucht in den Westen. Aufgrund der Kenntnisse Mayers entschließen sie sich den Interzonenzug Leipzig-München zu nutzen, der auch in Reichenbach im Vogtland Station macht. Am 28. August 1962 fliehen sie erfolgreich in die Bundesrepublik, verborgen im 14°C kalten Wasser des Tenders der Dampflok. Moderation: Reinhard Bohse (Bürgerkomitee Leipzig e.V.)

Begegnungen am authentischen Ort: Veranstaltungen im Stasi-Kinosaal


Veranstaltungsort ist der ehemalige Stasi-Kinosaal, in dem auch die Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ gezeigt wird. Der Saal ist ein original erhaltenes Relikt der SED-Diktatur und damit ein Stück Zeitgeschichte. In dem repräsentativen Saal fanden vielfältige Veranstaltungen der Staatssicherheit statt, darunter offizielle Feiern anlässlich wichtiger Jahrestage, Schulungen und Dienstbesprechungen. Anlässlich des 40. Jahrestags der DDR ließ die Bezirksverwaltung den Kinosaal komplett renovieren und eine neue Bestuhlung anschaffen. Der Kinosaal steht heute unter Denkmalschutz und wird als authentischer Ort von der Gedenkstätte für Geschichtsvermittlung, politische Bildung und aktuelle Debatten genutzt.

Das gesamte Programm und aktuelle Veränderungen finden Sie nachstehend oder online auf der Museums-Website. Dort kann das Programm auch als PDF-Datei heruntergeladen werden: www.runde-ecke-leipzig.de. Der Eintritt zu allen Lesungen ist frei.

Die gesamte Veranstaltungsreihe entstand in Zusammenarbeit mit Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur bzw. der Stasi-Unterlagen, Forschungseinrichtungen, Opferverbänden, Gedenkstätten sowie Verlagen und findet in Kooperation und mit finanzieller Förderung des Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur statt.

Alle Veranstaltungen am Donnerstag, den 12. März 2020, im Überblick:

12.00 Uhr: BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH Fällt aufgrund der aktuellen Lage (Corona) aus

Wolf Karge

STINTENBURG im Schaalsee – Rittergut, Flüchtlingslager, Grenzerkaserne und Zentralschule des MfS für Grenzaufklärer

13.00 Uhr: BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH Fällt aufgrund der aktuellen Lage (Corona) aus

Edda Ahrberg

„ … daß die Methode der Kollektivierung schreiendes Unrecht gewesen ist.“

14.00 Uhr: LESUNG UND GESPRÄCH Fällt aufgrund der aktuellen Lage (Corona-Virus) aus.

Birgit Neumann-Becker, Stephan Bickhardt, Antje Wilde und Wolfram Tschiche (Hg.) Aufruf zum Miteinander. 30 Jahre Friedliche Revolution.

14.00 Uhr: FÜHRUNG Stadtrundgang: „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“

Stadtrundgang zu den Brennpunkten des Jahres 1989.

Treffpunkt: Hauptportal Nikolaikirche

15.00 Uhr: FÜHRUNG Öffentliche Führung durch die Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“

Die Ausstellung informiert am originalen Ort über Geschichte, Struktur und Arbeitsweise des MfS.

Treffpunkt: Museum in der „Runden Ecke“, Eingang

16.00 Uhr: FÜHRUNG „Stasi – Intern“

Führung an originale Schauplätze der ehemaligen Stasi-Zentrale, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind.

Treffpunkt: Museum in der „Runden Ecke“, Eingang

16.00 Uhr: BUCHVORSTELLUNG UND GESPRÄCH

Harald Bretschneider, Bernd Oettinghaus (Hrsg.)

Das Wunder der Freiheit und Einheit – Zeitzeugen der Friedlichen Revolution.

Über 50 Zeitzeugen berichten vom Ende der SED-Diktatur und dem schwierigen Aufbau einer demokratischen Gesellschaft im wiedervereinigten Deutschland. Moderation: Tobias Hollitzer (Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“)

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

18.00 Uhr: BUCHVORSTELLUNG UND GESPRÄCH

Almut Ilsen / Ruth Leiserowitz (Hg.)

Seid doch laut! Die Frauen für den Frieden in Ost-Berlin.

Ab 1982 unterwarf die SED-Führung im Ernstfall auch Frauen der Wehrpflicht. Dagegen formierte sich eine Oppositionsgruppe, die bis 1989 für Veränderung kämpften.

Moderation: Jens Schöne (Stellv. Berliner Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

20.00 Uhr: LESUNG Achtung: Neue Uhrzeit

Peter Richter

Im Loktender in die Freiheit

Zwei junge Männer fliehen 1962 verborgen im 14°C kalten Wasser des Tenders einer Dampflok vom Vogtland nach Hof. Moderation: Reinhard Bohse (Bürgerkomitee Leipzig e.V.)

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

20.00 Uhr: BUCHVORSTELLUNG, FILM UND GESPRÄCH Fällt aufgrund der aktuellen Lage (Corona) aus.

Hans-Hermann Hertle

Sofort, unverzüglich. Die Chronik des Mauerfalls