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<h1 style="margin: 0cm 0cm 0pt;">NEWSLETTER FEBRUAR 2004</h1>

 

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

 

Im Dezember 1989 besetzten mutige Menschen überall in der DDR die Bezirksverwaltungen für Staatssicherheit. Schnell organisierten sich die Besetzer zu Bürgerkomitees. Diese stoppten die Aktenvernichtung und übernahmen die Verantwortung für die Auflösung des MfS.

 

2004 jährt sich die Besetzung der Stasi-Zentralen zum 15. Mal. Aus diesem Anlass bereitet das Bürgerkomitee zusammen mit den Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen von Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen eine Fachtagung vor. Sie wird vom 3 bis 5. Dezember 2004 in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ in Leipzig stattfinden.

 

Die Veranstalter rufen Akteure der MfS-Auflösung und Historiker auf, sich an der Tagung zu beteiligen. Unter Punkt 3 des heutigen Newsletters finden Sie ein Call for papers mit Hinweisen zu Inhalt und geplantem Ablauf der Veranstaltung. Sollten Sie Interesse haben, freuen wir uns über Ihre Themenvorschläge. Bitte reichen Sie den Aufruf auch an möglichst viele Ihrer Bekannten weiter.

 

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen des Newsletters.

 

Ihr Bürgerkomitee Leipzig

 

 

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INHALT

Wie laden ein

Call for papers

Rückblick

Neues auf dem Gebiet der Aufarbeitung

Aus der Arbeit der Gedenkstätte

 

 

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Wir laden ein

 

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25. – 27. MÄRZ 2004

„SEHNSUCHT NACH DER DIKTATUR? DIE GESELLSCHAFTLICHE ERINNERUNG NACH DER OSTALGIE-WELLE“ anlässlich „Leipzig liest“

Eine wahre Flut von Ostalgie-Shows überschwemmte in den vergangenen Monaten die Zuschauer auf praktisch allen deutschen Fernsehkanälen. Die Sendungen sollten den Alltag in der DDR darstellen, hieß es aus den zuständigen Redaktionen. Was schließlich über die Bildschirme lief, war jedoch weit davon entfernt, das tatsächliche Leben im untergegangenen SED-Staat einzufangen: Die DDR wurde auf Trabi, Ampelmännchen und Spreewaldgurken reduziert – vom diktatorischen Alltag fast keine Rede. Kaum reflektiert wurde beispielsweise der Alltag derer, die eine eigene Meinung hatten und ausgeschlossen wurden von Abitur und Studium, von der freien Entfaltung ihrer Persönlichkeit oder gar jahrelang in politischer Haft saßen. Stattdessen wurde der untergegangene Staat zum reinen Kuriositätenkabinett, die Gefahren der Diktatur blieben ausgeblendet.

 

Flankiert wird diese Entwicklung inzwischen von einem Trend zur Verklärung der DDR in fast allen Bereichen des Alltags: Trainingsanzüge des Armeesportvereins ASV, FDJ-Blusen und sonstige Kleidungsstücke mit DDR-Emblemen sind groß in Mode; einstige Pionier- und Kampfgruppenlieder werden neu aufgenommen und auf CD gepresst. Fast scheint es, als sei die DDR heute für eine ganze Generation – die der Nachgeborenen – „hip“. Was es bedeutet, in einer Diktatur zu leben, wissen die Jugendlichen kaum, und werden in Schule und Elternhaus offenbar auch nur mäßig darüber aufgeklärt.

 

Fast zeitgleich mit dem Beginn der Ostalgie-Welle im Fernsehen kam eine Vielzahl von Büchern auf den Markt, in denen die meist noch jungen Autorinnen und Autoren die Erinnerung an ihre Kindheit und Jugend in der DDR verarbeiten. Dieser literarische Trend ist bis heute ungebrochen – noch immer gibt es regelmäßig Neuerscheinungen zum Thema. Dabei zeichnen die Schriftsteller zum Teil recht gegensätzliche Bilder vom SED-Staat und dem Leben in ihm. Das Bürgerkomitee lädt ausgewählte Autoren dazu ein, mit dem Leipziger Publikum über ihre Bücher und vor allem ihre persönliche Sicht auf die DDR und den Umgang mit deren Erbe zu diskutieren. Höhepunkt der Reihe wird die Podiumsdiskussion „Sehnsucht nach der Diktatur?“ am Sonnabend, dem 27.03.2004, 19.00 Uhr sein. Gesprächspartner sind unter anderem der Bundestagsabgeordnete Günter Nooke, die Autorin Erika Riemann und der stellvertretende Chefredakteur der Zeitschrift „Super Illu“, Thomas Pfundtner.

