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NEWSLETTER AUGUST 2004

 

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

 

wie bereits in den beiden Vormonaten laden wir Sie auch für August wieder dazu ein, unseren Bustransfer zum Museum im Stasi-Bunker zu nutzen. Karten für den 28. August können Sie bereits jetzt telefonisch bestellen oder direkt am Büchertisch der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ kaufen. Nähere Informationen finden Sie im Punkt „Wir laden ein“.

 

Nach der Sommerpause bieten wir Ihnen ab September wieder ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm, über das wir Sie in unserem nächsten Newsletter ausführlich informieren werden. Wir planen unter anderem Diskussionen, Lesungen und Filmnächte. Abschluss und Höhepunkt des Veranstaltungsjahres wird eine Tagung anlässlich des 15. Jahrestags der Besetzung der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit vom 3. – 5. Dezember in der „Runden Ecke“ sein. Auch dafür können Sie sich bereits jetzt anmelden.

 

Zunächst wünschen wir Ihnen noch eine schöne Urlaubszeit und viel Freude beim Lesen des Newsletters.

 

Ihr Bürgerkomitee Leipzig

 

 

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INHALT

Wir laden ein

Neues auf dem Gebiet der Aufarbeitung

Aus der Arbeit der Gedenkstätte

Aus dem Gästebuch

 

 

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WIR LADEN EIN

 

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28. AUGUST 2004

BUSTRANSFER INS MUSEUM IM STASI-BUNKER

Am 28. August fährt wieder ein Bus von Leipzig ins Museum im Stasi-Bunker Machern. In dem Angebot inbegriffen sind Hin- und Rückfahrt sowie eine Führung durch den Bunker, die ehemalige Ausweichführungsstelle des Leiters der Leipziger Stasi-Bezirksverwaltung, in dem Angebot inbegriffen. Abfahrt ist jeweils 14.00 Uhr an der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke” am Dittrichring 24.

 

Die Busfahrt kostet 10,00 €, die Führung durch den Bunker 3,00 €, ermäßigt 2,00 €. Karten gibt es im Vorverkauf am Büchertisch der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke”. Reservierungen sind ebenfalls unter der Tel.- Nr.: 0341/ 9612443 möglich. Kurzentschlossene können sich auch am Sonnabend noch direkt im Museum melden.

 

Weitere Termine für die Tour sind der 25. September und der 9. Oktober. Die nächsten Fahrten sind dann erst wieder für den Sommer 2005 vorgesehen. Das Museum im Stasi-Bunker selbst ist aber unabhängig davon jedes letzte volle Wochenende im Monat, je 13.00 bis 16.00 Uhr geöffnet.

 

 

28. AUGUST 2004

RADTOUR „AUF DEN SPUREN DER BUNKER-GESCHICHTE“

Für den so genannten Spannungs- und Mobilmachungsfall hielt das Ministerium für Staatssicherheit im Raum Machern eine Reihe von Einrichtungen und Anlagen vor. Die 14 km lange Radtour führt an einigen dieser Objekte vorbei: Von der Reserveausweichführungsstelle über den Richtfunkturm auf dem Sorgenberg, die Übertragungsstelle 2 in Gerichshain zur Abgesetzten Sendestelle des Bunkers bei Machern. Nach etwa zwei Stunden endet die Tour am Museum im Stasi-Bunker.

 

Treffpunkt für die geführte Radwanderung ist 13.30 Uhr am S-Bahnhof Machern. Wer möchte, kann sich der Gruppe auch 14.00 Uhr an der ersten Zwischenstation, dem Museum im Stasi-Bunker, anschließen. Die Tour führt durch eine landschaftlich reizvolle Umgebung im Naherholungsgebiet Lübschützer Teiche.

 

 

 

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NEUES AUF DEM GEBIET DER AUFARBEITUNG

 

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Die ARD hat den Einfluss der Staatssicherheit auf ihren Sender untersuchen lassen. Nachdem der Mitteldeutsche Rundfunk 2001 wegen der früheren MfS-Tätigkeit zahlreicher Mitarbeiter fast täglich in die Schlagzeilen geraten war, gab die ARD für sämtliche regionalen Sendeanstalten eine umfassende Studie in Auftrag. Diese entstand im Forschungsverbund SED-Staat an der TU Berlin unter Federführung von Dr. Jochen Staadt. Die Wissenschaftler untersuchten zum einen die Überwachung des DDR-Rundfunks durch die Staatssicherheit und zum anderen, wie das MfS westliche Sender und Korrespondenten zu beeinflussen versuchte.

 

Unter Berufung auf das aktuelle Kohl-Urteil (siehe Newsletter 07/2004) ist nun allerdings nur ein Teil der Studie veröffentlicht worden. Etwa die Hälfte des Konvoluts, so die Argumentation der ARD, müsse unter Verschluss bleiben. Die publizierten Ergebnisse der Forschungsarbeit sind wenig überraschend:

 

Was die Beeinflussung von BRD-Medien durch die Staatssicherheit anbelangt, kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass diese keine bisher ungeahnten Ausmaße hatte. 20 Agenten der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) waren demnach in der ARD platziert, keiner von ihnen hat je wichtige Positionen besetzen können. Somit blieb der Einfluss des MfS auf die Sendeinhalte auch relativ gering, es konnte Programmentscheidungen nie durch direkten Einfluss steuern.

