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Freitag, den 09. September 2016

Zum Tag des offenen Denkmals öffnen drei authentische Orte der SED-Diktatur - Museum im Stasi-Bunker feiert 20jähriges Jubiläum

Kategorie: Pressemitteilung

Das Bürgerkomitee bemüht sich in Leipzig um den Erhalt von insgesamt drei authentischen Orten der SED-Diktatur. Auf dem Areal der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit in Leipzig gibt es neben den Büros der Stasi-Offiziere, in denen die Ausstellung „Stasi-Macht und Banalität“ gezeigt wird, noch wesentlich mehr original erhaltene Räumlichkeiten vom Schutzbunker im zweiten Keller des Neubaus bis zum Stasi-Kinosaal und der Kegelbahn im Saalbau neben der „Runden Ecke“. Diese Räume sollten künftig nicht nur einmal im Jahr zum Tag des offenen Denkmals zu besichtigen sein, sondern getreu des diesjährigen Mottos „Gemeinsam Denkmale erhalten“ zusammen mit der Stadt Leipzig als authentischer Teil der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ künftig dauerhaft im Rahmen von Rundgängen der Gedenkstätte für Besucher zugänglich sein.

Die ehemalige Ausweichführungsstelle des Leipziger Stasi-Chefs ist seit 20 Jahren als Museum im Stasi-Bunker Teil der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“. Gemeinsam mit dem Kulturraum, der Gemeinde Machern und dem Bund wollen wir im nächsten Jahr das Wohnhaus des Bunkerkommandanten denkmalgerecht sanieren und als Besucherzentrum einrichten. Und auch in der ehemaligen zentralen Hinrichtungsstätte der DDR in Leipzig müssen die beteiligten Ministerien den jahrelangen Streit über Zuständigkeiten endlich beenden und gemeinsam als Staatsregierung zusammen mit dem Bürgerkomitee das seit Jahren vorliegende Konzept umsetzen, damit auch dieser denkmalgeschützte Ort bald regelmäßig besucht werden kann.

Zum Tag des offenen Denkmals vor 20 Jahren öffnete der ehemalige Stasi-Bunker erstmals als Museum. Das Jubiläum wird am 10. und 11. September 2016 von 10.00 bis 18.00 Uhr gefeiert.

Dass der ehemalige Stasi-Bunker bei Machern seit 1996 regelmäßig besichtigt werden kann, ist nicht zuletzt dem ehrenamtlichen Engagement zahlreicher Helfer zu verdanken. Nach der Enttarnung des Bunkers Ende 1989 setzte sich das Bürgerkomitee Leipzig e.V. für den Erhalt der authentischen Anlage ein. In der Folgezeit wurde durch Wiederbeschaffung von Einrichtungsgegenständen und Beseitigung von Zerstörungen weitestgehend der originale Zustand wiederhergestellt. 1995 erwirkte der Verein, dass die gesamte Anlage unter Denkmalschutz gestellt wurde und bemühte sich um eine dauerhafte Öffnung des Bunkers als Museum. Zum „Tag des offenen Denkmals“ am 8. September 1996, vor genau zwanzig Jahren, konnte schließlich das Museum im Stasi-Bunker eröffnet werden. So gelang es dem Bürgerkomitee Leipzig e.V. gemeinsam mit vielen Ehrenamtlichen den Macherner Stasi-Bunker als einzige der ehemals in allen 15 DDR-Bezirken existierenden baugleichen Ausweichführungsstellen weitestgehend original eingerichtet zu erhalten. Heute ist der Bunker Teil der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“.

Festprogramm mit Grußworten und Ausstellungseröffnung am 10. September 2016 ab 14.00 Uhr

Am 10. und 11. September 2016 lädt das Bürgerkomitee zu einem Festprogramm ins Museum im Stasi-Bunker in Machern ein, um das Jubiläum und gleichzeitig den Tag des offenen Denkmals zu feiern. Für Imbiss und Getränke sorgt während des gesamten Festwochenendes die Gaststätte „Lubschützer Teiche“. Das Museum im Stasi-Bunker hat an beiden Tagen von 10.00 – 18.00 Uhr geöffnet und in der gesamten Zeit werden Führungen zu ermäßigten Eintrittspreisen angeboten. Am Samstag, den 10. September 2016 werden 14.00 Uhr Doreen Lieder, Bürgermeisterin der Gemeinde Machern, Roland Pohle, Mitglied des Sächsischen Landtages, und Marian Wendt, Mitglied des Deutschen Bundestages, im Rahmen eines kleinen Festaktes Grußworte halten. Der Leiter der Gedenkstätte Tobias Hollitzer blickt im Rahmen einer Fotopräsentation auf die zurückliegenden 26 Jahre der Bunker-Geschichte nach 1989 zurück. 15.00 Uhr gibt Sven Felix Kellerhof, leitender Geschichtsredakteur der Tageszeitung „Die Welt“, eine Einführung in die neu eröffnete Sonderausstellung „Der Kalte Krieg – Ursachen, Geschichte, Folgen“ und geht dabei auch der Frage nach, ob bei der Verwendung des Begriffs „Kalter Krieg“ der Konflikt der beiden Großmächte nicht fälschlich als der zweier moralisch gleichwertiger Militärblöcke wahrgenommen wird. Anschließend sind die Gäste zu einem kleinen Sektempfang eingeladen.

