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Mittwoch, den 04. Juli 2012

Europäisches Kulturerbesiegel im Museum im Stasi-Bunker in Machern eingeweiht

Kategorie: Pressemitteilung

Landrat des Leipziger Landes Dr. Gerhard Gey, Macherner Bürgermeister Frank Lange der LStU Sachsen Lutz Rathenow würdigen eine Stätte des „Eisernen Vorhangs“

Nach der feierlichen Einweihung im März im Museum in der „Runden Ecke“ bekam heute das Museum im Stasi-Bunker als Teil der Gedenkstätte das Kulturerbesiegel verliehen. Der Landrat des Leipziger Landes Dr. Gerhard Gey, der Macherner Bürgermeister Frank Lange und der Sächsische Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen Lutz Rathenow enthüllten gemeinsam mit dem Leiter der Gedenkstätte Tobias Hollitzer die blau emaillierte Plakette am Macherner Museum.

Die ehemalige Ausweichführungsstelle des Leipziger Stasi-Chefs wurde im Dezember 1989 entdeckt und gehört seit 1996 offiziell zur Gedenkstätte. Seine Hochachtung vor der bisherigen Arbeit des Bürgerkomitees drückte der Bürgermeister der Gemeinde Machern Frank Lange aus und lobte die Macherner Bürger, die die Ersten waren, die „sich in die Höhle des Löwen wagten und sich dort informierten.“ Wie wichtig es sei, die Erinnerung an die SED-Diktatur wach zu halten, damit „das nie wieder passiert“, betonte der Landrat des Leipziger Landes Dr. Gerhard Gey und lobte das Engagement des Bürgerkomitees. Er hoffe, dass das Museum besonders für junge Leute eine wichtige Stätte der Auseinandersetzung mit Geschichte bleibe, so Gey.

Der Sächsische Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen Lutz Rathenow bemerkte den Reiz dieses „durchgruselten Ortes“, dessen Krisenplanung letztlich nie historische Wirklichkeit wurde, sondern glücklicherweise Theorie blieb. Ein Kriegsfall sei schließlich nie eingetreten. Aber der Aspekt der DDR als „Möglichkeitsdiktatur“ werde verdeutlicht. Nutzen könne man das Museum im Stasi-Bunker dafür umso besser für eine geschichtliche Vergewisserungsarbeit, die den Sinn für Demokratie festige, bekräftigte Rathenow.

Die Auszeichnung sei Ehrung und Verpflichtung zugleich, betonte der Leiter der Gedenkstätte Museum in „Runden Ecke“. „Ich wünsche mir, dass die Chance, die in dieser Auszeichnung liegt, sowohl im Landkreis als auch innerhalb der Gemeinde Machern, die das Museum im Stasi-Bunker beide unterstützen, wahrgenommen wird,“ so Hollitzer weiter. Ein weiterer ebenso wichtiger Punkt sei die Vernetzung der insgesamt 12 ausgezeichneten Stätten des „Eisernen Vorhangs“, um die Werte von Freiheit und Demokratie angesichts der tragischen Erfahrung von Mauer und Stacheldraht zu stärken. Im Netzwerk „Eiserner Vorhang“ ist Leipzig der einzige der ausgewählten Orte, der nicht an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze liegt. Hier manifestieren sich gleichermaßen die kommunistische Diktatur und deren friedliche Überwindung.

Mit dem Siegel erinnert die Europäische Union an wichtige Stätten europäischer Geschichte und Identitäten. Seit Januar 2011 beteiligt sich Deutschland mit den „Stätten der Reformation“ unter der Ägide der Stiftungen „Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt“ und dem „Eisernen Vorhang“ unter Leitung der Stiftung Berliner Mauer. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker begrüßt es sehr, zusammen mit der Nikolaikirche und dem Leipziger Innenstadtring als eine authentische Stätte des „Eisernen Vorhangs“ in das Kulturerbe aufgenommen worden zu sein.