 

Über das genaue Programm informieren wir Sie in unserem nächsten Newsletter.

 

 

 

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RÜCKBLICK

 

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NOVEMBER 2003 – JANUAR 2004

SONDERAUSSTELLUNG „DAS WARSCHAUER GHETTO“

Das Warschauer Ghetto ist eines der Hauptsymbole des Holocaust. In einem Warschauer Stadtviertel hatte die deutsche Besatzungsmacht während des Zweiten Weltkrieges mehr als eine Million Juden zwangsweise angesiedelt und eingeschlossen. Viele starben aufgrund der unmenschlichen Lebensbedingungen oder wurden planmäßig erschossen. Im Jahr 1943 erhoben sich die Ghetto-Bewohner gegen die Nazis, der Aufstand wurde jedoch blutig niedergeschlagen.

 

Erstmals war eine Ausstellung über das Warschauer Ghetto in den vergangenen Wochen in Deutschland zu sehen. Sie zeichnete die Geschichte des Ghettos nach, listete erschreckende Zahlen auf – von der täglichen Essensration bis zur Zahl der Toten – und erzählte von einem Alltag in ärmlichen Verhältnissen und ständiger Angst. Von November 2003 bis Januar 2004 besuchten mehr als 2.000 Menschen die Ausstellung, darunter zahlreiche Schulklassen. Konzipiert wurde sie vom Jüdischen Historischen Institut in Warschau. Das Polnische Institut Leipzig, die jüdisch-christliche Arbeitsgemeinschaft und das Bürgerkomitee präsentieren in der „Runden Ecke“, im ehemaligen Stasi-Kinosaal.

 

Im Januar begleiteten zahlreiche Filme, Vorträge und Führungen die Ausstellung. Dabei war Erzählungen von persönlichen Schicksalen ehemaliger Ghetto-Bewohner ebenso Raum gegeben wie Analysen zu wissenschaftlichen Fragen der NS-Forschung. So referierte der Berliner Publizist Konrad Weiß über Antisemitismus und Israelfeindschaft in der DDR, während der Leipziger Publizist Siegfried Hollitzer das Leben des Janusz Korczak nachzeichnete. Die Ausstellung schloss am 31.01. mit einer Finissage, während der Dr. Andrzej Zbikowski vom Institut für Nationales Gedächtnis zum Thema „Der Holocaust in der Polnischen Erinnerungskultur“ referierte.

 

 

 

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CALL FOR PAPERS

 

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3. – 5. DEZEMBER 2004

DIE AUFLÖSUNG DER STAATSSICHERHEIT 1989/90 – EIN ZENTRALES EREIGNIS DER FRIEDLICHEN REVOLUTION

 

Eine Tagung des Bürgerkomitee Leipzig e.V. und der Konferenz der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen

in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Leipzig

 

<h4 style="margin: 0cm 0cm 0pt;">DER HISTORISCHE KONTEXT</h4>

Im Dezember 1989 besetzen überall in der DDR mutige Bürger die Bezirksverwaltungen für Staatssicherheit und legten so die Arbeit des gefürchteten Repressionsapparates lahm. Die Entmachtung des MfS war – nach dem Fall der Mauer in Berlin, der Öffnung der Grenzen, der Konstituierung der ersten „Runden Tische“ – ein weiterer Höhepunkt der Friedlichen Revolution. Auch dieser letzte große Schlag gegen das SED-Regime blieb gewaltlos und unblutig.

 

Nach den ersten noch ziellosen Rundgängen durch die MfS-Zentralen begannen die Besetzer schnell, sich zu organisieren und Strategien für die Auflösung der Staatssicherheit zu entwickeln. Überall in den Bezirksstädten gründeten sie Bürgerkomitees, häufig noch in der unmittelbar auf die Besetzung folgenden Nacht. In einer Zeit, in der die staatlichen Strukturen der DDR praktisch aufgelöst waren, schufen engagierte Bürger eigenständig ein weitgehend funktionierendes System: Sie organisierten die Abwicklung des MfS, waren Sachwalter der Akten und Vermittler zwischen Öffentlichkeit und Staatssicherheit. Die Gruppen in den einzelnen Bezirksstädten waren zwar teilweise miteinander vernetzt, vertraten aber – vor allem in der Frage des weiteren Umgangs mit den Stasi-Akten – durchaus kontroverse Meinungen.

