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Freitag, den 17. April 2015

Vor 70 Jahren befreite die US-Armee Leipzig von der NS-Diktatur – Veranstaltungen und Ausstellung im Museum in der „Runden Ecke“

Kategorie: Pressemitteilung

Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung Leipzigs von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft durch amerikanische Truppen findet vor der Gedenkstafel an der „Runden Ecke“ die offizielle Gedenkveranstaltung statt. Das Museum in der „Runden Ecke“ präsentiert im Anschluss den ersten Teil der kleinen Ausstellung „Zwei Mal befreit? Leipzig unter amerikanischer und sowjetischer Besatzung 1945“. Am Abend spricht die Leipziger Historikerin Nora Blumberg über die 10-wöchige Besatzungszeit und die beginnende Demokratisierung in Leipzig. Originale Film- und Fotoaufnahmen vermitteln die Stimmung dieser Zeit.


Am 18. April 1945 erreichten US-amerikanischen Truppen Leipzig und befreiten die Stadt kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. Die Amerikaner bezogen in der „Runden Ecke“ am Innenstadtring Quartier und richteten hier ihr Hauptquartier sowie zeitweilig die Alliierte Militärregierung ein.
Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung Leipzigs durch die US-Armee präsentiert die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ neue Forschungsergebnisse sowie eine kleine Ausstellung und lädt zu Veranstaltungen ein. So setzt sie sich auch ganz bewusst mit diesem Teil der Hausgeschichte der heutigen Gedenkstätte auseinander.

Oberbürgermeister Burkhard Jung und US-Generalkonsul gedenken der Besetzung

Der Tag beginnt 11.00 Uhr mit einer Gedenkveranstaltung der Stadt Leipzig und des US-Generalkonsulats. Vor der im Jahr 2011 angebrachten Tafel an der „Runden Ecke“ halten der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung und der Generalkonsul der USA Scott R. Riedmann anlässlich des Jubiläums Gedenkreden. Im Anschluss sprechen die Leiterin der Stasi-Unterlagen Behörde Regina Schild sowie der Leiter der Gedenkstätte der „Runden Ecke“ Tobias Hollitzer. Am Ende wird mit einem Kranz und einer Schweigeminute derer gedacht, die bei der Einnahme der Stadt ihr Leben ließen. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung vom Duo Bodensiek und Rohmer.

Ausstellung: „Zwei Mal befreit? Leipzig unter amerikanischer und sowjetischer Besatzung 1945“


Im unmittelbaren Anschluss an die Gedenkveranstaltung lädt das Bürgerkomitee Leipzig e.V. in den Eingangsbereich des Museums in der „Runden Ecke“ zur Eröffnung des ersten Teils der Ausstellung „Zwei Mal befreit? Leipzig unter amerikanischer und sowjetischer Besatzung 1945“ ein.
Einzigartige und teilweise bisher unbekannte Fotos und Dokumente zeigen, dass die amerikanische Besatzung nicht nur eine Befreiung Leipzigs und einen Neuanfang brachte, sondern sie auch vor völlig neue Herausforderungen stellte. Trotz widrigster Umstände begann die Militärregierung sofort mit dem Aufbau demokratischer Strukturen.
Es ist sogar gelungen, ein privates Fotoalbum eines in Leipzig in der „Runden Ecke“ stationierten Soldaten zu recherchieren, das einmalige Aufnahmen der Nutzung des Gebäudes durch die US-Armee enthält. Diese Fotos werden in der Ausstellung ebenso gezeigt wie das Fotoalbum.


