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Dienstag, den 08. Oktober 2019

Die "Runde Ecke" als Originalschauplatz der Friedlichen Revolution feiert mit Sonderführungen und langer Ausstellungsnacht den 30. Jahrestag

Kategorie: Pressemitteilung

Die „Runde Ecke“ war während der Montagsdemonstrationen 1989 der neuralgische Punkt, an dem immer die Gefahr einer gewaltsamen Eskalation bestand. Heute erinnert die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit seinen Angeboten und Ausstellungen an die Repressionen in der kommunistischen SED-Diktatur sowie die Überwindung durch die Friedliche Revolution. Am morgigen 9. Oktober 2019 – dem 30. Jahrestag – bietet das Museum eine Schülerveranstaltung, mehrere Sonderführungen, eine lange Ausstellungsnacht und zeitgenössisches Filmmaterial am Originalschauplatz an. Eintritt frei, Führungen kostenpflichtig.

Mit dem 9. Oktober als städtischen Gedenktag erinnert Leipzig an eine der bedeutendsten Ereignisse der jüngsten Demokratiegeschichte in Deutschland. An jenem Tag entschied sich in Leipzig, ob die Revolution friedlich oder blutig enden würde. Weit mehr als 70 000 Menschen überwanden ihre Angst und stellten sich auf dem Leipziger Ring mit den Rufen „Wir sind das Volk!“ und „Keine Gewalt!“ der bewaffneten SED-Diktatur entgegen. Dieser Tag war der Wendepunkt auf dem Weg zu einer wirklich Friedlichen Revolution für Freiheit und Bürgerrechte und einen demokratischen Rechtsstaat an deren Ende die Deutsche Einheit in einem vereinten Europa stand.

Um an den Mut der weit über 70.000 Menschen zu erinnern, die vor 30 Jahren für Freiheit und Demokratie auf die Straße gingen, bietet die Initiative „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“ gemeinsam mit der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH und der Stadt Leipzig wieder ein abwechslungsreiches Programm. Zum Kernprogramm gehört in diesem Jubiläumsjahr der Festakt um 11.00 Uhr im Gewandhaus mit einer Rede zur Demokratie von Bundespräsident Frank-Walther Steinmeier. Um 17.00 Uhr beginnt das Friedensgebet in der Nikolaikirche. Anschließend sind ab 19.00 Uhr alle Bürgerinnen und Bürger zum Lichtfest auf den Augustusplatz eingeladen. Das komplette Programm finden Sie auf der Webseite www.herbst89.de.

Auch das Bürgerkomitee Leipzig e.V. als Träger der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ beteiligt sich mit mehreren Angeboten am 30. Jahrestag selbst. Denn die „Runde Ecke“, in der sich bis vor 30 Jahren die Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit der DDR befand, war schon während der Montagsdemonstrationen 1989 der neuralgische Punkt, an dem immer die Gefahr einer gewaltsamen Eskalation bestand. Um dies zu verhindern und die friedlichen Absichten besonders zu verdeutlichen, wurden jede Woche tausende Kerzen vor dem Haus und auf den Treppenstufen abgestellt. Somit gilt sie als ein bedeutender Ort der Friedlichen Revolution, die dieses Jahr 30-jähriges Jubiläum feiert.

Die Ereignisse der Friedlichen Revolution müssen bei der Erinnerung immer unmittelbar erlebbar und die Basis für eine Vermittlung in Gegenwart und Zukunft sein

Eine Vermittlung der Ereignisse und konkreten Abläufe der Friedlichen Revolution 1989/90 ist unabdingbar, gerade wenn in aktuellen gesellschaftlichen Debatten historische Erfahrungen mit heutigen Entwicklungen in Beziehung zueinander gesetzt werden. Museen und Gedenkstätten an authentischen Orten bieten mit ihren musealen Sammlungen von Zeitzeugnissen, den Ausstellungen und Veranstaltungen sowie vor allem mit den historisch erhaltenen Räumlichkeiten und Gebäuden einen geradezu idealen Rahmen, um sich der Ereignisse der Vergangenheit zu vergewissern und auf dieser Basis Schlussfolgerungen für Gegenwart und Zukunft zu ziehen. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ befasst sich mit der Geschichte von 45 Jahren kommunistischer Diktatur in der SBZ und DDR sowie der Überwindung dieser Diktatur durch die Friedliche Revolution von 1989. Im Zentrum stehen dabei die drei am Ort virulenten Themen „Repression in der SED-Diktatur – Friedliche Revolution gegen die SED-Diktatur – Aufarbeitung der SED-Diktatur“, die auch in Zukunft mit einem Blick in Richtung Weiterentwicklung zu einem „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ als ein wichtiger Ort der Selbstvergewisserung der Bedeutung von Freiheit und Bürgerrechte in Gegenwart und Zukunft sein kann. Nur wenn wir vermitteln, wie die SED-Diktatur funktionierte und dass die Menschen 1989 den Mut fanden, sich genau gegen diese über 40-jährige Diktatur völlig friedlich zur Wehr zu setzen, können wir die damals wiedererrungene Freiheit, die Bürgerrechte und den demokratischen Rechtsstaat als etwas schätzen, für das wir uns täglich aufs Neue einsetzen müssen. Dies bedeutet aber auch, dass nicht alle Themen, die auf der Tagesordnung der aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen stehen, einen Bezug zur Friedlichen Revolution haben. Hier ist eine entsprechende Trennschärfe dringend notwendig, um das einmalige historische Ereignis von europäischer Dimension nicht weiter einer thematischen Beliebigkeit auszusetzen.

