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Dienstag, den 21. Mai 2002

Sport in der DDR - (Körper)Erziehung im Dienste der SED

Kategorie: Pressemitteilung
Von: Bürgerkomitee Leipzig e.V.

”Die Kehrseite der Medaille”

Ausstellung und Veranstaltungen in der ”Runden Ecke”

 

Sport in der DDR. Glanzvolle Turnfeste, ein breites Angebot im Freizeitsport, zahlreiche Olympiasiege - das war die Schauseite der Medaille. Die Kehrseite: ideologische Überfrachtung, Militarisierung, staatliche Dopingprogramme. Sport sollten die Bürger in der DDR nicht nur im Dienst ihrer eigenen Gesundheit, sondern immer auch im Dienst der SED treiben: Wenn Kinder sich im Schulsport auf ihre Aufgaben bei der Landesverteidigung vorbereiteten, wenn auf der Osttribüne des Leipziger Zentralstadions die Losung ”Dank dir Partei” erschien oder wenn Tausende MfS-Mitarbeiter zur Absicherung der Turn- und Sportfeste abrückten, dann ging es vor allem um zwei Dinge: Ein ganzesVolk in ständiger Wehrbereitschaft zu halten und durch sportliche Höchstleistungen die Überlegenheit des sozialistischen Systems zu demonstrieren.

Die Werkausstellung ”Die Kehrseite der Medaille. Sport in der DDR-(Körper)Erziehung im Dienste der SED” des Bürgerkomitee Leipzig e.V. setzt sich kritisch mit der Bedeutung des Sports in der DDR als einem Instrument zur Durchsetzung der Diktatur auseinander. Sie dokumentiert, wie die SED den Massen- und Leistungssport in staatlich gelenkte Strukturen presste, um ihn in ihrem Sinne zu nutzen. Sie zeigt, welche politische Rolle der Sport spielte und welche Ziele die SED mit seiner Förderung verband. Die Exposition versteht sich daher als eine notwendige Ergänzung zur ”Sport:Schau”-Ausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums, die einen allgemeinen Überblick über die Geschichte der Turnfeste gibt.

Ausstellungseröffnung mit Vortrag heute abend

Eröffnet wird die Exposition, die seit Sonnabend in der Gedenkstätte Museum in der ”Runden Ecke” zu sehen ist, heute im Anschluss an einen Veranstaltungsabend. 18.30 Uhr wird im ehemaligen Kinosaal des MfS in der ”Runden Ecke” der Film ”Kinder, Kader, Kommandeure” zu sehen sein. Er thematisiert die Militarisierung der Jugendorganisationen im Spiegel von Schulungs- und Propagandafilmen aus 40 Jahren DDR. Ab 20.00 Uhr stellt Grit Hartmann unter dem Titel ”Die Staatssicherheit turnt mit. Die Sportfeste 1956 und 1987 in Leipzig” erstmals die Ergebnisse ihrer Recherchen zur Überwachung der Turnfeste durch das MfS vor. Diese sind in großem Umfang auch in die Ausstellung eingeflossen, die anschließend gegen 22.00 Uhr bei einem kleinen Sektempfang in den Räumen der Gedenkstätte Museum in der ”Runden Ecke” eröffnet wird. Eingeladen sind dazu alle Interessierten.

Die Veranstaltungsreihe der Gedenkstätte wird am morgigen Mittwoch fortgesetzt. 18.30 Uhr stellt Ingolf Pleil sein Buch ”Mielke, Macht und Meisterschaft. Die Bearbeitung der Sportgemeinschaft Dynamo Dresden durch das MfS 1978 bis 1989” vor. Am Freitag beginnt 18.00 Uhr die Podiumsdiskussion ”Zu Höchstleistungen mit allen Mitteln. Die Kinder- und Jugendsportschulen (KJS) in der DDR”. Dabei kommen sowohl ehemalige Schüler und Lehrer der KJS als auch Wissenschaftler, die sich kritisch mit der Bedeutung der Kaderschmieden des DDR-Sports auseinandergesetzt haben, zu Wort.