 

Ein Großteil der Bezirks-Bürgerkomitees arbeitete bis 1991. Bis dahin war die Auslösung des Ministeriums für Staatssicherheit weitgehend bewältigt. Die Verantwortung für die Stasi-Akten ging am Beginn des Jahres 1992 an eine eigens geschaffene Bundesbehörde mit dem Sonderbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Joachim Gauck, an der Spitze über. Gleichzeitig trat das Stasi-Unterlagen-Gesetz in Kraft, ein im deutschen Archivrecht einmalige Sonderregelung speziell für den Umgang mit den MfS-Dokumenten. Einige der Bürgerkomitees hatten das Gesetz mit auf den Weg gebracht.

 

Nach diesem Einschnitt betrachteten viele Bürgerkomitees ihre Aufgabe als bewältigt und lösten sich auf. Nur wenige Bürgerkomitees haben ihre Arbeit bis heute fortgesetzt. In der Regel haben sie als Träger von Dokumentationszentren, Archiven oder Museen einen öffentlichen Auftrag zur politischen Bildung und zur Erinnerung an die SED-Diktatur im wiedervereinigten Deutschland.

 

<h4 style="margin: 0cm 0cm 0pt;">TAGUNGSINHALTE</h4>

Die Tagung ist als Fachtagung angelegt, die einerseits der historischen Forschung, andererseits den Protagonisten der Auflösung ein Diskussionspodium bieten soll. 15 Jahre nach der Friedlichen Revolution, der Besetzung der MfS-Zentralen und der Gründung der Bürgerkomitees ist es an der Zeit für eine Bestandsaufnahme, die Forschungslücken schließt, aber auch Anregung für neue wissenschaftliche Vorhaben geben soll. Nicht zuletzt geht es auch um eine Selbstvergewisserung der demokratischen Leistungen, die die Menschen in den neuen Bundesländern in den zurückliegenden Jahren erbracht haben. – als bewusster Gegenpol zu Ostalgie und Verharmlosungstendenzen.

 

Die Ergebnisse sollen zeitnah in einem Tagungsband veröffentlicht werden. In diesem können gegebenenfalls auch Themenkomplexe abgehandelt werden, über die aus Zeitgründen während der Veranstaltung nicht debattiert werden konnte.

 

Betrachtungsgegenstand wird die Auflösung des MfS als ein integraler Bestandteil der Friedlichen Revolution sein, der ein wichtiger Ausgangspunkt für die folgende demokratische Entwicklung war. Daher stehen die Akteure der Jahre 1989 und 1990 (Bürgerkomitees, Runde Tische, Parlamente) im Zentrum der Betrachtung. Die Vertreter des alten Systems (MfS/AfNS, Staatliches Komitee, SED/PDS) werden als deren Widerparts untersucht.

 

Angestrebt ist ein Vergleich zwischen der Entwicklung in den einzelnen Bezirken, die zum Teil sehr unterschiedlich verliefen, sich aber auch gegenseitig beeinflussten und bedingten. Dies gilt ebenso für die Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin, die wegen der erst späten Besetzung Mitte Januar 1990 begann. Zu den Prozessen auf regionaler Ebene differiert der Forschungsstand momentan noch erheblich. Bestehende Forschungsdesiderate sollen im Rahmen der Veranstaltung geschlossen werden, sodass in einem zweiten Tagungsteil auf der Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse spezielle Aspekte des Auflösungsprozesses aus der Gesamtsicht untersucht werden können.

 

Die Referenten erhalten für ihre Vorträge ein Frageraster, damit vergleichbare Ergebnisse erzielt werden können. In Vorbereitung der Tagung sollen mindestens zwei Kolloquien stattfinden, in denen die Referenten ihre aktuellen Forschungsergebnisse vorstellen und abstimmen sowie noch bestehende lokale Forschungsdesiderate erkennen können.

 

<h4 style="margin: 0cm 0cm 0pt;">CALL FOR PAPERS</h4>

Wir erbitten Referatangebote, die sich auf die geschilderten Fragestellungen zur Auflösung der Staatssicherheit beziehen. Bitte senden Sie uns bis zum 21.03.2004 eine Kurzbeschreibung des geplanten Beitrags (ca. 500 Wörter) per Post, per Fax oder per E-Mail.

 

Kontakt:

 

Bürgerkomitee Leipzig e.V.