 

Aufschlussreicher ist der andere Teil der Studie. Er befasst sich mit Mitarbeitern, die einst aus dem DDR-Rundfunk übernommen wurden. Dort tauchen auch die Namen zahlreicher MDR-Journalisten auf, deren Stasi-Vergangenheit bereits 2001 bekannt geworden war. Zu denken gibt, dass gleich mehrere davon immer noch oder schon wieder für die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt tätig sind. Udo Foht, der Unterhaltungschef des Mitteldeutschen Rundfunks etwa, musste seinen Posten nach dem Bekanntwerden seiner IM-Tätigkeit nicht räumen. Auch nach Erscheinen der Studie muss er nicht um seinen Arbeitsplatz fürchten, wie der MDR-Intendant Udo Reiter umgehend bekannt gab.

 

Angesichts solcher Entscheidungen stellt sich die Frage nach dem eigentlichen Sinn der umfangreichen Forschungen. Gerade Sender wie der MDR, der die heftige öffentliche Debatte bislang stoisch ausgesessen hatte, sollten die wissenschaftlich hochseriösen Ergebnisse der Studie nutzen, um endlich Konsequenzen zu ziehen. Darüber hinaus müssten die Erkenntnisse ungekürzt in Buchform publiziert werden, damit sie wenigstens dem interessierten Publikum zur Verfügung stehen. Anderenfalls hätten die Gelder für die betriebsinterne Aufarbeitung gleich eingespart werden können.

 

 

 

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AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE

 

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Der Vorplatz der „Runden Ecke“ kann in seinem historischen Zustand erhalten bleiben. Bei einer Spendensammlung für die originalen Peitschenlampen aus den 50er Jahren, die das Bild des Platzes wesentlich prägen, kamen fast 1.500 € für die Sanierung zusammen. Das Bürgerkomitee dankt an dieser Stelle allen, die mit kleinen und großen Summen zur Rettung der denkmalgeschützten Masten beigetragen haben. Der noch fehlende Betrag wurde bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz beantragt und wird von dieser aller Voraussicht nach genehmigt werden.

 

Die „Runde Ecke” war in Leipzig 40 Jahre lang das Symbol für die Unterdrückung durch die SED und die flächendeckende Durchdringung der Gesellschaft mit Misstrauen, psychischer, aber auch physischer Gewalt. An diesem Gebäude verstummte im Vorbeigehen jedes Gespräch. Bis 1989 wurde der Platz vor der „Runden Ecke“ (zum Dittrichring) von Kameras an der Außenfassade des Gebäudes überwacht. Nachts konnte er mit Halogenscheinwerfern bestrahlt werden. Zur normalen Straßenbeleuchtung dienten entlang der Hausfront die in den 50er Jahren üblichen Peitschenlampen. Eine der originalen Stadtfunksäulen, über die am 9. Oktober der berühmte „Aufruf der Leipziger Sechs“ verbreitet wurde, konnte das Bürgerkomitee sichern und direkt vor der „Runden Ecke“ aufstellen.

 

Der Verein betrachtet es bis heute als seine vordergründige Aufgabe, den historischen Ort für die Zukunft zu erhalten. Diesem Anspruch will er ganz besonders im 15. Jahr nach der Friedlichen Revolution Rechnung tragen. Die originalen Rahmenbedingungen von unschätzbarer Bedeutung für die Erinnerung an den Aufbruch zur Demokratie 1989. Besucher unserer Gedenkstätte versichern uns immer wieder, wie eindrücklich gerade die authentische Umgebung auf sie wirkt und die Atmosphäre von ´89 regelrecht greifbar werden lässt.

 

 

 

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AUS DEM GÄSTEBUCH

 

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Mehrere tausend Menschen besuchen monatlich die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker. Manche leben in Leipzig und kommen – häufig mit Gästen – immer wieder in die Ausstellung. Andere kommen von weit her zu Besuch in die Stadt und wollen hier sehen, wo und wie vormals das berüchtigte Ministerium für Staatssicherheit arbeitete.

 

Viele unserer Besucher hinterlassen eine Notiz im Gästebuch und schreiben hier ihre Eindrücke nieder, die sie in der Gedenkstätte gesammelt haben. Unter dieser Rubrik wollen wir monatlich einige dieser Einträge an Sie weitergeben.

 

„Ich konnte ganz wesentliche Dinge über Demokratie und Gesellschaft erfahren und gehe bewusster zurück in die Schweiz, meiner politischen Verantwortung viel näher als vorher.“

Eintrag vom 05.07.2004 von einem Besucher aus der Schweiz

 

„Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, hätte ich es nicht geglaubt, wie organisiert und ‚durchtrieben’ dieser Staat mit seinen Bürgern umgegangen ist. Besonders die Literatur über die Todesstrafe gab mir echt zu denken.“

Eintrag vom 13.07.2004

 

„Diese Ausstellung sollte zum Pflichtprogramm für alle PDS/SED-Wähler werden.“

Eintrag vom 24.07.2004 von einem Besucher aus Dresden

 

„...es ist für mich unvorstellbar, dass es nach ‚dieser Zeit’ noch Bürger aus den neuen Bundesländern gibt, die ‚dieser Zeit’ auch nur 1 % Positives abgewinnen können und sich ‚zurücksehnen’... Vielleicht wäre Kuba der richtige Ort für diese Menschen?“

Eintrag vom 25.07.2004 von einem Besucher aus Wolfsburg

 

 


 



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Die Arbeit des Bürgerkomitees wird gefördert durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien auf der Grundlage eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie durch die Stadt Leipzig und den Kulturraums Leipziger Raum.

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Bürgerkomitee Leipzig e.V.
für die Auflösung der ehemaligen Staatssicherheit (MfS)
Träger der Gedenkstätte
Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker
Dittrichring 24, PSF 10 03 45, D-04003 Leipzig
Tel.: (0341) 9 61 24 43 * Fax: (0341) 9 61 24 99
http://www.runde-ecke-leipzig.de
mail@runde-ecke-leipzig.de
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