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NEWSLETTER MÄRZ 2004

 

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

 

der Monat März steht Leipzig wie in jedem Jahr im Zeichen der Literatur. In der Zeit vom 25. – 28.03. findet hier die – neben der Herbstmesse in Frankfurt/Main – größte Buchmesse der Bundesrepublik statt. Gleichzeitig stellen überall in der Stadt Autoren Ihre neusten Publikationen vor: in Cafés und Kneipen, in Museen und Ausstellungen, in Vereinsräumen und öffentlichen Gebäuden. „Leipzig liest“ heißt das mehrtätige Lesefest, an dem sich auch die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ wieder mit einem umfangreichen Programm beteiligt. In diesem Jahr steht es unter dem Motto „Aufklären oder Verklären? Erinnerungen an die DDR“. Sieben Veranstaltungen sollen eine kritische Antwort auf die Ostalgiewelle der vergangenen Monate sein und hinterfragen, wie diese das Bild von der DDR im gesellschaftlichen Bewusstsein beeinflusst hat. Das ganze Programm finden Sie im Punkt „Wir laden ein“.

 

Wir freuen uns auf Ihren Besuch während „Leipzig liest“ und wünschen Ihnen zunächst viel Freude beim Lesen des Newsletters.

 

Ihr Bürgerkomitee Leipzig

 

 

 

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INHALT

Wir laden ein

Vorschau

Aus der Arbeit der Gedenkstätte

 

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WIR LADEN EIN

 

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25. – 27. MÄRZ 2004

„AUFKLÄREN ODER VERKLÄREN? ERINNERUNGEN AN DIE DDR“ anlässlich „Leipzig liest“

In den vergangenen Monaten rollte eine Ostalgiewelle über die Bundesrepublik. Was hat sie gebracht, außer einem rosaroten Blick auf die DDR – und was hat sie hinterlassen? Dieser Frage sollen die sieben Veranstaltungen in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ im Rahmen von „Leipzig liest“ nachgehen.

 

Das Programm:

 

 

Donnerstag, 25.03.2004, 18.30 Uhr

Buchvorstellung; Diskussion: Gottfried Hänisch: „Wenn der Morgen einen neuen Tag verspricht“

( Weggeh- und Bleibegeschichten)

18 Autoren erzählen vom Alltagsleben in der DDR, vom Aufbruch in die Bundesrepublik oder bewussten Bleiben und von der Ankunft im geeinigten Deutschland. Gottfried Hänisch hat diese sehr unmittelbaren Lebensberichte zusammengestellt. Bei dem Versuch, Menschen zu gewinnen, ihre Geschichte für sein Buch aufzuschreiben, musste der Herausgeber manche Absage hinnehmen. „Ich werde mich hüten, mich auch noch für mein Leben in der DDR rechtfertigen zu müssen“, war die häufigste Begründung. Andere waren bereit, ihre Erinnerungen aufzuschreiben, damit sie nicht dem Vergessen anheim fallen. Viele Gemeinsamkeiten treten in den geschilderten Biographien zutage, wenngleich jeder einzelne Beitrag die einmalige Geschichte von einem Lebensabschnitt zwischen Hoffen und Bangen erzählt.

 

Es lesen die Autoren Christian Dertinger, Michael Weichert und Marlene Lipski. Ebenfalls anwesend ist der Herausgeber Gottfried Hänisch.

 

 

 

 

 

 