PF 10 03 45

D-04003 Leipzig

 

Tel.: 0341/9612443

Fax: 0341/9612499

E-Mail: mail@runde-ecke-leipzig.de

 

 

 

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NEUES AUF DEM GEBIET DER AUFARBEITUNG

 

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Fünf Institutionen, die an die Opfer der NS-Diktatur erinnern, haben in den vergangenen Tagen ihre Mitarbeit im Beirat der Stiftung Sächsische Gedenkstätten aufgekündigt. Es handelt sich dabei um den Zentralrat der Juden, die Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V., die Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes, den Zentralrat Deutscher Sinti und Roma e.V. und die Gedenkstätte Dr.-Margarete-Blank-Haus Panitzsch e.V. Als Grund gaben die Vereinigungen die vermeintliche Gleichsetzung von NS- und SED-Diktatur durch die Arbeit der Stiftung an.

 

Das Bürgerkomitee, das selbst im Beirat der Stiftung Sächsische Gedenkstätten vertreten ist, war vom Austritt des Zentralrats der Juden, dem sich dann weitere Vereine anschlossen, sehr überrascht. Zwar besteht der Konflikt zwischen Verbänden zur Erinnerung an die Opfer des NS-Regimes einerseits und der SED-Diktatur andererseits in Sachsen – und übrigens nicht nur hier – seit Jahren. Jedoch schien eine Lösung nach den konstruktiven Diskussionen der vergangenen Wochen im Beirat zum Greifen nahe.

 

Die in der öffentlichen Diskussion immer wieder vorgebrachte Kritik, es komme zu einer Gleichsetzung der Verbrechen unter NS- und SED-Diktatur, können wir aus der Erfahrung der praktischen Arbeit heraus nicht nachvollziehen. Im Gegenteil beschäftigt sich ein überwiegender Teil der Einrichtungen, die von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten getragen oder finanziert werden, auch oder ausschließlich mit der NS-Geschichte. Das Bürgerkomitee beispielsweise, dessen Arbeitsschwerpunkt eindeutig auf der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit liegt, hat kürzlich in seinen Räumen gemeinsam mit dem Polnischen Institut und der Jüdisch-christlichen Arbeitsgemeinschaft Leipzig die Ausstellung „Das Warschauer Ghetto“ präsentiert.

 

Im übrigen kann die Stiftung nur authentische Orte als Gedenkstätten betreiben, die in Sachsen auch tatsächlich existieren. Selbst wenn im Freistaat die Orte ehemaliger Machtausübung der SED-Diktatur zahlreicher sind als die Stätten des NS-Terrors, schafft dies keinesfalls ein Ungleichgewicht in der gesamtdeutschen Erinnerungslandschaft. Der Stiftung Sächsische Gedenkstätten ging es nie um eine platte Gleichmacherei der beiden deutschen Diktaturen. Dasselbe gilt auch für SED-Opferverbände, die keinesfalls einen besonderen Status für sich beanspruchen sondern lediglich eine angemessene politische und auch finanzielle Anerkennung als Betroffene eines totalitären Regimes.

 

In Reaktion auf die Kritik hat die Arbeitsgemeinschaft Gedenkstätten zur Diktatur in SBZ und DDR alle Beteiligten zu einer sachlichen Diskussion über die Zukunft der Erinnerungskultur aufgerufen. „Für den antitotalitären Konsens in der Gesellschaft ist es unabdingbar, sich mit beiden deutschen Diktaturen auseinanderzusetzen und sie in ihren historischen wie internationalen Kontext einzuordnen. Wir halten es für selbstverständlich, dass diese dabei nicht gleichgesetzt werden. Jedem Versuch, den Holocaust und die monströsen NS-Verbrechen in ihrer historischen Einzigartigkeit zu verharmlosen, werden wir entschieden entgegentreten. Gleiches gilt auch für Bestrebungen, die Verbrechen und das Unrecht der kommunistischen Diktatur in Deutschland mit Hinweis auf den Nationalsozialismus zu bagatellisieren,“ heißt es in einer entsprechenden Presseerklärung vom 30.01.2004.

