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Mittwoch, den 29. August 2001

Aufruf an die Bürger der Stadt

Kategorie: Pressemitteilung
Von: Aufruf an die Bürger der Stadt

In Leipzig ist kein Platz für Extremisten, weder für rechte noch für linke!

Leipzig ist die Stadt der Friedlichen Revolution. 1989 gelang es Hunderttausenden mit gewaltfreien Demonstrationen auf dem Leipziger Ring die SED-Diktatur zum Rückzug zu zwingen und schließlich zu beseitigen. Dieses Erbe und diese Erfahrung muß bewahrt werden.

Für den 1. September haben nun Extremisten aus dem rechten und aus dem linken Lager angekündigt, in Leipzig ewaltverherrlichende und demokratiefeindliche Demonstrationen abzuhalten.

Es ist eine Verhöhnung der Opfer und Geschichtsklitterung zugleich, wenn Neonazis am Tag des deutschen Überfalls auf Polen unter dem Motto "1. September - damals wie heute: Für Freiheit, Frieden und Selbstbestimmung" durch Leipzig und vor allem über den Innenstadtring, dem Ort der Montagsdemonstra-tionen des Jahres 1989, marschieren wollen. Gleichermaßen unsäglich ist, daß linke Extremisten für den gleichen Tag zu einer Demonstration unter dem Motto "Deutschland den Krieg erklären" aufrufen und Leipzig zur "desaster-area" erklären wollen. Anmelderin dieser Aktion ist die Bundestagsabgeordnete der SED-Nachfolgepartei PDS, Ulla Jelpke. Formaljuristisch mögen diese Demonstrationen zulässig sein, demokratiefeindlich sind sie allemal.

Die 1989 durch friedliche Demonstrationen, Gespräche, Runde Tische und andere Aktionen persönlicher Zivilcourage errungene Demokratie darf nicht zum Steigbügelhalter extremistischer Ideologien werden, weder von rechts noch von links. Wehren wir diesen Anfängen, aus denen am 1. September mehr als nur Anfänge werden könnten! Sagen wir deutlich, daß solcherlei undemokratische Ansinnen in Deutschland, besonders aber in Leipzig keinen Platz haben.

"Keine Gewalt" - Das Motto der Friedlichen Revolution gilt noch immer

Wir können uns Leipzig, das sich in den letzten zehn Jahren mit großem Engagement und finanziellen Mitteln wieder zu einer einmaligen und gern besuchten Stadt entwickelt hat, nicht von Chaoten verwüsten lassen. Erinnert sei daran, daß die Stadt in den Bombennächten des von den Nazis vom Zaun gebrochenen 2. Weltkrieges zerstört wurde. In den folgenden 40 Jahren hat die SED-Diktatur die Stadt weiter zugrunde gerichtet. Leipzig darf keine "desaster-arae" werden. Der 1. September muß gewaltfrei bleiben.

Jeder Bürger dieser Stadt ist daher aufgefordert, sich dem Aufruf unseres Oberbürgermeisters anzuschließen und am 1. September "Fünf vor zwölf" auf dem Augustusplatz "Gesicht zu zeigen" - Gesicht gegen rechte wie linke Extremisten. "Wir können es nicht hinnehmen, daß anti-demokratische Gruppen unsere Stadt als Aufmarschgebiet benutzen wollen." sagte der OBM.

Am 9.Oktober 1989 drohte uns die SED-Führung mit der gewaltsamen Niederschlagung der friedlichen Proteste. "Wenn es sein muß, mit der Waffe in der Hand" war am Vortag in der Leipziger Volkszeitung zu lesen. Trotz dieser Drohung und großer Angst fanden über 70.000 den Weg auf den Leipziger Augustusplatz und demonstrierten von dort aus friedlich um den Ring. Die SED mußte vor dieser Masse kapitulieren. Sollte es uns auf dem Hintergrund dieser Erfahrung nicht gelingen, der Welt zu zeigen, daß in Leipzig die Demokraten in der Mehrzahl sind?

Überwinden Sie Ihre Angst oder auch Ihre Gleichgültigkeit und kommen Sie am 1. September 2001 "Fünf vor zwölf" auf den Augustusplatz. Jeder wird gebraucht.