Donnerstag; 25.03.2004, 20.30 Uhr

Buchvorstellung, Diskussion: Katja Oskamp: „Halbschwimmer“

Als einzige Tochter eines hohen NVA-Offiziers und einer Schuldirektorin hätte Tanja die besten Voraussetzungen dazu, ein Musterprodukt der DDR-Gesellschaft zu werden. Aber Tanja hat ganz anderes im Sinn: Tanja sucht die Liebe. Und so nutzt sie jede Gelegenheit, das sozialistische Bilderbuchleben gegen andere, aufregendere Erfahrungen einzutauschen. Zum Beispiel gegen das kuschelige Auf-dem-Sofa-Sitzen mit Onkel Rolf, dem Nachbarn, nach dem sie auch ihren Hamster benennt. Oder gegen die wohlige Stimme von Herrn Oschlies, die ein bisschen nach Roger Whitaker klingt. Oder gegen Benno, der ihr riesige Frischwurstpakete klaut und manchmal auch ein Faxgerät. Ihr größtes Glück allerdings verdankt sie Karl, »dem sanftwütigsten aller Schauspieler, Karl, der sich mit mir auf der Erde kugelt, Karl, der mich in den Schlaf brummt, Karl, in dessen Bärentatzen mein Gesicht passt; dieser Karl ist für Vater und Mutter ein Schlag in die Fresse.« Katja Oskamps Geschichten geben Einblick in eine etwas andere Jugend während der realsozialistischen Spätphase. Sie erzählt davon, wie ein waches Mädchen sich aussetzt, um sich ein bisschen aufgehoben zu fühlen. [aus der Verlagsankündigung]

 

 

Freitag; 26.03.2004, 18.30 Uhr:

Buchvorstellung; Diskussion: Susanne Leinemann: „Aufgewacht. Mauer weg“

9. November 1989: Die Mauer ist weg, und keiner findet den richtigen Ton. Es hätte ja nach „Nation“ klingen können. Da trafen sich die Deutschen aus Ost und West und meinten, voneinander alles schon zu wissen. Schade, denn sie wussten so wenig – von der Lust auf Neues im Westen nach den Jahren des Stillstandes; von Lust auf Leben im Osten nach den Jahren der Lähmung. Wer in den 80ern als junger Mensch Freunde in der DDR besuchte, fuhr hinter den Mond. Und musste sich fast dafür schämen, so erinnert sich Susanne Leinemann. Und dann – 1989 – war plötzlich alles anders, alles möglich. Man wurde aufgeweckt, feierte unschuldig, verlegen – und sie gelang nicht recht, die Einheit, auch nach über zehn Jahren nicht. Warum nicht? Unter dem Schutt ideologischer Vor- und Nachhutgefechte der 80er und 90er Jahre findet Susanne Leinemann einen Teil unserer Geschichte, dem keine Chance gegeben wurde: Dem Glück der Deutschen in ihrer neuen Nation. Sie schreibt ein Buch, das die deutsche Einheit denen zurückgibt, die sie möglich gemacht haben. [aus der Verlagsankündigung]

 

 

Freitag, 26.03.2004, 20.30 Uhr:

Buchpremiere; Diskussion: Anna Funder: „Stasiland“

Zum ersten Mal war die Australierin Anna Funder 1987 in Berlin – wie alle fasziniert von der zweigeteilten Stadt. 1995, nach dem Fall der Mauer, kehrte sie zurück, diesmal nach Ostberlin, fand alte Freunde wieder und hörte neue Geschichten, wie die von Miriam, die als 16-jährige Schülerin in die Fänge der Stasi geriet, der die Flucht über Mauer, Todesstreifen und an Suchhunden vorbei um Haaresbreite misslang und die nach der Entlassung aus der Haft noch kurz vor dem Fall der Mauer nach Westdeutschland abgeschoben wurde. Es sind solche Schicksale – weniger die Stasi selbst – die Anna Funder interessieren. Sie hörte ihnen allen zu: den Widerstandskämpfern und den Opfern, den Kollaborateuren und Agenten, den Verrätern und den Helden, und schrieb ihre Geschichten auf. Sie berichtet auch aus der „Runden Ecke“, der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit. [aus der Verlagsankündigung]

 

In Zusammenarbeit mit der Europäischen Verlagsanstalt

 

 

Sonnabend, 27.03.2004, 14.30 Uhr:

Buchpräsentation; Lesung und Diskussion: Susanne Fritsche: „Die Mauer ist gefallen“

