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vendredi, den 03. décembre 2010

"Wir sind das Volk!" - Leipziger Montagsgespräche am 06.12.2010 zum letzten Mal

Categorie: Pressemitteilung

Am 6. Dezember 2010, um 19.00 Uhr, berichtet der Fotograf Martin Jehnichen, wie er als „Wessi“ den Herbst ´89 in Leipzig erlebte und wie diese Stadt zu seiner Heimat wurde

„Ich bin sehr froh darüber, dass ich miterleben konnte, wie sich ein Land friedlich vom Kopf auf die Füße gestellt hat“ betont Martin Jehnichen, der einst als Austauschstudent von Bielefeld nach Leipzig kam und den friedlichen Umbruch mit der Kamera in der Hand miterlebte. Der letzte Gast der erfolgreichen Reihe wird wie gewohnt, den Moderatoren Reinhard Bohse und Tobias Hollitzer über seinen Werdegang berichten.

1962 wurde Martin Jehnichen in Karlsruhe geboren und wuchs in Tübingen auf. Da seine Eltern jedoch aus Sachsen stammten,  verbrachte er die Sommerferien oft bei seinen Großeltern, die in der DDR lebten. "Kinder seid still- wir kommen an die Grenze" - Die Angst der Eltern vor den Grenzkontrollen wenn die Familie die Großeltern besuchte, fand er später im ganzen Land wieder. Schon als Jugendlicher begeisterte sich Jehnichen für die Fotografie und studierte Mitte der 1980er Jahre Fotodesign und Visuelle Kommunikation in Bielefeld. 1988 entschied er sich ein halbes Jahr als DAAD-Auslandsstudent an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig zu verbringen. Die Stasi nahm ihn schon damals ins Visier und ließ ihn durch seinen Vermieter bespitzeln.

Im Herbst 1989 gehörte Jehnichen zu den wenigen Westdeutschen, die von Anfang an die Leipziger Demonstrationen begleiteten. So wurde er am  7.10.1989 verhaftet, als er die Gegendemonstration zum 40. Jahrestag der DDR in Leipzig fotografierte, und nur aufgrund seiner westdeutschen Staatsbürgerschaft wieder freigelassen. Mit den Bildern, die er im Herbst ´89 machte, bereichert Jehnichen die Erinnerung an die Friedliche Revolution und die ersten Jahre danach in Ostdeutschland um eine westdeutsche Perspektive.

Silvester 1989 gründete er mit drei Mitstreitern die Fotoagentur transit. In dieser Zeit schloss er sich auch den Hausbesetzern im Leipziger Stadtteil Connewitz an. Heute zählt Jehnichen zu den wenigen Westdeutschen, für die Leipzig noch während der Friedlichen Revolution zur Wahlheimat wurde. Seine Fotografien von damals sind einzigartige Zeitzeugnisse des Umbruchs. Dass er 1989 „dabei sein“ konnte und in Leipzig einen guten Platz und viele Möglichkeiten und Freiräume fand und nutzen konnte, darüber ist Martin Jehnichen bis heute besonders froh.

Erfolgreiche Veranstaltungsreihe in Buchform geplant

Zum Doppeljubiläum von Friedlicher Revolution und Deutscher Einheit lud das Bürgerkomitee seit Januar 2009 zu einer Gesprächsreihe mit Zeitzeugen ein. In den vergangenen zwei Jahren standen vor allem Akteure im Mittelpunkt, die sich in besonderer Weise am friedlichen Umbruch 1989 oder am demokratischen Aufbau seit 1990 beteiligten.

So erzählten unter anderem Freya Klier, Bernd-Lutz Lange, Erich Loest, Werner Schulz und Joachim Gauck von ihrem außergewöhnlichen Werdegang. Dabei entstand ein facettenreiches Portrait, der Jahre 1989/90, das ein Stück deutsch-deutscher Zeitgeschichte beleuchtet. 2011 plant das Bürgerkomitee die Gespräche zu publizieren, um so die Erinnerung dieser Persönlichkeiten an die Friedliche Revolution und die Deutsche Einheit zu erhalten.

Zum Abschluss der erfolgreichen Reihe werden auch ehemalige Gesprächspartner noch einmal zu Gast sein. Im Anschluss findet ein kleiner Stehempfang statt.

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