Am Sonntag, den 11. September 2016 und Tag des offenen Denkmals, bietet das Museum ganztägig von 10.00 – 18.00 Uhr Führungen durch die unterirdische Anlage an. Während der Führungen werden Details zur Baugeschichte sowie die ausgeklügelte Versorgungs- und Nachrichtentechnik erläutert. Außerdem wird der Dokumentarfilm „Die Direktive 1/67: Die Isolierungslager in der DDR“ gezeigt. Die in der Direktive 1/67 festgelegten Planungen für den Spannungs- und Mobilmachungsfall bezogen auf die Schaffung von Ausweichquartieren für die Mitarbeiter der Staatssicherheit – wie z. Bsp. den Bunker in Machern - und auf den so genannten Vorbeugekomplex, mit welchem die Kontrolle über die Bevölkerung der DDR auch im Ernstfall aufrechterhalten werden sollte, der bis zur Vorbereitung von Isolierungslagern für Oppositionelle reichte.

Einmalige Besichtigungsmöglichkeit sonst verschlossener Räume und Bereiche der „Runden Ecke“ und der Zentralen Hinrichtungsstätte der DDR


Zum Tag des offenen Denkmals bekommen Besucherinnen und Besucher die seltene Gelegenheit, abseits von den Ausstellungsräumen die „Runde Ecke“ zu erkunden und sich vom heutigen baulichen Zustand der einstigen Hinrichtungsstätte zu überzeugen. Das Bürgerkomitee bietet dafür besondere Führungen an und informiert über Symbolkraft der Gebäude und ihrer Räume für die DDR-Geschichte.

In der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ in Leipzig stehen von 11.00 bis 16.00 Uhr halbstündlich Führungen unter dem Motto „Stasi intern. Rundgang durch die ehemalige Zentrale des MfS – Vom Keller zum Boden und anderen Orten des (un)heimlichen Gebäudekomplexes“ auf dem Programm. Besichtigt werden können unter anderem der „Schutzbunker“ für den Ernstfall im 2. Keller des Neubaus, die Kegelbahn und der Kinosaals im Saalanbau der „Runden Ecke“ sowie viele andere, sonst nicht zugängliche, aber original erhaltenen Räume im Komplex der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung.

In der Leipziger Südvorstadt besteht die seltene Möglichkeit, die Zentrale Hinrichtungsstätte der DDR zu besichtigen. In der letzten Hinrichtungsstätte auf deutschem Boden wurden mindestens 64 Todesurteile vollstreckt. Unter dem Titel „Todesstrafe in der DDR – Hinrichtungen in Leipzig“ bietet das Bürgerkomitee Interessierten in der Zeit von 11.00 bis 16.00 Uhr Führungen durch die weitgehend authentisch erhaltenen Räume an und gibt Erläuterungen zum diesem Themenbereich. In der ehemaligen Hausmeister- und Heizerwohnung der Strafvollzugseinrichtung wurden in der Zeit von 1960 bis 1981 unter strengster Geheimhaltung die Todesurteile für die gesamte DDR vollstreckt. Erst im Dezember 1987 wurde diese Strafart auch in der DDR abgeschafft. Die ehemalige zentrale Hinrichtungsstätte der DDR in Leipzig ist nach wie vor leider nur zur Museumsnacht und zum Tag des offenen Denkmals zu besichtigen.

Der Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ startet um 11.00 Uhr am Hauptportal der Nikolaikirche. Er führt zu den Brennpunkten des demokratischen Aufbruchs in Leipzig. Entlang der Demonstrationsroute erleben die Besucher, wie sich die Stadt seit 1989 entwickelt hat und erfahren „Zeitgeschichte an Original-Orten“.