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Dienstag, den 29. August 2006

Festwochenende im Museum im Stasi-Bunker: 10-jähriges Jubiläum und Tag des offenen Denkmals am 9./10. September 2006

Kategorie: Pressemitteilung

Seit zehn Jahren ist das Museum im Stasi-Bunker in Machern regelmäßig geöffnet. Für das Bürgerkomitee Leipzig e.V. als Träger des Museums ein Grund zum Feiern: Am 9. und 10. September 2006 lädt der Verein zu einem Festwochenende ein. Auf dem Gelände der früheren Ausweichführungsstelle der Leipziger Stasi-Zentrale findet am Sonnabend ein Jubiläumsfest statt; am Sonntag steht der Tag des offenen Denkmals auf dem Programm.

 

Abwechslungsreiches Programm – Sonderausstellung „Alles im Griff“ wird eröffnet

Am 9. September ist das Museum im Stasi-Bunker von 13.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Besucher können sich in dieser Zeit ständig Führungen durch den Bunker sowie durch das Außengelände der ehemaligen Ausweichführungsstelle anschließen. Mit dem dabei gesammelten Wissen lässt sich ein Quiz bewältigen, dessen Gewinner 17.00 Uhr ausgelost werden.

Bereits 14.00 Uhr eröffnen prominente Gäste aus dem Muldentalkreis die Sonderausstellung „Alles im Griff“, eine Leihgabe der BStU-Außenstelle Chemnitz. Sie dokumentiert, wie die Staatssicherheit auch in Ausnahmesituationen buchstäblich alles im Griff haben wollte: Für den so genannten Spannungs- und Mobilmachungsfall hatte Erich Mielke, der Minister für Staatssicherheit, 1967 die Direktive 1/67. Sie enthielt neben Anweisungen zum Bau von Ausweichführungsstellen auch Pläne zur Festnahme, Isolierung und Überwachung Andersdenkender. Die Sonderausstellung zeigt die Ausmaße dieser Ernstfallplanung am Beispiel des Bezirks Karl-Marx-Stadt. Hier lebte ein Drittel der DDR-weit 85.000 Personen, deren Daten in dem so genannten „Vorbeugekomplex“ erfasst waren, weil sie von der vorgegebenen Linie der Staats- und Parteiführung abwichen und als potentielles Sicherheitsrisiko galten. Ein Teil von ihnen sollte in Isolierungslager verbracht werden.

Zur Eröffnung sprechen Dr. Gerhard Gey, Landrat des Muldentalkreises (angefragt), Manfred Schön, Sekretär des Kulturraums Leipziger Raum und Matthias Lange, Bürgermeister der Gemeinde Machern. Danach lädt das Bürgerkomitee zu einem kleinen Sektempfang ein. Dr. Martin Böttger, der Leiter der BStU-Außenstelle Chemnitz, begleitet anschließend alle Interessenten bei einem ersten Rundgang durch die Ausstellung.

 

Literatur am Lagerfeuer – Lyrik und Prosa mit jungen Leipziger Autoren

Junge Leipziger Autoren feiern momentan große Erfolge in der Literaturszene. Vier dieser Schriftsteller lesen am Abend des

9. September, 19.30 Uhr, am Lagerfeuer aus ihren Lyrik- und Prosawerken. Dabei sind Ulrike Almut Sandig, die vor wenigen Wochen den renommierten Lyrikpreis Meran gewann, Leonie Bongartz, die momentan an Drehbüchern für Kino und Fernsehen arbeitet, Carl-Christina Elze, Redakteur der Leipziger Literaturzeitschrift „plumbum“ und Olaf Schmidt, Literaturredakteur beim Stadtmagazin „Kreuzer“. Es moderiert Claudius Nießen, Autor und Geschäftsführer der Akademie der Künste zu Leipzig. Bei Regen wird in der Legendierungshalle über dem Bunker gelesen.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit der Leipziger Literaturagentur ClaraPark.

 

Mit dem Bus von Leipzig zum Museumsfest in Machern

Für Gäste, die von Leipzig aus zur Jubiläumsfeier kommen möchten, bietet das Bürgerkomitee am 9. September zweimal einen Busshuttle nach Machern an. Start ist jeweils an der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Rückfahrt ab Museum im Stasi-Bunker Machern. Karten für 10 Euro / ermäßigt 5 Euro sind am Büchertisch der Gedenkstätte erhältlich. Sie können auch unter 0341/9612443 oder über mail@runde-ecke-leipzig.de reserviert werden.

Shuttle am Nachmittag: Start in Leipzig 13.00 Uhr, Rückfahrt ab Machern gg. 17.30 Uhr

Shuttle am Abend: Start in Leipzig 18.30 Uhr, Rückfahrt ab Machern gg. 21.30 Uhr.

 

Presserundfahrt am 05.09.2006 – Die Mobilmachungsplanung des MfS im Raum Leipzig

Bereits am Dienstag, dem 5. September, lädt das Bürgerkomitee zu einer Presserundfahrt zu den Schauplätzen der Mobilmachungsplanung im Leipziger Raum ein. Die Tour beginnt 11.00 Uhr am Museum in der „Runden Ecke“ und führt über die alte B6, die „Mobilmachungsroute“, nach Machern. Dort werden verschiedene Objekte angesteuert, die einzelnen Abteilungen der Staatssicherheit als Ausweichquartier und –arbeitsstätte gedient hätten: Gaststätten, Kaufhallen, Schulen, Privathäuser. Schlusspunkt ist eine Führung durch das Museum im Stasi-Bunker, wo auch die Möglichkeit zu Gesprächen und zum Fotografieren besteht. Die Tour endet nach etwa dreieinhalb Stunden wieder in Leipzig.

Da die Zahl der Busplätze begrenzt ist, bitten wir um Anmeldung bis Freitag, den 01.09.2006, per Mail über mail@runde-ecke-leipzig.de oder telefonisch unter 0341/961 24 43.

 

10 Jahre Museumsgeschichte: Vom Militärobjekt zur Gedenkstätte

Kern der einstigen Ausweichführungsstelle ist ein von 1969 bis 1972 gebauter Bunker. Im Spannungs- und Mobilmachungsfall hätte der Leipziger Stasi-Chef gemeinsam mit ca. 100 hauptamtlichen Mitarbeitern seinen Dienstsitz nach Machern verlagert. Die Anlage war ein heimlich geschaffener Komplex, durch den sich die Führungsriege des MfS ihren Machtanspruch auch im Fall eines Ausnahmezustands zu erhalten gedachte.

Im Dezember 1989, unmittelbar nach dem Ende des SED-Regimes in der DDR, wurde die AfüSt vom Pfarrer des Ortes Machern entdeckt. Bald darauf nahm sich das Bürgerkomitee Leipzig des Geländes an, erwirkte einen Denkmalstatus für die gesamte Anlage und konnte schließlich den historischen Ort vom damaligen Kreis Wurzen pachten. Dank des großen Engagements vieler ehrenamtlicher Helfer, die bis heute den Museumsbetrieb überhaupt erst ermöglichen, steht das Gelände seit zehn Jahren regelmäßig Besuchern offen.

Zu besichtigen sind heute das 5,2 Hektar große, denkmalgeschützte Gesamtgelände mit allen erhaltenen Bauten und Anlagen, sowie das 1.500 m2 umfassende Bunkerinnere. Im Rahmen von Führungen wird unter anderem vermittelt, wie die Versorgungssysteme funktionierten, wie DDR-weit Nachrichtenkontakte zustande gekommen wären und welche Überlebensstrategien sich die Staatssicherheit für einen Atomschlag entwickelt hatte. Eine Ausstellung gibt Einblick in die Mobilmachungsplanung im Bezirk Leipzig und die Einbindung der Ausweichführungsstelle in diese Vorbereitungen auf den „Tag X“. Sie dokumentiert die spezielle Aufgabe des MfS im Ernstfall – bis hin zur geplanten Einrichtung von Isolierungslagern für Oppositionelle.

 

Das Museum im Stasi-Bunker ist Teil der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ in Leipzig und bildet mit dieser eine einmalige Gedenkstättenkombination aus ehemaliger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit und zugehöriger Ausweichführungsstelle.