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Dienstag, den 16. September 2014

Die Prager Botschaftsflüchtlinge 1989. Geschichte und Dokumente

Kategorie: Pressemitteilung

Im September vor 25 Jahren verkündete Hans Dietrich Genscher in der Prager Botschaft unter frenetischem Jubel die Ausreise für Tausende DDR-Bürger. Wenige Wochen später brachen das kommunistische Regime in der DDR und der ?SSR zusammen. In seinem neuen Buch wertet Dr. Karel Vodi?ka erstmals auch tschechische Geheimdienstdokumente aus und deckt unbekannte Zusammenhänge auf.

Buchpräsentation und Gespräch

17.09.2014, 19.00 Uhr

Im Herbst 1989 waren die deutsche und die tschechische Geschichte besonders eng miteinander verbunden. Über 10.000 DDR-Bürger flüchteten über Prag in die Freiheit. Sie kletterten über die meterhohen Zäune der bundesdeutschen Botschaft und harrten dort in provisorischen Zeltlagern wochenlang aus. Zusammen mit den Flüchtlingszahlen stieg auch der Druck auf die DDR-Führung und die tschechischen Behörden. In Moskau herrschte politisches Tauwetter und Genscher forderte mit Unterstützung der Vereinten Nationen eine direkte Ausreise in die Bundesrepublik. Überraschend ließ sich die SED-Spitze Ende September auf einen Kompromiss ein: Die Flüchtlinge sollten in Sonderzügen – noch einmal über DDR-Territorium – in den Westen reisen. Der Bundesdeutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher verkündete die frohe Botschaft vom Balkon der Prager Botschaft. Die Szene, deren Ende in einem unbeschreiblichen Jubel untergeht, verursacht auch ein Vierteljahrhundert später noch „Gänsehaut“.

Zündfunke aus Prag –  Wie der Mut zur Freiheit die Geschichte veränderte

Die dramatischen Entwicklungen in der Botschaft und die Flüchtlingszüge hatten einen großen Einfluss auf die Friedliche Revolution in der DDR sowie der Samtenen Revolution in der CSSR. In seinem aktuellen Buch „Die Prager Botschaftsflüchtlinge 1989. Geschichte und Dokumente“ widmet sich der tschechische Politikwissenschaftler Dr. Karel Vodicka diesen Ereignissen. Warum entschied sich die SED-Führung plötzlich dafür, die Ausreise zu gestatten? Welche Rolle spielte das Prager KPC-Politbüro dabei? Wie haben die Prager Ereignisse die friedlichen Revolutionen und den Zusammenbruch beider Länder beeinflusst? Dazu bündelt er erstmals Geheimdienstdokumente und diplomatische Korrespondenzen von DDR, CSSR und der Bundesrepublik Deutschland. Sie geben Aufschluss über die politischen Entscheidungen, ihre Hintergründe und ihre Folgen.

Das Bürgerkomitee sucht besonders Leipziger Zeitzeugen, die von ihren Erlebnissen in der Prager Botschaft und ihrer Ausreise mit den Flüchtlingszügen berichten können.

Begrüßung: Tobias Hollitzer, Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“

Einführung: Günther Heydemann, Professor für Neuere und Neuste Geschichte an der Universität Leipzig und Direktor des Hannah-Ahrendt-Instituts für Totalitarismusforschung an der TU Dresden (HAIT)

Buchpräsentation: Dr. Karel Vodicka, Autor und Mitarbeiter des HAIT

 

Im Anschluss diskutiert Prof. Dr. Günther Heidemann mit dem Autor Dr. Karel Vodi?ka sowie dem Zeitzeugen Christian Bürger, der als einer der ersten Botschaftsbesetzer Sprecher der DDR-Flüchtlinge in der Prager Botschaft war.


Die Buchpräsentation findet im ehemaligen Kinosaal statt. Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ und dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung.