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Mittwoch, den 02. Mai 2018

"Kult und Diktatur": Konzert, Filme und Führungen zur Museumsnacht am 5. Mai 2018 in der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" sowie Führungen im Stasi-Bunker und in der ehem. Hinrichtungsstätte der DDR

Kategorie: Pressemitteilung

Die Museumsnacht am Samstag, den 5. Mai 2018, steht unter dem Motto „Kult“. Daran angelehnt können sich Besucher der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zum Thema „Kult und Diktatur“ an den drei authentisch erhaltenen Orten der SED-Diktatur über Repression und Unterdrückung in der DDR informieren, dessen Ausmaß erst nach der Friedlichen Revolution deutlich wurde. Die ehemalige zentrale Hinrichtungsstätte der DDR in der Leipziger Südvorstadt und die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ haben von 18.00 bis 24.00 Uhr und das Museum im Stasi-Bunker in Machern von 17.00 bis 23.00 Uhr geöffnet.

 

In der „Runden Ecke“: Themenführungen (u.a. zum 200. Geburtstag von Karl Marx), Filme wie „Die Legende von Paul und Paula“ und Konzert von DDR-Liedermacher Stephan Krawczyk

Die Besucher der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ erwartet zur Museumsnacht von 18.00 bis 24.00 Uhr wieder ein spannendes Programm. In der Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ erhalten Interessierte an speziellen Stationen detaillierte Informationen. Beispielsweise wird es anlässlich des 200. Geburtstages von Karl Marx eine Station mit dem Titel „Karl Marx – die Ikone des Kommunismus“ geben, denn die SED sah sich als marxistisch-leninistische Partei schließlich in direkter Tradition seiner Lehren. Eine weitere Empfehlung ist die Station „Lenin, Dzierzynski und der Tscheka-Kult der Stasi“. Die Tscheka als Geheimpolizei nutzte bei der Durchsetzung der kommunistischen Diktatur in der Sowjetunion von Anfang an Terror und Gewalt.

Die Stasi sah sich als „deutsche Tscheka“ und zelebrierte einen regelrechten Kult um den ersten Leiter Felix Edmundowitsch Dserschinski. Im ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte werden in der Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ zwei Sonderführungen um 19.00 und um 21.00 Uhr angeboten sowie drei Filme gezeigt. Zu sehen sind um 18.15 Uhr der Stasi-Schulungsfilm „Der Revisor“ (ca. 40 Min), um 22.00 Uhr der Kult-Film „Die Legende von Paul und Paula“ (ca. 100 Min) mit dem wohl bekanntesten Pärchen, das aus der DDR in den Westen geflohen ist, sowie um 23.30 Uhr der Film „Huren unter Honecker“ (ca. 30 Min).

Ein weiterer Höhepunkt ist das Konzert im ehemaligen Stasi-Kinosaal. Der Liedermacher Stephan Krawczyk wird um 20.00 Uhr über seine Erfahrung mit der totalitären SED-Diktatur erzählen, lesen und singen. Krawczyk wurde wegen systemkritischer Aussagen jahrelang durch Stasi-IM beobachtet und letztendlich verhaftet und ausgebürgert.

 

Im Museum im Stasi-Bunker: Für den Kriegs- und Krisenfall – Sicherung der SED-Diktatur, auch im Ausnahmezustand

Auch der zur Leipziger Gedenkstätte gehörende Stasi-Bunker in Machern hat zur Museumsnacht am 5. Mai 2018 von 17.00 bis 23.00 Uhr für Neugierige und Interessierte geöffnet. Zu besichtigen sind das etwa 5,2 Hektar große Gesamtgelände mit allen erhaltenen Bauten und Anlagen sowie das 1.500 Quadratmeter umfassende Bunkerinnere. Im Rahmen von Führungen wird vermittelt, wie die Versorgungssysteme funktionierten, DDR-weit Nachrichtenkontakte zustande gekommen wären und welche Überlebensstrategien die Staatssicherheit für einen Atomschlag entwickelt hatte. Den heimlichen und ausufernden Planungen der Stasi für den Ernstfall kann man so buchstäblich auf den Grund gehen.

