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Montag, den 04. September 2000

Internationales Demokratie-Kolloquium

Kategorie: Pressemitteilung
Von: Bürgerkomitee

Wieviel Wahrheit verträgt der Mensch? Aktenumgang und Elitenwechsel im internationalen Vergleich"

Expertenwissen aus drei Erdteilen

Vom 8. bis 10. September findet im Museum in der "Runden Ecke" in Leipzig das Kolloquium "Wieviel Wahrheit verträgt der Mensch? Aktenumgang und Elitenwechsel im internationalen Vergleich" statt. Es wird ein Podium sein für die brennenden Fragen in Demokratisierungsprozessen. Wissenschaftler, Politiker und Bürgerrechtler dreier Kontinente sind dazu als Referenten eingeladen.

Erfahrungen mit der Diktatur im Vergleich

Zur Diskussion stehen die Erfahrungen aus Deutschland im Vergleich zu denen anderer Staaten und Regionen, in denen Menschen die diktatorische Vergangenheit ihres Landes aufzuarbeiten versuchen. Das sind Südafrika, Chile, das Baltikum und Ex-Jugoslawien. Im Hinblick auf das Motto werden vor allem zwei Kernfragen von Interesse sein:

- Wie soll mit erhaltenen Akten von Geheimdiensten umgegangen werden beziehungsweise wie kann Vergangenheit aufgearbeitet werden, wenn die Akten vernichtet wurden?

- In welcher Weise vollzieht sich in den genannten Ländern der Elitenwechsel und welche Schwierigkeiten sind dabei zu bewältigen?

Zu Wort kommen in Referaten, Podiumsdiskussionen und Debatten in Arbeitsgruppen sowohl Opfer unmenschlicher Regime, als auch Wissenschaftler, die heute aus einer gewissen Distanz heraus die diktatorische Vergangenheit ihres Heimatlandes aufzuarbeiten versuchen. Einige Referenten sind Betroffene und Forscher in einer Person. Der chilenische Bürgerrechtler und Autor Pedro Alejandro Matta beispielsweise war mehrere Monate in Folterzentren der berüchtigten Geheimpolizei Pinochets inhaftiert. Heiki Ahonen, der heutige Vorsitzende der Estnischen Kistler-Risto-Stiftung, wurde vom KGB hinter Gitter gebracht und dann des Landes verwiesen. In die Diskussion werden sich auch Menschen einbringen, die den Übergang ihres Landes von der Diktatur zur Demokratie aktiv mitgestaltet haben, der ehemalige Ministerpräsident Lettlands, Dr. Valdis Birkavs, beispielsweise oder Alicia Frohmann, die beim chilenischen Außenministerium an einem vergleichenden Projekt über die Aufarbeitung der Vergangenheit im südlichen Lateinamerika mitarbeitet.

Den Wandel zeigen

Das Kolloquium ist Teil einer Reihe von Aktivitäten des Bürgerkomitees Leipzig e.V. zur EXPO2000. Diese gliedern sich ein in das dezentrale EXPO-Projekt der Stadt "Leipzig. Den Wandel zeigen". Folgerichtig wird im Mittelpunkt aller Debatten des Kolloquiums die Frage nach Formen und Möglichkeiten des Wandels stehen - des Wandels einer Gesellschaft beim Übergang von einer diktatorischen Vergangenheit zu einer demokratischen Zukunft. Zur Diskussion steht dabei auch, ob der deutsche Ansatz Vorbild oder Orientierungshilfe für die Aufarbeitung in den genannten Ländern sein könnte. Gemeinsam werden die deutschen und internationalen Teilnehmer Perspektiven für eine effektivere Vergangenheitsbewältigung und einen erfolgreichen Elitenwechsel entwickeln. Wer mitdiskutieren möchte, kann sich jederzeit noch telefonisch, per Fax oder via E-mail anmelden.

Ergebnisse in der Zusammenfassung

Die Ergebnisse des Kolloquiums werden am Sonntag, 12.15 Uhr, im Rahmen einer Pressekonferenz erstmals zusammengefasst. Außerdem sind aktuelle Zwischenstände ständig auf der Homepage des Museums in der "Runden Ecke" unter www.runde-ecke-leipzig.de abrufbar. Gespräche mit Veranstaltern und Referenten sind während der Tagung möglich.