Inhaltliche Vorbereitung mit Schülerveranstaltung und zusätzlichen Ausstellungsführungen

Eine inhaltliche Vorbereitung auf das abendliche Lichtfest auf dem Leipziger Ring können auch die Angebote und Ausstellungen der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ darstellen. Bereits um 9.00 Uhr können angemeldete Schülergruppen ab der 8. Klasse an einer speziellen Schülerveranstaltung an einem Originalschauplatz der Friedlichen Revolution teilnehmen und mit Film, Zeitzeugengespräch und Ausstellungkurzführung mehr über diesen Tag und die damaligen Hintergründe erfahren.

Ähnlich wie am Tag der Deutschen Einheit besteht für Besucher außerdem die Möglichkeit, um 11.00 Uhr an dem zusätzlichen Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“, um 13.00 Uhr an der kombinierten Führung unter dem Motto „Von der Stasi-Repression zur Deutschen Einheit“ durch beide Ausstellungen der Gedenkstätte oder um 15.00 Uhr an der Führung durch die Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“, teilzunehmen.

Lange Ausstellungsnacht und historische Original-Aufnahmen der Montagsdemonstrationen

Mit Beginn des Lichtfest auf dem Leipziger Augustusplatz um 19.00 Uhr sind die original erhaltenen Räumlichkeiten der ehemaligen Bezirksverwaltung der Staatssicherheit geöffnet, so dass sich Besucher in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ die Ausstellungen „Stasi – Macht und Banalität“ und „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ ansehen können. In der Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ erfahren Gäste von der Arbeitsweise und den Strukturen der berüchtigten DDR-Geheimpolizei. Gezeigt werden einzigartige Objekte wie eine Abhöranlage, Geräte zur Postkontrolle oder eine Kollermaschine zur Vernichtung von Akten. Die Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ zeigt, wie Leipzig 1989 zur „Stadt der Friedlichen Revolution“ wurde, beginnend mit den verschiedenen Aktionen des politischen Widerstandes bis zu den mächtigen Montagsdemonstrationen und der Besetzung der Leipziger Stasi-Zentrale im Herbst ´89.

Nahe der unweit entfernt gelegenen Klinger-Treppe werden an diesem Abend ab 18.00 Uhr zudem historische Original-Aufnahmen der entscheidenden Montagsdemonstrationen vom 7. und 9. Oktober 1989 an die Fassaden des Gebäudeensembles projiziert. Bei Regen werden die Aufnahmen im ehemaligen Stasi-Kinosaal gezeigt. Dort befindet sich auch die Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“.

Lichtprojekt „HORCHTURM an der OHRENBURG“ erst ab 10. Oktober 2019

Da bis zum 9. Oktober 2019 die zentralen Lichtinstallationen der Lichtkünstlerin Victoria Coeln präsentiert werden, so auch an der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung Leipzig, kann in diesem Jahr die Lichtinstallation „HORCHTURM an der OHRENBURG“ erst ab dem 10. Oktober 2019 von 18 bis 24 Uhr gezeigt werden. Sie befindet sich am Treppenturm des Neubaus der Leipziger Stasi-Zentrale und erinnert mit seiner ohrenähnlichen Verkleidung und ihrer blauen Lichtfarbe an den friedlichen Sturz der SED-Diktatur, die Wiedererlangung von Freiheit und demokratischem Rechtsstaat sowie der Deutschen Einheit. Ab der kommenden Woche erstrahlt das Lichtprojekt jeden Montagabend, in Anlehnung an die Montagsdemonstrationen, die bis in das Frühjahr 1990 hineinreichten.

Die Pressemitteilung als PDF-Datei.