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Freitag, den 17. Mai 2019

Museumstag am 19. Mai 2019: „Museen – Zukunft lebendiger Tradition“ Filme mit Peter Wensierski, Führungen mit Zeitzeugen und Rundgänge über das Areal der früheren Stasi-Bezirksverwaltung

Kategorie: Pressemitteilung

„Museen – Zukunft lebendiger Tradition“ lautet das Motto des nunmehr 42. Internationalen Museumstages. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ beteiligt sich am Sonntag, den 19. Mai 2019, ebenfalls daran und bietet mit ihrem Geländerundgang „Stasi intern“ ungewöhnliche Wege durch die ehemalige Leipziger Stasi-Zentrale, einen Stadtrundgang auf den Spuren der Friedlichen Revolution in Leipzig sowie eine kombinierte Zeitzeugenführung durch beide Ausstellungen der Gedenkstätte. Weiter zeigt Regisseur und Autor Peter Wensierski im ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Filme über Tabu-Themen in der DDR sowie Journalismus zur Zeit der Mauer und heute.

Für viele Menschen sind Museen Orte des Erinnerns, des Lernens oder des Nachdenkens. Museen, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen, müssen sich jedoch auch des oft gehörten Vorurteils erwehren, verstaubt und in der Vergangenheit verhaftet zu sein. So hören wir als Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ gerade in den letzten Jahren immer wieder, wir hätten die Friedliche Revolution und die Erinnerung an die SED-Diktatur im Museums quasi konserviert, statt uns den aktuellen Problemen zu öffnen. Immer dann aber, wenn wir in den aktuellen gesellschaftlichen Debatten historische Erfahrungen bemühen oder die heutigen Entwicklungen mit früheren in Beziehung zueinander oder gar gleichsetzen wollen, sind gesicherte Fakten und Wissen zu den historischen Ereignissen für eine ehrliche Auseinandersetzung unabdingbar.

Museen und Gedenkstätten an authentischen Orten bieten mit ihren musealen Sammlungen von Zeitzeugnissen, den Ausstellungen und Veranstaltungen sowie vor allem mit den historisch erhaltenen Räumlichkeiten und Gebäuden einen geradezu idealen Rahmen, um sich der Ereignisse der Vergangenheit zu vergewissern und auf dieser Basis Schlussfolgerungen für Gegenwart und Zukunft zu ziehen.

Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, die sich mit der Geschichte von 45 Jahren kommunistischer Diktatur in der SBZ und DDR sowie der Überwindung dieser Diktatur durch die Friedliche Revolution von 1989 befasst, hat auch am Internationalen Museumstag im Sinne des Mottos „Museen – Zukunft lebendiger Tradition“ eine Reihe von Angeboten organisiert. Im Zentrum steht die mögliche vom Leipziger Stadtrat beschlossene Entwicklung des Areals der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung zu einem „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“. Ausgehend von den drei an diesem Ort virulenten Themen „Repression in der SED-Diktatur – Friedliche Revolution gegen die SED-Diktatur – Aufarbeitung der SED-Diktatur“ kann sich hier ein wichtiger Ort der Selbstvergewisserung der Bedeutung von Freiheit und Bürgerrechte in Gegenwart und Zukunft entwickeln. Dies setzt aber voraus, dass die noch erhaltenen historischen Gebäude und Sachzeugnisse als Ausgangspunkt und Rahmenbedingung in angemessener Form erhalten bleiben, um die Erinnerung auch in der Zukunft emotional erlebbar zu halten und künftig als Basis der Auseinandersetzung mit Geschichte und deren Vermittlung in die Zukunft dienen kann.

Rundgänge über das Areal der ehemaligen Leipziger Stasi-Zentrale am Matthäikirchhof

Am Sonntag, den 19. Mai 2019, können Besucher wieder hinter die Kulissen der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ blicken und durch die Räume im Altbau Dittrichring 24 sowie im Saalbau Goerdelerring 20 gehen, die ebenfalls zur ehemaligen Leipziger Stasi-Bezirksverwaltung gehören. Die besonderen Rundgänge unter dem Motto „Stasi intern. Vom Keller zum Boden und anderen Orten des (un)heimlichen Gebäudekomplexes“ finden um 11.00 Uhr, 12.30 Uhr und 14.30 Uhr statt.

