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Dienstag, den 24. September 2019

Sehr emotionales Konzert im ehemaligen Stasi-Kinosaal zum Thema der Lichtraum-Eröffnung "Runde Ecke – Keine Gewalt"

Kategorie: Pressemitteilung

Gestern wurde der vierte Lichtraum „Runde Ecke – Keine Gewalt“ in Anwesenheit der Lichtkünstlerin Victoria Coeln eröffnet. Bereits ab 19.00 Uhr lauschten rund 80 Besucher dem Liedermacher Stephan Krawczyk, der mit seinen Texten über Verhaftung, Bespitzelung, Repressionen und Widerstand in der DDR sang und die Besucher inhaltlich und emotional auf die eigentliche Lichtraum-Eröffnung mit Poetry Slam im ehemaligen Stasi-Innenhof vorbereitete.

„Mein Freund der Feind ist tot“ echote es durch den Raum des ehemaligen Stasi-Kinosaals der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, als etwa 80 Besucher zu den Zeilen des Liedermachers und ehemaligen DDR-Dissidenten und Bürgerrechtlers Stephan Krawczyk am Abend des 23. September 2019 mitsangen. Im Zuge der Lichtraumeröffnung an der „Runden Ecke“ mit dem Titel „Keine Gewalt“ erfüllte er die ehemaligen Räumlichkeiten der MfS-Verwaltung ab 19.00 Uhr mit seinen Liedern und Buchausschnitten seiner Autobiographie. Im Mittelpunkt stand das Thema der Gewalt und Gewaltlosigkeit sowohl damals als auch heute.

„Keine Gewalt“ – eine zentrale Losung der Friedlichen Revolution

Das eigens zum Thema „Keine Gewalt“ erarbeitete Konzert widmete sich wie der gleichnamige Lichtraum einer der zentralen Forderungen der Friedlichen Revolution. „Keine Gewalt“ ist eine universelle Botschaft, die bis heute und auch in Zukunft für die Lösung politischer und gesellschaftlicher Konflikte unverändert Bedeutung hat.

Vor 30 Jahren verdeutlichte die Losung der Friedlichen Revolution „Keine Gewalt“ den zentralen Moment der Gewaltlosigkeit, der 1989 in Leipzig an der „Runden Ecke“ wie an keinem anderen Ort der Montagsdemonstrationen deutlich wurde. Hier bestand Montag für Montag die reale Gefahr, dass sich der Zorn der Bürger auf das SED-Regime in einem gewaltsamen Sturm auf die Leipziger Stasi-Zentrale Bahn bricht. Um dies zu verhindern, bildeten Demonstranten Menschenketten mit „Keine Gewalt“-Schärpen und entzündeten tausende von Kerzen vor dem Gebäudekomplex.

Eigene Erfahrungen mit der SED-Diktatur

Von Gewalt kann Stephan Krawczyk auch selbst berichten. In den 1980er Jahren wurde er verhaftet und schließlich ausgebürgert. Bereits zuvor wurde ihm die Zulassung als Musiker wegen seiner Texte entzogen. Selbst seine Idee, nur noch Brechttexte zu singen, wurde ihm mit den Worten „aus Ihrem Mund klingt selbst Brecht wie ein Staatsfeind“ untersagt. Das Publikum antwortete auf seine Ausführungen an dem Abend mit Applaus, zustimmendem Raunen und Gelächter. Bei den eingängigen Phrasen wie: „Frag doch mal ‘nen Polizist, was ein Polizeistaat ist. Und zur Antwort kriegst‘e dann: Alle scheißen alle an“, sang der Saal ausgelassen mit. So schaffte Krawczyk es trotz ernster Themen über Verhaftung, Bespitzelung, Repressionen und Widerstand mit Witz und Charme, die Stimmung im Raum aufzulockern und die Gefühle des Publikums anzusprechen, sie jedoch immer wieder aufzufangen und mitzunehmen durch seine Reise vom eigenen Widerstand zu grundsätzlichen Fragen der Ideologie und Meinungsfreiheit auch in unserer heutigen Gesellschaft.

Bei seiner Zugabe um 20.00 Uhr erschallten von draußen die Rufe von Schülern der International School Leipzig, die zur Eröffnung des Lichtraums eine der damaligen Montagsdemonstrationen mit damaligen und heutigen Losungen nachspielten. Im Anschluss fand im Innenhof der ehemaligen Stasi-Zentrale noch ein Poetry Slam zum Thema Pressefreiheit statt, der auch jungen Menschen eine Plattform bot, ihre Gedanken zu dem Thema zu teilen. Die Gedenkstätte Museum an der „Runden Ecke“ blieb den Abend über bis 23.00 Uhr geöffnet und bot den Besuchern der Lichtraumeröffnung die Möglichkeit, sich auch nach den Veranstaltungen noch in Ruhe die Ausstellungen anzusehen.

Die Pressemitteilung als PDF-Datei.