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Montag, den 10. Oktober 2016

Lange Ausstellungsnacht und dezentrale Lichtprojekte in der "Runden Ecke" am Tag der Friedlichen Revolution

Kategorie: Pressemitteilung

Am 9. Oktober lädt das Bürgerkomitee Leipzig e.V. als Mitglied der Initiativgruppe „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig, 9. Oktober 1989“ zur langen Ausstellungsnacht, die im Anschluss an das Lichtfest in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ stattfinden wird, ein. Interessierten bietet sich hier die Möglichkeit, Zeitgeschichte am Original-Ort zu erleben. Ergänzend werden auch zwei dezentrale Lichtinstallationen die „Runde Ecke“ als bedeutungsvollen Ort der Friedlichen Revolution in Leipzig markieren.

 

„Mut – Werte – Veränderung“, Festprogramm am 9. Oktober 2016

Im 26. Jahr der Deutschen Einheit hat die Initiative „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“ gemeinsam mit der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH und der Stadt Leipzig wieder ein abwechslungsreiches Programm rund um den Schlüsseltag der Friedlichen Revolution, den 9. Oktober 1989, zusammengestellt. Mit verschiedenen Veranstaltungen soll an den Mut der weit über 70.000 Menschen erinnert werden, die an diesem Tag friedlich gegen das SED-Regime für Freiheit und Demokratie auf die Straße gingen.

1989 haben die Menschen in der Diktatur individuell Mut gefasst und sich für die Werte, die ihnen wichtig waren, eingesetzt. Sie wollten Freiheit und haben Grenzen überwunden: sowohl Mauer und Stacheldraht, indem sie zu Tausenden in den Westen geflohen sind, als auch die Grenzen der Diktatur. Einer der zentralen Werte der Friedlichen Revolution ist, dass all die epochalen Veränderungen gewaltfrei möglich wurden. Überall gingen die Menschen auf die Straße, um für Freiheit und Demokratie einzustehen. Die Selbstbefreiung von der kommunistischen Diktatur 1989/90 ist ein europäisches Phänomen. Die Revolutionen von 1989/90 eröffneten den Menschen in Ostmitteleuropa den Weg zu Demokratie und Selbstbestimmung. Sie belegen die Bedeutung des Kampfes um Freiheit, individuelle Würde und Menschenrechte, der ein zentraler Bestandteil unserer europäischen Geschichte ist. Gegen jedes nationale Ressentiment war das Grundgefühl einer gemeinsamen Freiheit und Solidarität weit verbreitet. Die gewaltfreie Wiedererringung von Freiheit und Demokratie durch die Bürger vor nunmehr über 25 Jahren ist eine zentrale Geschichtserfahrung ganz Europas. Diese gemeinsame positive Erinnerung brauchen wir gerade in Zeiten von massiven Spannungen, gewaltsamen Konflikten und diktatorischen Rückentwicklungen als einen Ausgangspunkt für die aktive Gestaltung unserer europäischen Zukunft.

Wir erleben seit einiger Zeit eine Auseinandersetzung um politische Grundfragen unserer Gesellschaft, aber auch eine Skepsis gegenüber der Politik, dem demokratischen System und dem Rechtsstaat bis hin zu offener Ablehnung, die in einer bisher nicht für möglich erachteten Wucht in die Öffentlichkeit treten. Die Werte von 1989, Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie, aber auch Gewaltlosigkeit, Zivilcourage und Gemeinsinn, sind auf diesem Hintergrund wieder aktueller denn je. Mit den jährlichen Feierlichkeiten am 9. Oktober in Leipzig wollen wir an diese Ereignisse erinnern, vor allem aber deren Bedeutung für die Zukunft unseres Landes und Europas vermitteln. Die friedlichen Revolutionen in Mittelosteuropa 1989/90 sind ein wichtiges Vermächtnis an die europäische Zukunft.

Zum Kernprogramm des städtischen Gedenktages gehört um 17.00 Uhr das Friedensgebet in der Nikolaikirche, gefolgt von der Rede zur Demokratie, die in diesem Jahr der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, hält. Anschließend sind ab 20.00 Uhr alle Bürgerinnen und Bürger zum Lichtfest auf den Augustusplatz eingeladen. Unter dem Motto „Mut – Werte – Veränderungen“ stehen dieses Jahr Aspekte wie Zivilcourage und Gemeinsinn, wichtige Grundpfeiler der Friedlichen Revolution, im Zentrum der Feierlichkeit.

Das komplette Programm finden Sie auf der Webseite www.herbst89.de.

Lange Ausstellungsnacht am 9. Oktober in der „Runden Ecke“

An diesem Festprogramm beteiligt sich die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, als authentischer Ort der Erinnerung an die SED-Diktatur. Auch an der am Ring gelegenen damaligen Stasi-Zentrale in der „Runden Ecke“ zog der geschichtsträchtige Demonstrationszug von weit über 70.000 Mutigen, am 9. Oktober 1989 vorbei. Dieser friedliche Ausdruck des Wunsches nach Freiheit und Demokratie war es, der den Weg zur deutschen Wiedervereinigung in einem zusammenwachsenden Europa ebnete.

Am kommenden Sonntag, dem 9. Oktober, lädt die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ nun im Anschluss an das Lichtfest erneut zu Sonderführungen durch die Ausstellungen ein. Das Haus am Dittrichring ist ab 20.00 Uhr für die Besucherinnen und Besucher des Lichtfestes zur „Langen Ausstellungsnacht – Zeitgeschichte an Original-Orten“ geöffnet.

 

Von 20.00 Uhr bis 23.00 Uhr werden ständig kostenlose Führungen durch die beiden Ausstellungen der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit originalem Filmmaterial vom 9. Oktober 1989 angeboten. In der Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ erfahren Gäste von den Arbeitsweisen und Strukturen der berüchtigten DDR-Geheimpolizei. Gezeigt werden einzigartige Objekte wie eine Abhöranlage, Geräte zum heimlichen Öffnen von Post sowie eine Kollermaschine zur Vernichtung von Akten. Die Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ zeigt, wie Leipzig 1989 zur „Stadt der Friedlichen Revolution“ wurde, beginnend mit den verschiedenen Aktionen des politischen Widerstandes bis zu den mächtigen Montagsdemonstrationen und der Besetzung der Leipziger Stasi-Zentrale im Herbst ´89. Zudem zeigt die Exposition den Aufbau demokratischer Strukturen in der DDR am Leipziger Beispiel, von der ersten freien Volkskammerwahl im März bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990.

 

Lichtinstallation „HORCHTURM an der OHRENBURG“ vom 7. bis 9. Oktober 2016

Die „Runde Ecke“, ein zwischen 1911 und 1913 erbautes Versicherungsgebäude, war seit der Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit im Jahr 1950 die Leipziger Stasi-Zentrale. Da der Platz in der „Runden Ecke“ für die expandierende Staatssicherheit schon Mitte der 1950er Jahren nicht mehr ausreichte, wurde 1955 bis 1958 ein Anbau mit Kinosaal und Kegelbahn fertig gestellt. Zwischen 1978 und 1985 wurde das Gebäude durch einen Neubau für ca. 65 Mio. DDR-Mark nochmals erheblich erweitert. Seit dieser Zeit thront der Stasi-Komplex am Dittrichring wie eine „Zwingburg der SED-Diktatur“ mitten in der Stadt.

Die Verkleidung des Treppenturms des Neubaus der ehemaligen Leipziger Stasi-Zentrale am Ring erinnert mit seinen Fassadenornamenten in Ohrenform unfreiwillig in ganz besonderer Weise an die ehemalige Nutzung des Geländes durch die Staatssicherheit der DDR. Dies soll durch eine Lichtinstallation erlebbar werden, die die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ vor zwei Jahren gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter des Lichtfestes Jürgen Meier entwickelte.

 

Während des Lichtfestes wird der im Volksmund auch als „Ohrenburg“ bezeichnete Treppenturm des Neubaus der Leipziger Stasi-Zentrale zwischen 18.00 und 24.00 Uhr erleuchtet. Diese Lichtinstallation der Gedenkstätte erinnert an den friedlichen Sturz der SED-Diktatur. Als optische Landmarke wird die Lichtfarbe weithin sichtbar sein und die Gegenwart der DDR-Vergangenheit eindrucksvoll symbolisieren. Damit wird neben der Nikolaikirche und dem Augustusplatz ein weiterer wichtiger Ort der Friedlichen Revolution in die Feierlichkeiten einbezogen. Das Kunstprojekt findet bis zum Sonntag, den 9. Oktober, täglich ab 18.00 Uhr statt.

 

Lichtinstallation „Patrouille/Kontakt“ vom 7. bis 9. Oktober 2016

Die Lichtinstallation von Carsten Saeger zeichnet die als unberührbar und nicht zu überwinden geltende innerdeutsche Grenze nach und vergegenwärtigt den historischen Grenzverlauf. Besucher sind dazu eingeladen, mit dem Spielmodell „Heißer Draht“ die deutsch-deutsche Grenze nachzuempfinden. Für Besucher ist die Lichtinstallation vom 7. bis 9. Oktober, jeweils ab 18.00 Uhr. Am Freitag, den 7. Oktober, sind die Besucher des Lichtfests herzlich zur ersten Begehung des Lichtprojektes in Anwesenheit des Künstlers um 19.00 Uhr eingeladen. Das Lichtprojekt befindet sich direkt am Leipziger Innenstadtring, auf dem 1989/90 die großen Montagsdemonstrationen stattfanden, bei denen es auch um freies Reisen und die beiden gegensätzlichen Positionen „Wir wollen raus“ und „Wir bleiben hier“ ging. Die Fassade des Gebäudes der Staatssicherheit am Dittrichring, neben dem Haupteingang der „Runden Ecke“, stellte ebenfalls eine unüberwindbare Grenze dar, die die heutige Auseinandersetzung mit diesen Themen an diesem Ort erst möglich machte. Viele Fluchtversuche wurden durch die Stasi schon im „Hinterland“ verhindert. Wer es aber dennoch an die Grenze schaffte und gefasst wurde, landete später wieder bei der Stasi in Untersuchungshaft.