Auf dem Areal der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit in Leipzig gibt es schließlich neben den Büros der Stasi-Offiziere, in denen die Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ gezeigt wird, und dem Saalbau mit der stasi-eigenen Kegelbahn oder dem Kinosaal, in dem die Ausstellung „Die Friedliche Revolution in Leipzig“ zu sehen ist, noch wesentlich mehr original erhaltene Räumlichkeiten. Im Stasi-Neubau, der Mitte der 1980er Jahre errichtet wurde, befinden sich beispielsweise im zweiten Keller verbunkerte Schutzräume für den Ernstfall. Original erhalten sind auch das Büro des Leipziger Stasi-Chefs, der Wartebereich der Stasi-eigenen Poliklinik oder der Paternoster-Aufzug. Auch Überbleibsel der einstigen Aktenvernichtung können noch entdeckt werden.

Neue Wege auch durch Leipzig und seine Geschichte

Um 11.00 Uhr findet der Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ statt, bei dem die Teilnehmer zusätzlich zur „Runden Ecke“ auch die anderen Schauplätze der Ereignisse des Herbstes 1989 kennen lernen. Der Rundgang beginnt am Nikolaikirchhof, wo schon im Frühjahr ’89 der Ruf nach Freiheit laut wurde. Von dort führt er über den Augustusplatz zu markanten Punkten der Leipziger Innenstadt, an denen die historische Entwicklung des Jahres 1989 aufgezeigt wird. Die Besucher durch- und erlaufen sich damit die Chronik des Herbstes ’89 und erleben wie sich Leipzig seitdem entwickelt hat. Treffpunkt ist das Hauptportal an der Nikolaikirche.

Um 15.00 Uhr lädt die Gedenkstätte zu einer besonderen Zeitzeugenführung unter dem Motto „Von den Stasi-Repressionen zur Deutschen Einheit“ ein. Die Besucher erhalten einen Überblick über die Funktion und Arbeitsweise der Staatssicherheit, wie die Telefon- und Postüberwachung sowie die Tätigkeit Inoffizieller Mitarbeiter, und können sich über die Entwicklungen im Vorfeld der Friedlichen Revolution, die Montagsdemonstrationen und den demokratischen Neubeginn informieren. Der Zeitzeuge ergänzt die historische Ereignisse und Entwicklungen durch persönliche Erfahrungen und Erlebnisse an die jüngere deutsche Vergangenheit in Leipzig.

Filme über Tabu-Themen in der DDR und Journalismus zur Zeit der Mauer und heute

Im ehemaligen Stasi-Kinosaal zeigt der Journalist und Filmmacher Peter Wensierski, der unter anderem für das ARD-Politmagazin „Kontraste berichtet hatte“, außerdem von 11.00 Uhr bis 15.30 Uhr Filme über Tabu-Themen in der DDR und Journalismus zur Zeit der Mauer und heute sowie teils unveröffentlichte Aufnahmen aus seinem Privatarchiv. Von 11.00 bis 11.30 Uhr präsentiert er Filme über die Banalität und Skurrilität staatlicher Macht, wie etwa bei den theatergleichen Inszenierungen zur Leipziger Messe in den 1980er Jahren oder beim seltenen Einblick in Margot und Erich Honeckers intimes Heimkino. Danach thematisiert Wensierski von 11.30 bis 13.00 Uhr mit seltenen Aufnahmen von Debatten des Neuen Forums Leipzig das Ringen und Scheitern der Opposition vor und nach dem Fall der Mauer. Die Beiträge von 13.00 bis 13.45 Uhr über dreckige Geschäfte im wilden Jahr der Anarchie 1990 zeigen, wie Giftmüll aus dem Westen für die LPG-Äcker im Osten verwendet worden sind und wie skrupellose Geschäftemacher zusammenwuchsen. Abschließend zeigt Wensierski von 13.45 bis 15.30 Uhr überraschendes Filmmaterial über den Zerfall der Mauer als Stein gewordener Ausdruck der Abgrenzung der DDR-Gesellschaft und wie damit ein autoritäres Machtmonstrum von Künstlern in Frage gestellt wurde.

Die Pressemitteilung als PDF-Datei.