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Mittwoch, den 10. Oktober 2018

15.10.2018: Film und Zeitzeugengespräch zu den ersten und einzigen Aufnahmen des Aufstandes von Gwangju und seine Bedeutung für die Demokratie in Südkorea im Museum in der "Runden Ecke"

Kategorie: Pressemitteilung

Vor 38 Jahren protestierte die Bevölkerung der Stadt Gwangju gegen Südkoreas Diktatur. Ein deutscher Journalist machte damals unter Lebensgefahr die ersten Aufnahmen des Aufstandes und brachte sie über Umwege nach Deutschland, wo sie weltweit zuerst ausgestrahlt worden sind. Am 15. Oktober 2018 werden um 19.00 Uhr in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit der Vorführung des Films „Südkorea am Scheideweg“ diese erschütternden Bilder gezeigt. Im anschließenden Gespräch mit der Zeitzeugin Eui Ok Shu geht es um den Aufstand und seine Bedeutung für die Demokratie in Südkorea. Eintritt frei.

Der Kameramann Jürgen Hinzpeter leistete einen besonderen Beitrag zur Aufarbeitung der blutigen Niederschlagung des friedlichen Aufstandes von Gwangju im Jahr 1980. Damals protestierte die Bevölkerung in Südkorea für Freiheit und Demokratie; sie wollte verhindern, dass sich nach dem Ende einer 18-jährigen Militärherrschaft erneut eine Militärregierung an die Macht putschte. Es kam zu Ermordungen und Verhaftungen. Unter Lebensgefahr machte Hinzpeter Filmaufnahmen von dem Massaker. Es waren die ersten Bilder und Berichte, die offenbarten, wie grausam der Aufstand niedergeschlagen wurde und ohne die die Wahrheit nicht ans Licht gekommen wäre. Der damalige ARD-Korrespondent in Tokyo und enge Freunde Hinzpeters, Jürgen Bertram, brachte das Filmmaterial im gleichen Jahr als Dokumentation „Südkorea am Scheideweg“ (50min) ins deutsche Fernsehen.

Der Aufstand in Südkorea gilt heute als Meilenstein der Demokratiegeschichte. In vielen Ländern ist er heute hingegen weitgehend vergessen, doch hatte er großen Einfluss auch auf die Demokratieentwicklung in benachbarten Ländern wie China, Thailand oder Indonesien.

Film „Südkorea am Scheideweg“ und Zeitzeugengespräch mit Eui Ok Shu

Bei der Veranstaltung am Montag, den 15. Oktober 2018, wird um 19.00 Uhr im ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ der Dokumentarfilm „Südkorea am Scheideweg“ vorgeführt. Die Journalisten filmten Taxifahrer und Busfahrer, die mit ihren Autos demonstrierten und beschossen worden sind, sie filmten Hausfrauen, die Essen für tausende von Demonstrierenden zubereiteten und sie machten Bilder von Studenten, die sich bewaffneten und ein eigenes Bürgerkomitee für die Stadt bildeten.

Nach dem Film folgt ein Gespräch mit der Zeitzeugin Eui Ok Shu unter Moderation von Reinhard Bohse vom Bürgerkomitee Leipzig e.V. Frau Shu zog 1974 nach Deutschland und arbeitete hier als Krankenschwester. Sie sah die Aufnahmen von Hinzpeter und Bertram damals im Fernsehen und setzte sich fortan für die Solidaritätsarbeit zwischen Deutschland und Korea ein. Sie schloss sich der Demokratie-Bewegung für Korea an und kämpfte gegen die Militärdiktatur und für die Arbeiterbewegung und die koreanische Frauengruppe. Beispielsweise organisierte sie Demonstrationen und Veranstaltungen gegen die Massaker in Gwangju mit und gründete verschiedene Organisationen für die Demokratie auf der koreanischen Halbinsel. Bis heute arbeitet sie für die Wiedervereinigung Koreas, Menschen- und Frauenrechte. Heute lebt sie in Berlin und arbeitet als Heilpraktikerin. Beim Filmabend kommentiert Frau Shu den Film und beantwortet danach die Fragen der Besucher. Ebenfalls anwesend beim Gespräch ist Frau Han Jung-Hwa vom Korea Verband in Berlin. Der Verband setzt sich unter anderem für die Aufarbeitung der Vergangenheit Südkoreas sowie dortige gesellschaftliche und politische Veränderungen ein. Der Eintritt ist frei.

Ausstellung zeigt ehemals verbotene Bilder des Aufstandes in Gwangju

Eine Auswahl der ehemals verbotenen Fotos des Aufstandes können Besucher noch bis zum 31. Oktober 2018 vor dem ehemaligen Stasi-Kinosaal in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ansehen. Die eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Aufnahmen informieren über den Hergang der zehntägigen Demokratiebewegung in Gwangju im Mai 1980. Seit Juli 2011 gehören die Bilder zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Ausstellung des Korea Verbands aus Berlin kann täglich von 10 bis 18 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei.

Die Pressemitteilung als PDF-Datei.