Museum im Stasi-Bunker erhält das Europäische Kulturerbesiegel als Teil der Gedenkstätten-kombination mit dem Museum in der „Runden Ecke“ in Leipzig

Das Museum im Stasi-Bunker ist heute die einzige erhaltene Ausweichführungsstelle der Stasi mit fast vollständig erhaltener Originaleinrichtung und befindet sich in Trägerschaft des Bürgerkomitee Leipzig e.V. Der gemeinnützige Verein betreibt mit den Einrichtungen in Leipzig – der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ - und in Machern – dem Museum im Stasi-Bunker - eine bundesweit einmalige Gedenkstättenkombination aus ehemaliger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit und der dazugehörigen Ausweichführungsstelle.

Das Museum im Stasi-Bunker ist der einzige Bunker auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, der als Fachmuseum die militärische Tätigkeit des MfS dokumentiert und diese bewusst in die Darstellung der sonstigen Arbeit der Staatssicherheit integriert. Die Leipziger Ausweichführungsstelle steht dabei exemplarisch für alle Anlagen gleichen Status´ in den Bezirken der DDR, die entweder gar nicht mehr erhalten bzw. zumindest nicht zu besichtigen sind. In dem Museum in Machern wird besonders der militärische Aspekt des „Eisernen Vorhangs“ deutlich. Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. betrachtet es als seine vordergründige Aufgabe, die authentischen Orte in Leipzig und Machern für die Zukunft zu erhalten, für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und sie als Stätten der Mahnung, des Gedenkens und der Erinnerung, aber auch der politischen Bildung zu etablieren.

Bereits bei der Verleihung des europäischen Kulturerbesiegels an die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ in Leipzig konstatierte die Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Sabine von Schorlemer, dass es in Zukunft mit derlei Initiativen wichtig sei, besonders der jungen Generation die Ereignisse des Herbstes ´89 näher zu bringen und die Erinnerung daran wach zu halten. Mit der Würdigung der einmaligen Gedenkstättenkombination aus ehemaliger Friedens- und Kriegsbezirksverwaltung wird so auch im europäischen Kontext deutlich gemacht, dass die Demokratisierung und der Kampf für Freiheit eine zentrale Voraussetzung für den friedlichen Fall der Mauer und die Deutsche Einheit waren.

Sonderöffnung des Museums im Stasi-Bunker am Samstag, den 7. Juli 2012 anlässlich des Museumsfestes in Machern

Das mit dem Kulturerbesiegel gewürdigte Museum im Stasi-Bunker kann zusätzlich zu den regulären Öffnungszeiten am Samstag, den 7. Juli 2012 von 13.00 bis 16.00 Uhr besichtigt werden. Im Rahmen des alljährlich stattfindenden Vereinfestes der Gemeinde Machern öffnet die unterirdische Ausstellung und bietet öffentliche Führungen an. Auf dem Vereinsfest des Ortes, das in diesem Jahr auf dem Gelände der Grundschule in Püchau stattfindet, wird sich das Museum mit einem Informationsstand präsentieren und über seine Angebote informieren.

Das Museum im Stasi-Bunker stellt seit über 15 Jahren ein kontinuierlich gut besuchtes Kulturangebot im Leipziger Land dar. Die ehemals streng geheim gehaltene Ausweichführungsstelle des Leiters der Bezirksveraltung für Staatssicherheit Leipzig inmitten des Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“ ist seit 1996 regelmäßig jedes letzte Wochenende im Monat, von 13.00 bis 16.00 Uhr, für Besucher geöffnet. Darüber hinaus können Gruppen Führungen außerhalb der regulären Öffnungszeiten buchen. Die Eintrittspreise belaufen sich auf 3,00 Euro bzw. 2,00 Euro für Ermäßigungsberechtigte.

Zu sehen sind das 5,2 Hektar große denkmalgeschützte Gesamtgelände mit allen erhaltenen Bauten und Anlagen, sowie das 1.500 Quadratmeter umfassende Bunkerinnere mit fast vollständig original erhaltener Einrichtung, das im Rahmen von Führungen besichtigt werden kann. Neben den Informationen zur Baugeschichte sowie interessanten Details zur Versorgungs- und Nachrichtentechnik erfährt der Besucher welche umfangreichen Tätigkeiten die Staatssicherheit für den Ernstfall plante, die bis zur Errichtung von Isolierungslagern für Regimegegner reichten.

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