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Freitag, den 31. August 2001

"Alles im Griff" im Museum im Stasi-Bunker

Kategorie: Pressemitteilung
Von: Bürgerkomitee Leipzig e.V.

Bürgerkomitee Leipzig e.V. zeigt zum Tag des offenen Denkmals Sonderausstellung zur Mobilmachungsplanung in der DDR

Selbst in Ausnahmesituationen wollte die SED-Führung "Alles im Griff" haben. Mit wie perfiden Mitteln sich die staatlichen Organe, allen voran das Ministerium für Staatssicherheit (MfS), ihren Allmachtsanspruch im Ernstfall zu sichern gedachten, zeigt zum Tag des offenen Denkmals die Sonderausstellung "Alles im Griff" im Museum im Stasi-Bunker bei Machern. Die Leihgabe der Außenstelle Chemnitz der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen dokumentiert die Facetten der einst streng geheimen Mobilmachungsplanung der DDR. Gerüstet fühlte sich das MfS demnach für alle Spannungssituationen, und es war bereit, gegen innere wie äußere Feinde gleichermaßen unerbittlich vorzugehen. Oppositionelle aus dem eigenen Volk etwa sollten vorsorglich in Isolierungslagern festgesetzt werden. Entsprechende Listen waren jederzeit aktuell vorhanden.

Führungen auch durch Schüler

Die Ausstellung wird am 09.09.2001, 10.00 Uhr, eröffnet und ist bis 18.00 Uhr zu besichtigen. In diesem Zeitraum hält das Museum noch weitere Angebote bereit. Während des gesamten Tages finden Führungen durch den Bunker, die ehemalige Ausweichführungsstelle des Leipziger Stasi-Chefs, statt. Dieser Bunker ist als einziger auf dem Gebiet der ehemaligen DDR fast vollständig original erhalten.

Durch das Außengelände des einstigen MfS-Objekts führen zum Tag des offenen Denkmals Jugendliche der Mittelschule Machern, die sich eigens mit dem Thema vertraut gemacht haben. Das Motto des diesjährigen Tags des offenen Denkmals lautet "Schule als Denkmal - Denkmal als Schule. Jugend und Kulturerbe". Unter diesem Aspekt hatte das Bürgerkomitee einen Geschichtslehrer und seine Schüler zur Zusammenarbeit gewonnen.

Das Museum im Stasi-Bunker beteiligt sich bereits zum sechsten Mal am Tag des offenen Denkmals. Zum Auftakt 1996 standen 3.000 Menschen Schlange, um die lange Zeit unzugängliche Ausweichführungsstelle zu sehen. Seither ist sie regelmäßig jedes letzte Wochenende im onat, jeweils 13.00 bis 16.00 Uhr zu besichtigen.

1435 Quadratmeter untertage für den Spannungsfall

Seit 1996 ist das Museum im Stasi-Bunker regelmäßig zu besichtigen. Erst kürzlich verdoppelte es aufgrund des großen Besucherinteresses seine Öffnungszeiten und ist nun jedes letzte Wochenende im Monat, jeweils 13.00 bis 16.00 Uhr zu sehen. Das gesamte Gelände steht unter Denkmalschutz und wurde vom Bürgerkomitee Leipzig e.V. 1993 gepachtet. Da der Bunker im Vorfeld gründlich geplündert und teilweise beschädigt worden war, spürte der Verein in langwieriger Arbeit die originalen Einrichtungsgegenstände wieder auf und brachte sie nach Machern zurück, beziehungsweise beschaffte identische Objekte. Heute können Besucher auf 1435 Quadratmetern untertage nachvollziehen, wie im so genannten Spannungs- und Mobilmachungsfall 120 Stasi-Offiziere aus der "Runden Ecke" und zwei Mitarbeiter des KGB im Bunker eingerückt wären, um von dort aus ihre Tätigkeit fortzusetzen. Zu erfahren ist unter anderem, wie die Versorgungssysteme funktionierten, wie DDR-weit Nachrichtenkontakte zustande gekommen wären und welche Überlebensstrategien sich die Staatssicherheit für einen Atomschlag entwickelt hatte.

Einmalige Gedenkstättenkombination an authentischen Orten

Das Museum im Stasi-Bunker ist Teil der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke", das das Bürgerkomitee seit elf Jahren in den originalen Räumen der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig betreibt. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die für die Bundesrepublik einmalige Kombination aus einstiger Bezirksverwaltung und Ausweichführungsstelle auch künftig zu erhalten und für Besichtigungen zu öffnen.

Bisher war das nur dank des großen ehrenamtlichen Engagements von Mitgliedern und Freunden des Vereins möglich, die in den vergangenen Jahren stets mehr als 5.000 Stunden ihrer Freizeit in den Betrieb des Museums investierten.

Sonderführungen auch im Museum in der "Runden Ecke"

Das Museum in der "Runden Ecke" ist zum Tag des offenen Denkmals von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet und bietet Sonderführungen durch die Dauerausstellung "Stasi - Macht und Banalität" an. Besonders im Mittelpunkt steht an diesem Tag der Erhalt der originalen Räumlichkeiten der ehemaligen Leipziger Stasi-Zentrale. Die Führungen beginnen 10.30, 12.00, 15.00 und 16.30 Uhr.