Der Führungsbunker für den Leipziger Stasi-Chef und seinen Stab wurde 1974 fertig gestellt und bis zu seiner Entdeckung im Dezember 1989 ständig funktionsbereit gehalten. Rund um die Uhr sicherten Hunde und unauffällige Wachposten das geheime Objekt, das versteckt inmitten des beliebten Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“ gebaut und als Ferienobjekt getarnt wurde. Mit regelmäßigen Übungen für den Konfliktfall, bis ins Detail ausgearbeiteten Notfallplänen und Dienstanweisungen versuchte das MfS um jeden Preis und in jeder Lage den Führungsanspruch der SED zu sichern – bis hin zu geplanten Isolierungslagern, in die man im Krisenfall namentlich erfasste Oppositionelle sperren wollte.

Bunkeranlagen wie die in Machern gab es bis 1989 fast baugleich in jedem der insgesamt 15 DDR-Bezirke, so auch in Halle. Nur der Leipziger ist bis heute erhalten und kann weitestgehend original eingerichtet besichtigt werden.

Die Fahrtberechtigung auf der Eintrittskarte der Museumsnacht gilt nicht bis zum Bahnhof Machern. Eine öffentliche Verkehrsanbindung vom Bahnhof Machern zum Bunker existiert nicht. Das Museum, das sich 20 km östlich von Leipzig befindet, kann am besten mit dem PKW über die B6 erreicht werden. Der Fußweg vom Parkplatz des Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“ zum Museum ist unbeleuchtet. Nach Anbruch der Dunkelheit bitte Taschenlampe und warme Kleidung mitbringen!

 

In der ehemaligen Hinrichtungsstätte der DDR in Leipzig: Sonderführungen durch den authentisch erhaltenen Ort, an dem die letzten Hinrichtungen auf deutschem Boden stattfanden

Zur Museumsnacht besteht wieder die seltene Möglichkeit, die originalen Räume der ehemaligen Zentralen Hinrichtungsstätte der DDR zu besichtigen. Das Bürgerkomitee Leipzig bietet von 18.00 bis 24.00 Uhr laufend Führungen an, in denen u.a. über die damaligen Vollstreckungsabläufe informiert wird. Eine Werkausstellung vor Ort vermittelt zudem in komprimierter Form die wichtigsten Fakten. In der ehemaligen Hausmeisterwohnung der damaligen Strafvollzugseinrichtung Alfred-Kästner-Straße in der Leipziger Südvorstadt befand sich von 1960 bis 1981 die zentrale Hinrichtungsstätte der DDR. Hier wurden insgesamt 64 von DDR-Gerichten zum Tode verurteilte Menschen unter strengster Geheimhaltung hingerichtet; bis 1967 mit dem Fallbeil, danach durch „unerwarteten Nahschuss in das Hinterhaupt“.

Die Toten wurden anschließend zum Leipziger Südfriedhof gebracht; dort wurden sie als namenlose „Anatomieleichen“ verbrannt und anonym verscharrt. Auf den amtlichen Dokumenten wurden Todesursache und Sterbeort gefälscht, um sämtliche Hinweise auf die wahren Todesumstände zu verschleiern. Unabhängig vom eigentlichen Tatvorwurf wurden alle in Leipzig hingerichteten Opfer einer nicht rechtsstaatlichen Justiz, die unter direkter Anleitung der SED bzw. des MfS stand. Oft standen die Urteile schon vor der Gerichtsverhandlung fest. Erst Ende 1987 wurde die Todesstrafe in der DDR abgeschafft.

Das Bürgerkomitee Leipzig e. V setzt sich seit vielen Jahren für den Erhalt dieses justizgeschichtlich bedeutsamen Ortes ein, an dem die letzten Hinrichtungen auf deutschem Boden stattfanden. Momentan kann die denkmalgeschützten Stätte nur zur Museumsnacht und am Tag des Offenen Denkmals besichtigt werden. Die Öffnung findet auch im Rahmen des „Fragment Festival Büchner“ der Schaubühne Lindenfels statt.

