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Donnerstag, den 01. Dezember 2005

Mut - Frauen in der DDR. Diskussion am Jahrestag der Stasi-Besetzung

Kategorie: Pressemitteilung

Bürgerkomitee lädt am 4. Dezember 2005 zu Diskussion mit Bärbel Bohley in die „Runde Ecke“ ein

Die DDR gab sich gern als Musterland der Gleichberechtigung: Neunzig Prozent der Frauen waren berufstätig, es gab ausreichend Kindergartenplätze und einen groß gefeierten Frauentag. In der Praxis ergab sich ein anderes Bild: Frauen erhielten geringere Löhne, und Führungspositionen, ob in der Regierung oder in Betrieben, waren fast ausschließlich von Männern besetzt. Auch im Ministerium für Staatssicherheit, dessen Ende am 4. Dezember 1989 mit der Besetzung vieler Stasi-Bezirksverwaltungen eingeläutet wurde, waren Frauen höchstens als Betriebsärztinnen oder Sekretärinnen tätig.

Ganz anders in der Widerstandsbewegung: Hier spielten Frauen eine herausragende Rolle. Über diese will das Bürgerkomitee am 04.12.2005, dem Jahrestag der Stasi-Besetzung in Leipzig, mit Protagonistinnen der Oppositionsbewegung in der DDR diskutieren. Beginn der Veranstaltung ist 19.00 Uhr im ehemaligen Stasi-Kinosaal in der „Runden Ecke“.

Vorgestellt wird das kürzlich erschienene Buch „Mut – Frauen in der DDR“, das die Geschichten oppositionell aktiver Frauen sammelt. Gerald Praschl, einer der Herausgeber des Buches, moderiert die Veranstaltung. Einleitend und begleitend zur Diskussion werden Lissa Schwerm und Anja Taschenberg, Schauspielschülerinnen der Leipziger Hochschule für Musik und Theater aus dem Buch lesen.

 

Podiumsgespräch über Intensionen und Folgen des Widerstands

Es waren Frauen – unter ihnen Bärbel Bohley –, die 1982 die erste organisierte Oppositionsgruppe in der DDR gründeten: „Frauen für den Frieden“. Das Neue Forum wurde 1989 im Hause einer Frau ins Leben gerufen, der Heimerzieherin Katja Havemann in Grünheide. Aus der Gruppe der 30 Erstmitglieder waren es wiederum zwei Frauen, die von den DDR-Behörden die Zulassung als politische Vereinigung verlangten. Den ersten nichtstaatlichen Kindergarten der DDR eröffnete eine Frau: Monika Palms Ziel war es, die Kinder nicht der ideologisch überfrachteten staatlichen Erziehung aussetzen zu müssen. In Leipzig führten mit Gesine Oltmanns und Katrin Hattenhauer zwei Frauen mit selbst gemalten Transparenten die erste Leipziger Montagsdemonstration im Wendeherbst 1989 an. Ingrid Vitzthum versuchte mehrmals aus der DDR zu flüchten und geriet dabei in Haft, später durfte sie das Land verlassen.

Woher nahmen so viele Frauen in der DDR den Mut zum Widerstand? Was waren ihre Motive, sich für ein unbequemes Leben im Widerstand zu entscheiden? Fragen nach den Intensionen für eine oppositionelle Haltung werden einen Schwerpunkt der Diskussion bilden. Hinterfragt werden soll jedoch auch die Situation der Frauen heute. Wie beeinflussen die Erfahrungen aus dem Leben in der DDR ihr heutiges Leben und wie nutzen sie diese?

Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.