Nach 10 Wochen wurde Leipzig Teil der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) womit der Aufbau einer neuen Diktatur begann


Der demokratische Neuanfang, der nach dem Ende der NS-Diktatur in Leipzig durch die amerikanische Besatzungsmacht ermöglicht wurde, fand jedoch nach wenigen Wochen mit der Übergabe Leipzigs gemäß den Vereinbarungen von Jalta an die Rote Armee am 2. Juli 1945 ein jähes Ende. Nun begann die Einführung einer kommunistischen Diktatur und das Gebäude am Dittrichring wurde durch die sowjetische Militäradministration genutzt. 1950 wurde es Sitz der Leipziger Stasi-Zentrale. Erst 1989 mit der Friedlichen Revolution öffnete sich das Tor zu Freiheit und Demokratie wieder.
Bis 1989 wurden diese ersten Wochen eines demokratischen Neuanfangs unter der amerikanischen Besatzung systematisch verschwiegen, verdrängt und diffamiert. Im Schulunterricht war zu vermitteln, das „die tatsächliche Befreiung […] erst durch den Einzug der Sowjetarmee stattfand. Außerdem sollten Beispiele für die Behinderung der Antifaschisten durch die Befehlshabe der anderen Armeen“ aufgeführt werden.“
Der zweite Ausstellungsteil, der sich mit den ersten Monaten der sowjetischen Besatzung und dem beginnenden Aufbau einer kommunistischen Diktatur beschäftigt, wird anlässlich des Besatzungswechsels Anfang Juli 2015 präsentiert.


Neue Forschungen der Gedenkstätte:
Vortrag und Filmvorführung „Die amerikanische Besatzung Leipzigs – Tor zur Demokratie?“


Am Abend beschreibt die Historikerin Nora Blumberg 19.00 Uhr in Ihrem Vortrag die 10wöchige amerikanische Besatzungszeit und den beginnenden demokratischen Aufbau in Leipzig. Sie forscht seit Jahren im Auftrag der Gedenkstätten Museum in der „Runden Ecke“ in amerikanischen und deutschen Archiven.
Der neu ernannte Bürgermeister Wilhelm Johannes Vierling, sein Beirat und die Dezernenten der Stadtverwaltung leiteten vielfältige Schritte zur Normalisierung des öffentlichen Lebens in die Wege. Ein großes Problem war die desolate Ernährungslage. Gleichzeitig bemühte sich die amerikanische Military Police gemeinsam mit der Leipziger Polizei um die Sicherheit der Bevölkerung und versuchte Plünderungen zu verhindern. Der bis 1933 amtierenden Polizeipräsidenten Heinrich Fleißner wurde wieder in sein Amt eingesetzt. Die Amerikaner begannen gemeinsam mit einem von ihnen eingerichteten „Kommissariat für Sonderaufgaben“ (K.f.S.) bei der Leipziger Kriminalpolizei mit der Verfolgung von NS-Tätern.
Die Stimmung dieser einschneidenden Zeit der jüngsten Leipziger Stadtgeschichte vermitteln auch eine Reihe von Film- und Fotoaufnahmen aus amerikanischen Archiven, die an diesem Abend teilweise erstmals präsentiert werden.


Die „Runde Ecke“ – ein wichtiger Geschichtsort auch für das 1000-jährige Stadtjubiläum


Nicht nur im Zusammenhang mit der Befreiung Leipzigs durch die amerikanische Armee spielt die „Runde Ecke“ eine wichtige Rolle für die Leipziger Stadtgeschichte. Besonders zwei weitere Ereignisse haben einen direkten Bezug zu Leipzig und somit auch zum diesjährigen Stadtjubiläum „1000 Jahre Leipzig“.
Vor 25 Jahren, am 31. August 1990, öffnete das Museum in der „Runden Ecke“ zum ersten Mal seine Türen. Inzwischen hat sich die Gedenkstätte zu einem anerkannten Ort der Aufarbeitung der SED-Diktatur und zu einem der bestbesuchtesten Museen der Stadt Leipzig entwickelt. Zum 25. Jubiläum ist ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm geplant.
Auch der 25. Jahrestag der Deutschen Einheit wird für die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ das ganze Jahr über das bestimmende Thema sein unter dem mehrere Veranstaltungen stehen, die den Bogen von der Friedlichen Revolution bis zur Deutschen Einheit spannen und sich mit deren Folgen auseinander setzen.
Die „Runde Ecke“ ist somit ein zentraler Geschichtsort, der auch direkt mit dem Stadtjubiläum in Beziehung steht, denn genau an dieser Stelle stand die erste deutsche Burg „urbe libzi“ in der Bischof Eid im Jahr 1015 verstorben ist und die zu besagter Ersterwähnung Leipzigs führte.