 

Das gesamte Programm im Einzelnen

Weitere Informationen zum Programm in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ finden sich unter www.runde-ecke-leipzig.de, das komplette Programm der Museumsnacht unter www.museumsnacht-halle-leipzig.de.

Die Museumsnacht im Museum im Stasi-Bunker, schon ab 17.00 Uhr bis 23.00 Uhr:
Ständig Führungen durch die original erhaltene unterirdische Anlage. Mobilmachungsplanungen, DDR-weite Nachrichtenkontakte, Vorbereitung auf den Tag „X“ oder die geplante Einrichtung von Isolierungslagern für Oppositionelle: Auch im Ernstfall wollte die Stasi als „Schild und Schwert“ der Partei alles im Griff haben.
Des Weiteren ist die Plakatausstellung der Stiftung Aufarbeitung zur SED-Diktatur „Der Kommunismus in seinem Zeitalter“ zu sehen. Anlässlich des 100. Jahrestages des kommunistischen Umsturzes in Russland im Jahr 2017 beschreibt diese den Aufstieg und Niedergang des Kommunismus sowie seine millionenfachen Opfer.

Die Museumsnacht in der Zentralen Hinrichtungsstätte der DDR, 18.00 Uhr bis 24.00 Uhr:
In der Leipziger Südvorstadt befand sich ab 1960 die zentrale Hinrichtungsstätte der DDR. In einem streng abgetrennten Teil der Strafvollzugseinrichtung Alfred-Kästner-Straße wurden alle im Land ausgesprochenen Todesurteile unter absoluter Geheimhaltung vollstreckt. Während der Museumsnacht wird das Bürgerkomitee Leipzig e. V. ständig Führungen zur Geschichte der Todesstrafe in der DDR durch die authentischen Räume der ehemaligen Hinrichtungsstätte durchführen, die sonst nicht zu besichtigen sind.

Die Museumsnacht in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, 18.00 bis 24.00 Uhr:
Die Ausstellung in den original erhaltenen Räumen der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit bietet mit ihren zahlreichen Objekten und Dokumenten einen Einblick in Funktion, Arbeitsweise und Geschichte des MfS sowie der Besetzung von 1989.

In der Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“:

18.00 – 24.00 Uhr: ständig Führungen: „Karl Marx – die Ikone des Kommunismus“ Die SED sah sich als marxistisch-leninistische Partei in direkter Tradition der Lehren des vor genau 200 Jahren geborenen Karl Marx. Seine Theorien bildeten die ideologische Grundlage aller kommunistischen Diktaturen. Es gab einen ausufernden Personen-Kult um ihn – auch innerhalb der Stasi.

18.00 – 24.00 Uhr: ständig Führungen: „Lenin, Dzierzynski und der Tscheka-Kult der Stasi“ Nach der gewaltsamen Machtergreifung der Bolschewiki 1917 waren Terror und Gewalt von Anfang an zentrales Element zur Durchsetzung der kommunistischen Diktatur in der Sowjetunion. Die Staatssicherheit der DDR betrachtete sich als „deutsche Tscheka“ und verehrte deren Gründer kultisch.

18.00 – 24.00 Uhr: ständig Führungen: „Der Westen war Kult – Telefon- und Postkontrolle“ Es war ein offenes Geheimnis, dass die Stasi Briefe, Pakete und Telegramme kontrollierte und Telefonate abhörte. Aus dem „Westen“ sollte nichts in die DDR gelangen. Die einzigen heute noch erhaltenen Geräte zur Post- und Telefonkontrolle der Stasi sind Beweise dieser Schnüffelei.

18.00 – 24.00 Uhr: ständig Führungen: „Hauptamtliche und Inoffizielle Stasi-Mitarbeiter“ „Wir müssen alles wissen!“ – das war der generelle Auftrag, den der „Genosse Minister“ Erich Mielke seinen Stasi-Offizieren erteilt hatte. Die Führungsoffiziere gaben ihn an die IM weiter. Da Verrat auch in der Diktatur nicht „kultig“ ist, sollten deren Arbeit unbedingt geheim bleiben.

18.00 – 24.00 Uhr: ständig Führungen: „Ost-Kult: Sehnsucht nach der Diktatur?“ Die kommunistische Diktatur in der DDR mit ihren perfiden Repressionen gegen die eigene Bevölkerung wird oft verharmlost. „Ostalgie“ heißen die DDR-Geschäfte und unreflektierten DDR-Museen, die einen scheinbar unpolitischen Alltag in der SED-Diktatur unterstellen, den es so nicht gab.

18.00 – 24.00 Uhr: ständig Führungen: „Die beste DDR – Kultobjekt DDR-Sport“ In der DDR wurde auch der Sport instrumentalisiert und von der SED genutzt, die vermeintliche Überlegenheit ihres Systems zu beweisen. Die Erfolge wurden auch mit staatlichem Zwangsdoping erreicht. Der Sport diente aber auch der Erziehung „Sozialistischer Persönlichkeiten“.

18.00 – 24.00 Uhr: Stadtfunksäule vor der Gedenkstätte: „Die Leipziger Montagsdemonstrationen im Herbst 1989“ Mit den Rufen „Wir sind das Volk“ und „Keine Gewalt!“ forderten die Montagsdemonstranten auf dem Leipziger Innenstadtring das Ende der SED-Diktatur. Sie wollten stattdessen Freiheit, Bürgerrechte und einen demokratischen Rechtsstaat.

In der Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal:

18.15 Uhr: Filmvorführung im Kinosaal: Stasi-Schulungsfilm: „Der Revisor“ (ca. 40 Min.) Nur den eigenen Mitarbeitern zeigte die Stasi, wie man auf offener Straße einen regimekritischen Schriftsteller ohne großes Aufsehen verhaftete oder konspirative Wohnungen durchsuchte. Solche Lehrfilme wurden auch in Leipzig bis 1989 im bis heute original erhaltenen Kinosaal vorgeführt.

19.00 / 21.00 Uhr: Führungen im Kinosaal durch die Ausstellung: „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ Die DDR-Bevölkerung kann stolz sein, 1989 Mut gezeigt und friedlich das Ende der SED-Diktatur herbeigeführt zu haben. Von Leipzig gingen wichtige Impulse für das ganze Land aus. Spannende Exponate, Fotos und Dokumente erzählen vom gesellschaftlichen Aufbruch zu Freiheit und Demokratie.

20.00 Uhr: Konzert im Kinosaal: Stephan Krawczyk: „Mein Freund, der Feind, ist tot“ Der Liedermacher Stephan Krawczyk erzählt, liest und singt über seine Erfahrung mit der totalitären SED-Diktatur. Wegen systemkritischer Aussagen wurde der Künstler jahrelang von der Stasi beobachtet und schließlich verhaftet und ausgebürgert. Das Ende der DDR erlebte er in West-Berlin.

22.00 Uhr: Filmvorführung im Kinosaal: Kult-Spielfilm „Die Legende von Paul und Paula“ (ca. 100 Min.) Der 1973 in der DDR-gedrehte Film war einer der erfolgreichsten Spielfilme in der DDR. Der dramatische Liebesfilm mit seinen ebenfalls zu Kult gewordenen Liedern, darunter „Geh zu ihr und lass deinen Drachen steigen“ von den Puhdys, wurde in den 1980er Jahren verboten, nachdem beide Hauptdarsteller in den Westen geflohen waren.

23.30 Uhr: Filmvorführung im Kinosaal: Dokumentarfilm: „Huren unter Honecker“ (ca. 30 Min.) Prostitution gab es in der DDR offiziell nicht, aber zur Leipziger Messe wurde sie geduldet. In verwanzten Hotelzimmern gelangten auf diese Weise auch Informationen über westdeutsche Geschäftsleute an die Stasi.

 

Die Pressemitteilung als PDF-Datei.