Wer den Mauerfall bewusst erlebt hat, ist heute erwachsen. Kinder und Jugendliche kennen die DDR nur noch vom Hörensagen. Aber was hören sie? Und von wem? Wie authentisch ist, was man ihnen erzählt? Was zum Beispiel denken sie, wenn sie Ostalgie-Shows im Fernsehen sehen? Die Autorin war zehn, als die Mauer fiel. Sie erzählt die Geschichte der DDR von den Anfängen bis zum Ende 1989: von Staat und Gesellschaft, von großen Wirtschaftsplänen und Wahlen, die nicht wirklich welche waren, von Mauerbau und Reisereglungen und den Machenschaften der Staatssicherheit. Und sie erzählt von sich selbst, von den zehn Jahren, in denen die Geschichte der DDR auch ihre Geschichte war: vom Sandmann und von Thälmann-Pionieren, von Mangelware und Westpaket, von Fahnenappellen und der Timurhilfe. So ist ein besonderes Geschichtsbuch für Kinder und Jugendliche entstanden: objektiv und persönlich zugleich und von beeindruckender Anschaulichkeit. [aus der Verlagsankündigung]

 

 

 

 

 

 

Sonnabend, 27.03.2004, 17.00 Uhr:

Buchvorstellung; Zeitzeugengespräch und Diskussion: Elena Demke: „Der staatsfeindliche Blick. Fotos aus der DDR von Hans-Joachim Helwig-Wilson“

In den westlichen Zeitungen, in denen seine Fotos veröffentlicht wurden, erschien als Urhebervermerk oft nur ein Pseudonym. Den Lesern im Westen vermittelte er eine unverstellte Sicht auf die DDR vor dem Mauerbau. Der Bildjournalist Hans-Joachim Helwig-Wilson zeigte die Grenzschilder mitten in der Stadt, Parolen auf Plakaten und Häuserwänden, Aufmärsche mit trompetenden Kindern und Fahnen schwenkenden Erwachsenen. Aber auch stille Szenen beobachtete er mit seiner Kamera: ein Porträt des Partei- und Staatschefs ikonenartig zwischen Gemüsedosen in einem Schaufenster platziert oder die Trümmerfrau beim Steine klopfen, während ihr die neuen Herrscher von ihren Plakaten aus zusehen. Mit dieser intimen Perspektive von unten machte er sich der Stasi verdächtig – sie ließ ihn verhaften. Elena Demke hat für den Band eine Auswahl aus Helwig-Wilsons fotografischem Werk getroffen, die Fotos kommentiert und lässt erstmals ein breites Publikum an diesen einzigartigen Einblicken teilnehmen. [aus der Verlagsankündigung]

 

Neben der Herausgeberin wird auch der Fotograf Hans-Joachim Helwig-Wilson selbst anwesend sein und mit dem Publikum über seine Bilder diskutieren.

 

In Zusammenarbeit mit dem be.bra Verlag und dem Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen.

 

 

Sonnabend, 27.03.2004, 19.00 Uhr:

Podiumsdiskussion: „Sehnsucht nach der Diktatur?”

Die Podiumsdiskussion greift die Frage auf, wie die derzeitige Ostalgie-Welle die gesellschaftliche Erinnerung an die DDR-Vergangenheit beeinflusst und wie sich das Bild vom untergegangenen SED-Staat im kollektiven Gedächtnis dadurch verändert. Als Teilnehmer der Debatte wurden Persönlichkeiten eingeladen, die teils konträre Meinungen zu dieser Frage – insbesondere zur Betrachtung des DDR-Alltags – vertreten.

Erika Riemann hat in der DDR schon in frühester Jugend unter Repressionen gelitten. In dem Buch „Die Schleife an Stalins Bart“ erzählt sie ihre Geschichte aus den frühen Jahren des Arbeiter- und Bauern-Staates. Damals malte sie mit Lippenstift eine Schleife auf ein Stalin-Porträt und saß dafür acht Jahre im Zuchthaus.