 

Ebenfalls am 30.01.2004 wandten sich das Bürgerkomitee, das Archiv Bürgerbewegung und die Umweltbibliothek Großhennersdorf mit einem offenen Brief an den Vizevorsitzenden des Zentralrats der Juden, Dr. Salomon Korn. Die drei freien Träger von Gedenkstätten und Archiven zur Diktatur in SBZ und DDR appellieren darin, die aufgeworfenen Probleme im Dialog zu lösen und keine Spaltung der Opfergruppen zuzulassen. Weiterhin erklären sie: „Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß die Ergebnisse unserer Arbeit dazu dienen sollen oder könnten, den Holocaust oder die Geschichte des Nationalsozialismus zu verharmlosen. Auch im Sächsischen Gedenkstätten-Stiftungsgesetz können wir eine solche Tendenz nicht feststellen. Lassen Sie uns noch einmal versichern, daß wir NS-Unrecht gegenüber DDR-Unrecht nicht relativieren wollen. Unser Bemühen, die Aufarbeitung der SED-Diktatur in der gesamtdeutschen Erinnerungskultur zu etablieren, ist ausdrücklich nicht mit der Absicht einer Analogisierung und Relativierung von NS-Verbrechen gegenüber denen des Stalinismus und der Staatssicherheit in der DDR verbunden.“

 

Über die weitere Entwicklung der Situation werden wir Sie in den folgenden Newslettern selbstverständlich informieren.

 

 

 

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AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE

 

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68.000 BESUCHER IM VERGANGENEN JAHR

68.000 Menschen waren im vergangenen Jahr in der Gedenkstätte Museum in der „Runde Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker zu Gast. Davon sahen sich mehr als 61.000 in Leipzig die Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ an – fast 10.000 von ihnen nahmen dabei an einer der zahlreichen Führungen teil. Das Museum im Stasi-Bunker Machern, das wieder an jedem letzten Wochenende im Monat geöffnet war, zählte 4.500 Gäste.

 

Die 16 Veranstaltungen des Bürgerkomitees, unter anderem die Buchvorstellungen im Rahmen von „Leipzig liest“, den Tag des offenen Denkmals oder die Podiumsdiskussion am Jahrestag der Stasi-Besetzung, besuchten mehr als 1.000 Menschen. 800 Interessierte kamen in den letzten Wochen des vergangenen Jahres in die Sonderausstellung „Das Warschauer Ghetto“, über die Sie oben bereits näheres erfahren haben.

 

 

PEITSCHENLAMPEN

In der „Runden Ecke“ in Leipzig befinden sich heute die einzigen original erhaltenen Arbeitsräume einer Bezirksverwaltung für Staatssicherheit. Gleichzeitig ist auch der Vorplatz der einstigen MfS-Zentrale authentisch geblieben – von der Überwachungskamera bis hin zu den Wachsflecken auf den Fußwegplatten, die vom friedlichen Protest der Demonstranten mit Tausenden Kerzen zeugen. Der gesamte Platz steht unter Denkmalschutz.

 

Um Originale handelt es sich auch bei den vier Peitschenlampen entlag der Gebäudefassade, die aus den 50er Jahren stammen. Diese Laternenmasten sind nach mehr als einem halben Jahrhundert nun stark beschädigt und drohen zu verfallen. Originale achteckige Betonmaste aus DDR-Produktion der 50er Jahre sind heute nicht mehr zu beschaffen. Die einzige Alternative zu einem Austausch gegen andersartige (beispielsweise runde) Maste ist daher eine denkmalgerechte Instandsetzung. Diese ist zeitlich und finanziell aufwändiger, wahrt aber den historischen Charakter des Gesamtensembles vor der „Runden Ecke“.

 

Da die Stadt Leipzig nicht über ausreichend Mittel verfügt, um die Sanierung zu finanzieren, sammelt das Bürgerkomitee nun selbst Gelder für diesen Zweck. Bisher sind bereits 600 Euro zusammengekommen; die gesamte Maßnahme kostet jedoch etwa 3.500 Euro. Wir bitten daher all jene, die zum authentischen Erhalt des Umfelds der „Runden Ecke“ beitragen möchten, um eine Spende auf unser Konto bei der Dresdner Bank Leipzig: Ktnr: 111804304 BLZ: 86080000. Für Ihre Unterstützung danken wir Ihnen schon im Voraus ganz herzlich. Wir würden uns freuen, wenn Sie auch Ihre Freunde und Bekannte auf unser Anliegen aufmerksam machen!

 

 


 



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Die Arbeit des Bürgerkomitees wird gefördert durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien auf der Grundlage eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie durch die Stadt Leipzig und den Kulturraums Leipziger Raum.

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Bürgerkomitee Leipzig e.V.
für die Auflösung der ehemaligen Staatssicherheit (MfS)
Träger der Gedenkstätte
Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker
Dittrichring 24, PSF 10 03 45, D-04003 Leipzig
Tel.: (0341) 9 61 24 43 * Fax: (0341) 9 61 24 99
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