Günter Nooke ist Mitglied des Deutschen Bundestags. Als kultur- und medienpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion verfolgt er seit Jahren den Umgang der Gesellschaft mit der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Zu den Ostalgie-Shows hat er sich mehrfach dezidiert geäußert und unter anderem die Frage in den Raum gestellt, wie wohl die Reaktionen ausfielen, wenn Johannes Heesters eine Erinnerungsshow über das Dritte Reich moderieren würde.

Thomas Pfundtner, der stellvertretende Chefredakteur der Zeitschrift „Super Illu“, war verantwortlich für ein „Ostalgie-Spezialheft“ seiner Zeitschrift, das vor wenigen Wochen erschien. Es fand – wie ähnliche Publikationen – eine große Leserschaft. Das Magazin stieß jedoch auch auf harsche Kritik, unter anderem vom Bundestagsabgeordneten Günter Nooke.

Eine weitere Autorin/ein weiterer Autor n.N.

Oliver Reinhardt ist Redakteur im Ressort Kultur der Sächsischen Zeitung und wird die Veranstaltung moderieren.

 

 

 

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VORSCHAU

 

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24. APRIL 2004

FÜNFTE LEIPZIGER MUSEUMSNACHT

Zur „Nachtschicht2004“ lädt das Bürgerkomitee von 19.00 – 01.00 Uhr in die Gedenkstätte und an andere Schauplätze ein. Unter dem Motto „KEINE goldenen Zeiten“ sind in der Dauerausstellung seltene, normalerweise im Magazin verschlossene Exponate zu sehen. Nebenan, im ehemaligen Stasi-Kinosaal, laufen unter dem Thema „Flucht in den goldenen Westen“ während des gesamten Abends Dokumentationen und historische Aufnahmen. Auch die ehemalige zentrale Hinrichtungsstätte der DDR in der Alfred-Kästner-Straße wird wieder geöffnet sein.

 

Über das genaue Programm informieren wir Sie im nächsten Newsletter und im Vorfeld der Veranstaltung auf unserer Homepage.

 

 

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AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE

 

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Mehr als 600 Gruppen mit fast 10.000 Teilnehmern besuchten im vergangenen Jahr die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ und ließen sich durch die Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ führen. Unter ihnen waren Schulklassen, Studenten, Auszubildende, Soldaten der Bundeswehr, Reisegruppen, Journalisten, Juristen, Teilnehmer von Seminaren zur politischen Bildung und viele mehr. Um alle diese Interessenten kompetent betreuen zu können, arbeitet das Bürgerkomitee seit mehreren Jahren mit Gruppenbegleitern – hauptsächlich Studenten der Universität Leipzig oder einer Hochschule der Stadt.

 

Alljährlich bildet die Gedenkstätte in Zusammenarbeit mit politischen Stiftungen neues Personal für Führungen aus. Auch in diesem Jahr suchen wir wieder Interessenten, die, auf Honorarbasis, gern Gruppen durch die Dauerausstellung begleiten möchten. Sollten Sie Interesse an einer solchen Tätigkeit haben, bitten wir baldmöglichst um eine Bewerbung. Bitte weisen Sie auch Freunde und Bekannte auf unsere Ausschreibung hin. Das nächste Ausbildungsseminar findet vom 29.04. – 01.05.2004 statt, sodass wir uns auch in den kommenden Wochen noch über Ihre Nachrichten freuen.

 

 


 



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Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Homepage.

Die Arbeit des Bürgerkomitees wird gefördert durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien auf der Grundlage eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie durch die Stadt Leipzig und den Kulturraums Leipziger Raum.

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Bürgerkomitee Leipzig e.V.
für die Auflösung der ehemaligen Staatssicherheit (MfS)
Träger der Gedenkstätte
Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker
Dittrichring 24, PSF 10 03 45, D-04003 Leipzig
Tel.: (0341) 9 61 24 43 * Fax: (0341) 9 61 24 99
http://www.runde-ecke-leipzig.de
mail@runde-ecke-leipzig.de
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